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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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„im Wonnemond, noch vor Walpurgis, wird es zur Welt kommen.“
„Im Wonnemond“, wiederholte er mit weicher Stimme, „wie werde ich diesem Tag entgegenfiebern.

Kapitel 14
Ab Frühjahr 494
    S o gewissenlos Chlodwig einerseits war, für seine Familie brachte er sich seit jeher fast um. Diesmal sogar wörtlich. Sein Söhnchen Ingomar, er war nahe dran, ihm zu folgen - ins Jenseits. Warum nur haben die Götter ihm sein Söhnchen geraubt, haderte er, warum? Gerade vier Wochen alt, hatte Ingomar am arianischen Taufbecken sein zartes Leben ausgehaucht. In den Armen Chrodegildes, die der Schreck hatte erstarren lassen. Chlodwig bekam diesen entsetzlichen Moment wieder und wieder vor Augen.
Erst als seine erdrückenden Trauerwolken begannen, sich aufzulösen, betrat er wieder die Regierungsräume. Doch er war außerstande, sich zu konzentrieren, denn jetzt blockierten seinen Verstand die Fragen - waren es die arianischen Götter, die ihn mit Ingomars Tod bestraft hatten, waren es die heidnischen? Sollte er etwa wieder Heide werden? Diese Gedanken marterten ihn unablässig, bis er um seinen ohnehin schon erheblich angegriffenen Verstand bangte.
Um aus diesem Zustand wieder heraus zu finden, begab er sich eines frühen Morgens in aller Heimlichkeit auf den Weg nach Frowang, das ihm nach wie vor eine zweite Heimat war.
    E in guter Entschluss. Denn in Frowang, das sich mit einem üppigen Blütengewand geziert hatte, empfing Chlodwig jene Unbeschwertheit, derer sein Herz so dringend bedurfte. Und im Alemannenpalast umgab ihn dann bereits beim Eintreten warme Geborgenheit. So begann sich seine Brust schon bei der Ankunft etwas zu lockern.
Das merkte ihm die Fürstenfamilie erfreut an, dennoch verhielt sie sich zurückhaltend, um die gerade eingesetzte Heilung seiner wunden Seele nicht zu beeinträchtigen. Deshalb bot ihm die Fürstin auch seine frühere, noch immer für ihn offenstehende Dachkammer an, denn Siglinds und Waldurs Wohnung schien ihr jetzt nicht geeignet für ihn, da die beiden vor sechs Tagen Eltern eines Jungen geworden waren, was Chlodwigs Zustand ihrer Meinung nach nicht zuträglich sei.
Doch sie irrte. Gerade die Kinder zogen Chlodwig an, sowohl der neugeborene Gernod wie auch Gudruns und Hilibrands inzwischen vierzehn Monde alte Inga, weshalb für Chlodwig kein anderes Logis als Siglinds und Waldurs Gästestube in Frage kam.
Das Fürstenpaar wie auch Gudrun und Hilibrand ließen sich dann nicht allzu oft und stets nur kurz bei Chlodwig blicken, sie schenkten ihm bei diesen Gelegenheiten lediglich ein paar warme Worte und zogen sich wieder zurück. Chlodwig tat ihr umsichtiges Verhalten gut, er saugte es auf wie ein ausgetrockneter Schwamm, denn nach solch einer Fürsorge hatte er lange gedürstet. Und die beiden Kinder, nach denen er öfters schaute, erhellten jedes Mal ein wenig sein Gemüt.
Auf dieser Grundlage konnte Waldur seinen Freund allmählich aufrichten. Jeden Morgen, Mittag und besonders an den Abenden unterhielt er sich eingehend mit ihm. „Keine Götter strafen“, hatte er zunächst versucht, Chlodwig von seiner irrigen Vorstellung abzubringen, „denn die Götter, ihr Arianer nennt sie ja jetzt Engel, sind voller Liebe, wie also sollten sie strafen können?“
Chlodwig aber war von dem Gedanken der strafenden Götter oder Engel nicht abzubringen, zumal Waldur als Kronprinz auch Eddapriester war, dem er in Religionsfragen nicht mehr zu glauben wagte. Als Waldur dies erkannte, tastete er sich in ihren Gesprächen vorsichtig zu Ingomar selbst vor, bis er Chlodwig sagte: „Wir haben doch alle gesehen, wie schwächlich Ingomar war, viel zu zart für das harte Leben im Midgard. Jetzt weilt er im Nifelheim, Blutsbruder, und dort fühlt er sich wohl.“
Darauf reagierte Chlodwig endlich erleichterter: „Doch, das sehe ich ebenso, und das beruhigt mich auch.“
Nach weiteren Gesprächen dieser Art, die Chlodwig sichtlich aufbauten, enthüllte er Waldur eines Abends seine eigentlichen Nöte: „Ich finde mich einfach nicht mehr zurecht, mon ami. Ich weiß nicht, ob ich Arianer bleiben oder besser wieder Heide werden soll, und keiner der Götter gibt mir ein entsprechendes Zeichen. Schließlich geht es auch um mein Volk. Ein Regent ist doch gleichzeitig religiöses Vorbild, und da ich nun mal kein ausgebildeter Regent bin, muss ich mich auf diesem Gebiet doppelt bemühen. Ich muss endlich den passenden Glauben für mich finden. Du weißt am besten, welch tiefgläubiger Mensch ich bin und kannst

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