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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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vor Augen, wobei sich seine Brust zusammenzog. - Besser, ich streiche sie bis zum Ende der Schweigezeit aus meinem Gedächtnis, nahm er sich vor, denn seit jeher hat sie mein Herz statt erweitert beengt. Gleichzeitig verbanne ich auch allen Neid auf draußen die Menschen, ich gönne ihnen doch ihre Freiheit, wirklich, ich liebe sie doch, alle, ich liebe alle Wesen der Welt. Während dieser hellen Gedanken kam sein inneres Eichhorn hoch gehuscht, blickte sich ruhig-freudig draußen um und genoss die Weite der weißen Schneewelt.
Von diesem Tag an gelangen ihm endlich seine neuen Meditationen, und dadurch wurde leise das neue Heilswort in seinem Herzen lebendig. Auch Ethnes Ankündigung bewahrheitete sich, der kleine Raum verlor für ihn langsam das Bedrückende.
    B is auf den nächsten Vollmondtag, da überkamen Waldur Momente, wo er die Wände sprengen wollte. Ruhig, ganz ruhig, sagte er sich in solch einem Moment gerade wieder, setze sich auf die Matratze und betrachtete möglichst gelassen die gelbliche Maserung der gegenüberliegenden Holzwand. Nicht lang, und die Wand schien sich nach außen zu wölben. Ich könnte sie mit Magie durchdrücken, wusste er. Unversehens weitete sich die Wand unter diesem Gedanken - wurde durchlässig. Das brachte ihn zur Vernunft. Aufhören!, befahl er sich, und augenblicklich stand die Wand wieder da wie zuvor. Er wusste, mit Magie zu spielen ist gefährlich, färbt sie dunkler.
„Gehe niemals gedankenlos mit deiner Magie um“, hatte Ethne ihm bereits zu Beginn der Regentenausbildung ans Herz gelegt, „und setze sie vor allem nie zum Eigennutz oder Selbstschutz ein, nicht mal in lebensbedrohlichen Situationen. Das dürftest du erst, wenn deine Magie makellos weiß, also mit dem göttlichen Willen eins geworden ist.“
Er hatte sich seitdem stets daran gehalten. Um sich abzulenken, wandte er sich wieder seiner Schnitzerei zu. Heute müsste doch Hermod kommen, fiel ihm ein, die Hölzer begutachten, sie mir wieder wegnehmen.
Doch der Tag ging zur Neige, ohne dass Hermod erschien.
    H eitere Gelassenheit . . , Liebe allen Wesen . . ,sagte sich Waldur immer wieder, beim Erwachen, den Tag über, vor dem Einschlafen und vornehmlich, wenn doch wieder ein Negativgedanke in ihm auftauchte. Und wie häufig das vorkam. Nun hatte er jahrelang an sich gearbeitet, hatte sogar geglaubt, die meisten unguten Eigenschaften überwunden zu haben, doch jetzt, eingesperrt in einer Kammer und gezwungen, sich seinem inneren Drachen zu stellen, erschrak er, mit wie viel dieses Untier noch aufwarten konnte.
Am meisten machte Waldur sein häufiges Ärgern zu schaffen. Unglaublich, welche Kleinigkeiten ihn ärgerten - wenn er sich in dem engen Waschraum die Ellbogen stieß, wenn frühmorgens, wo er doch seine Atemübungen durchzuführen hatte, wieder dieser Hitzeschwall aus dem Schacht geschossen kam, oder, wenn ein Priester beim Essenhinstellen seine Schnitzwerkzeuge verschob.
„Dieser Ärger, diese meistverbreitete Unart der Menschen“, hatte Ethne ihren Schülern, vorwiegend Waldur, mehrmals gesagt, „wie sehr vergiftet man sich selbst damit, und wie leicht steckt man andere damit an.“
Erst unter den jetzigen Bedingungen wurde Waldur klar - er muss diese Unart bei sich ausmerzen, und zwar restlos.
So bemühte er sich um die Läuterung seines Gemüts, des Willens und des Intellekts, Tag für Tag, Stunde um Stunde. Ebenso strebte er tiefere Konzentration bei den Selbstversenkungen an. Doch ohne die Hilfe der Druiden, die bislang nicht ein einziges Mal zu ihm hereingeschaut hatten, fiel das doppelt schwer. Es traten Situationen ein, wo er verzweifelte, da er vermeinte, nicht einen Schritt vorangekommen zu sein. Dann aber gelang ihm unerwartet wieder eine wundervolle Selbstversenkung, nach der sein inneres Eichhorn lange nur nach oben strebte und er erstaunliche künstlerische Inspirationen empfing, so, als habe sich ihm im Götterhimmel eine Muse zugeneigt. Ach doch, im Laufe der Zeit erkannte er schon, dass sein innerer Drache an Kraft verlor, und bald bemerkte er gar mit Freuden, wie sich sein Seelenherz sachte zu öffnen begann.
Darüber verging Woche um Woche.
Und im Laufe dieser Wochen war er mehr und mehr alleine gelassen worden. Hatten sich anfangs die Priester beim Essenbringen meist etwas zu ihm gesetzt, um ihm nett zuzureden, so waren ihre Besuche bald kürzer und die Priester selbst immer einsilbiger geworden. Schließlich waren sie gänzlich verstummt, und seit kurzem stellten sie Speisen und

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