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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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selbst alleine sein wollte. Und er hatte keine Ahnung, woher diese immer dunkler gewordene Niedergeschlagenheit rührte, der er hilflos ausgeliefert war. Überdies peinigten ihn seit dem Frühjahr Selbstvorwürfe, denn seine Melancholie hatte sich auf den feinnervigen Scalla übertragen und ihn schließlich dahingerafft, wofür sich Waldur die Schuld zuschrieb.
Chrodegilde aber beobachtete all dies mit Zufriedenheit und Hekate mit lauerndem Schlangenblick.
    A lle Prüfungen bestanden, Waldur war erleichtert. Kaum fühlbar allerdings, denn mehr ließ seine Schwermut nicht zu.
    A ußerdem hatte er einen Brief von Chrodegilde erhalten, in dem sie ihm freudig mitteilte, ihre Verlobung mit Gunnar sei nun gelöst. Dann klagte sie, sie wisse nicht, wie sie die vielen Monde seiner bevorstehenden Schweigeära ohne ihn durchstehen soll und hatte listig hinzugefügt, sie könne sich wohl nur helfen wie bisher immer: Jedes Mal wenn sie die Sehnsucht nach ihm umzubringen droht, werde sie sich die schöne Goldbrosche von ihm betrachten, denn die erinnere sie an seinen so reizenden Heiratsantrag in Soissons, den wahrscheinlich einige Gäste mit angehört hätten, und der ja nun in ihrer baldigen Hochzeit seine Erfüllung finden werde.
Darüber erschrak er bis ins Mark, denn nun fühlte er sich noch unlösbarer an sie gefesselt. Ausgerechnet jetzt muss sie mich damit behelligen, wenige Tage vor Antritt meiner Schweigeära, warf er ihr innerlich vor.
Allerdings hätte Chrodegilde diesen Brief in ihrer zugenommenen Verliebtheit gerne zärtlicher formuliert. Doch sie hatte ihm auf Hekates Geheiß diesen Inhalt verleihen müssen, damit ihnen Waldur durch die Heilskraft der Druiden während seiner Schweigezeit nicht entgleitet.
Nun wäre es ungerecht, an dieser Stelle nicht zu erwähnen, dass Chrodegilde keineswegs nur dämonische Ambitionen hegte, sie besaß auch menschliche Eigenschaften, Gefühle und Bedürfnisse. Wie auch sonst hätte sie sich in Waldur verlieben können. Beispielweise konnte sie humorvoll sein, auch kameradschaftlich und, man sollte es nicht meinen, beizeiten sogar hilfsbereit. Außerdem litt sie nicht selten an Angst. Insbesondere fürchtete sie die Strenge ihres Vaters und noch mehr die der Hekate, ihrer grausamen, unduldsamen Herrin.
    W aldur, der sich ab morgen seinen bisher anspruchsvollsten Reifeprüfungen unterziehen will, unternahm nun das einzig Richtige, er setzte sich vom späten Nachmittag an in einen besonders beschaulichen Abschnitt des Tempelgartens, um Ausgeglichenheit zu finden. Doch Chrodegildes Bann lastete so schwer auf seinem Gemüt und ihr Brief so finster auf seinen Gedanken, dass sein Vorhaben zu scheitern drohte. Nur langsam, sehr langsam kehrte dann etwas Frieden in sein Inneres, wozu auch die hiesige idyllische Atmosphäre beitrug. Eine Meditation, die er angestrebt hatte, konnte ihm allerdings nicht gelingen, so lange er hier auch, auf sich selbst besonnen, verweilte.
Der Abend ging bereits in Nacht über, als er sich schließlich erhob und dann den kurzen Heimweg antrat. Zwar war sein Herz noch ebenso schwer wie zuvor, aber er fühlte sich ein wenig gelassener, womit er sich zufrieden geben musste.
    W enn still der ganze Mensch schweigt,
    s ich bis zum Seelengrund neigt,
    d ann wird ihm offenbar
    d ie Ode des Sonnenaar.
    E s war Neumond. In dem sanft von Kerzen beleuchteten Gebetszimmer der Priester stand Hermod, dessen schulterlanges, silbrig-blondes Haar seiner Erscheinung etwas Jüngling- und zugleich Engelhaftes verlieh. Vor ihm kniete Waldur, erwartungsvoll und doch voller Bangen. Hermod wusste, wie seinem Schüler zumute war, lächelte ihn ermutigend an und erkundigte sich, ob er für die Schweigeprüfungen bereit sei. Waldur bejahte.
„Dann schließe jetzt die Augen“, hieß ihn Hermod, „und konzentriere dich auf dein Seelenherz.“
Waldur versenkte sich. Nach einer Weile legte Hermod ihm leicht die Hände aufs Haupt, und als er gewahrte, dass Waldurs Konzentration tief genug war, summte er das weißmagische Priesterwort. Darauf sackte für die Zeit seiner Schweigeära eine dumpfe Last, der schwarze Zauber, von Waldur ab, und anschließend fühlte er aus Hermods Händen eine warme Lichtkraft durch seinen Körper fluten. - Zeitlos lange . . . ..
Wie ist mir? . ..Wo bin ich - noch im Midgard?, fragte sich Waldur, dem Zeit-, Orts- und Körpergefühl abhanden gekommen war. Ja, erkannte er allmählich, die Schweigeära, meine Vorbereitung auf die Schweigeära. - Eine Reinigung

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