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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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klang unterwürfig, „aber Herr Theoderich empfängt keine Keltenkönige.“
„Aus Angst?“
„N . , nein.“
„Also“, kam es darauf knapp vom Fürsten, „dann lasst uns zu ihm führen. Und einem anderen Soldaten tragt Ihr auf, König Odoaker für heute Abend unseren Besuch anzukünden.“
Damit war der Wächter restlos aus den Angeln gehoben. „Zu Befehl“, konnte er nur noch stammeln und führte die Anordnungen prompt aus.
Eine halbe Stunde später saßen der Fürst und Waldur in dem eleganten Offiziersquartier bei Theoderich, einem knochigen, farblosen Mann, Mitte dreißig, der mit seinen Stechaugen und der kräftigen Hakennase das Bild eines Raubvogels abgab.
Der Fürst begann ohne Umschweife: „Gebt das Schloss frei, Herr Theoderich, und dann hebt die Stadtbelagerung auf.“
„Nie!“, schnarrte bös der Raubvogelähnliche, worauf ihn der Fürst in die Enge trieb:
„Gut, dann wenden wir uns an Euren Gebieter. Wer ist das?“
Keine Antwort, nur hartes Fingertrommeln auf dem Marmortisch. Darauf schaltete sich Waldur ein: „Vater, das ist ihm peinlich, er ist doch ein römischer Söldner.“
Das bestritt Theoderich gereizt: „Ich bin mein eigener Herr.“
„Aber von Kaiser Zenon fürstlich bezahlt“, hielt ihm der Fürst entgegen, „ebenso wie Eure verräterischen Mannen da draußen. Nur dürft Ihr nicht glauben, dass Ihr mit dieser Sonderrolle auch nur einen keltischen Regenten aus der Reserve lockt.“
Darüber zuckte Theoderich zwar zusammen, reckte sich dann aber über den Marmortisch dem Fürsten entgegen und giftete ihn an: „Ich warne Euch, Svebenkönig. Und ich warne alle Germanen“, wobei er zynisch die römische Bezeichnung ‚Germanen’ betonte, „sowie mir einer von Euch frech kommt, schlage ich zu, schlage ich ganz Ravenna zusammen!“
„0 h o o o “, reagierte der Fürst auf diese Drohung, „Ihr kommt selbst zur Sache. Dann kann ja auch ich jetzt deutlicher werden. Also, Herr Theoderich, nach zwei Jahren Belagerung solltet Ihr erkannt haben, dass Euch kein Kelte je angreifen wird.“
Theoderich fuhr von seinem Stuhl hoch, der Fürst aber sprach unbeirrt weiter: „Nichtdoch, Herr Offizier, nehmt wieder Platz und hört mir zu. Wir alle haben Euch durchschaut - Ihr wollt hier einen Krieg heraufbeschwören, mit dem Hintergedanken, nach Eurem Sieg von den Römern auf König Odoakers Thron gehoben zu werden. Nur kommt es zu keinem Krieg, und je länger Ihr die Belagerung hinauszieht, desto deutlicher erkennt Kaiser Zenon Eure Unfähigkeit als Heerführer.“
„Noch ein Wort, und ich lass Euch rauswerfen!“, drohte darauf außer sich Theoderich, doch der Fürst fuhr unbeirrt fort:
„Die Verachtung der Kelten habt Ihr Euch bereits erworben, und die der Römer ist Euch auch bald gewiss, womit Ihr dann Euren römischen Befehlshabertitel verliert. - So“, er erhob sich, „gehen wir, Waldur, Herr Theoderich muss mit seinen neuen Überlegungen jetzt alleine sein.“
Sie schritten an dem erstarrt dastehenden Theoderich vorbei aus dem Empfangsraum. Und anschließend verließen sie ebenso unbehelligt das übrige Quartier, hoffend, dass Theoderich nun so in Panik gerät, dass er die Palastwachen baldigst abzieht.
Die erste Bestätigung dafür bot sich ihnen bereits am gleichen Abend am Schloss, das zwar nach wie vor umstellt war, sie jedoch unbehindert betreten konnten. Und als sie schließlich König Odoaker begrüßten, vermochte der seine Dankbarkeit nicht in Worte zu kleiden.
    A uf der Heimreise, die sie bequem in Droschken zurücklegten, kamen dem Fürsten jedoch Bedenken - war sein rigoroses Vorgehen wirklich klug gewesen? Womöglich sehe Theoderich die Ruhigstellung seiner Wachtsoldaten inzwischen als voreilig an und verstärke sie sogar, als Beweis, dass er nicht einzuschüchtern sei.
Auch Waldur hegte ein ungutes Gefühl, er dachte allerdings an spätere Zeiten. „Ein ganz Skrupelloser, dieser Theoderich“, sagte er zu seinem Vater, „ein Geier. Wer weiß, was er in Italien noch anrichtet.“
„Ja, wer weiß. Ich habe diesen Menschen falsch eingeschätzt, im Nachhinein sage ich mir, wir hätten leisere Töne anschlagen sollen, um ihn später bei den Römern selbst auflaufen zu lassen.“
„Wäre wohl besser gewesen, nach vier, fünf Monden würde er bei Zenon in Ungnade fallen und wäre damit weg vom Fenster.“
„Allerdings nicht für immer“, gab der Fürst zu bedenken, „irgendwann käme er aus einem anderen Schlupfloch gekrochen. Einem Geier kann man nur für

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