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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Danach mussten sie packen, denn Tags drauf stand ihre Heim- und für die fünf angehenden Ritterschüler die ‚kleine Junkerreise’ an. Die kleine Junkerreise bestand aus einem rund zehnwöchigen Ritt nach vorgeschriebener Route, auf dem jeder auf sich alleine gestellt war. Sie war zwar eine Bewährung, doch gleichsam ein Vergnügen, dem jeder freudig entgegen sah. Das war den Jünglingen auch zu gönnen, denn anschließend mussten sie mehrere Jahre eine Druidenschule besuchen, wo sie nicht nur höhere Bildung, sondern vorrangig den ritterlichen Schliff erfuhren, und der war als äußerst hart bekannt.
    T rotz ihrer Freude auf den Junkerritt fielen Waldur und Chlodwig der Abschied von der Merowingerburg schwer. Chlodwig bedeutend mehr noch als Waldur, wie König Childerich und seine Frau, Königin Basina, dem kleinen Wicht anmerkten. Zu viert saßen sie am letzten Abend auf den Gartenstühlen der Schlossterrasse, während der Merowinger die unter sich blickenden Jünglinge mit geschickten Worten zu ihrer weiteren Ritterausbildung ermutigte. Und das gelang ihm so vortrefflich, dass Waldur bald aufrecht auf seinem Stuhl saß und Chlodwig sich nach einiger Zeit bereits als Ritter, als einen stolzen, waffengerüsteten Ritter an der Spitze eines Soldatenheers sah, wobei ihm diese Vorstellung immer deutlicher aus seinen hellgrünen Augen stach. Seine Mutter missbilligte das, weshalb sie herausstrich: „Selbstverständlich wünschen wir euch, dass ihr als Ritter nie in einen Krieg ziehen müsst.“
„Doch“, schoss es Chlodwig aus seinem vorlauten Mund, „gegen die Römer! Wir müssen verhindern, dass sie mit ihrem Katholizismus noch mehr Gallier verseuchen, sie wollen ja jetzt in Tournai sogar schon eine Christenkirche bauen.“
„Junge“, maßregelte Basina ihn, „gegen das Christentum ist nun wirklich nichts einzuwenden, wohl aber gegen einen Religionskrieg.“
„Und gegen die Arianer?“, wollte nun Waldur erfahren, „warum haben so viele Kelten den arianischen Glauben angenommen? Selbst Chilperich, einer der zwei Teilkönige Burgunds.“
Darauf winkte Basina verächtlich ab: „Das Arianische ist keine Religion, es ist nichts als ein zweckgebundenes Gemisch aus dem Heiden- und dem Christentum. Mal geben sich die Arianer auffallend heidnisch, dann wieder mehr katholisch, stets, woher gerade die größeren Vorteile für sie winken. Ihr Zwei setzt euch später hoffentlich mal gegen deren Machenschaften ein. Besonders du, mein Sohn, der du mal unseren salischen Stamm regieren wirst.“
Diese Gesprächswendung nutzte der Merowinger, um Chlodwig zu eröffnen, was Basina und er ihm zum Nachdenken auf seinen Junkerritt mitgeben wollten: „Deshalb, mein Junge, legen deine Mutter und ich Wert darauf, dass du nach deinem Ritterschlag, trotzdem du bereits Kronprinz bist, noch die Regentenausbildung absolvierst. Ganz, wie sich das schickt.“
Das riss Chlodwig vom Stuhl hoch. „Non“, entsetzte er sich, „da werde ich ja nie fertig mit Studieren.“ Sein Gesicht verlor alle Farbe. „Non, das schlagt euch aus dem Kopf!“
Der Merowinger bewahrte seine Ruhe, als er Chlodwig nahe legte: „Bei deiner Intelligenz wirst du die Ritterausbildung ohnehin in dem Minimum der vorgeschriebenen Zeit meistern, und das könnte dir beim anschließenden Regentenstudium ebenfalls gelingen. Wärst nicht der erste.“
„Will ich nichts von hören!“
Sein Vater fuhr dennoch fort: „Vielleicht bedenkst du auch, wie peinlich es unseren Saliern sein müsste, einen unechten König auf dem Thron zu haben. Auf deiner Reise hast du jedenfalls Zeit genug, dir darüber Gedanken zu machen.“
„Brauchst du gar nicht mit zu rechnen“, revoltierte Chlodwig weiter und hetzte, Hände am Rücken und den Kopf mit der frechen Spitznase nach vorn gereckt, im Zickzack über die Terrasse, wie ein gejagter Floh, stets im Zickzack hin und her. Plötzlich machte er vor Waldur Halt und blaffte ihn an: „Glotz nicht so mitleidig, dank lieber den Göttern, dass dir dieses Schicksal erspart bleibt.“
Waldur wollte etwas entgegnen, doch Chlodwig bremste ihn mit angehobenen Händen: „Halt jetzt bloß deinen dappigen Mund, machst sonst alles nur noch schlimmer!“
Blieb Waldur eben still und hütete sich auch, Chlodwig noch einen Blick zu schenken. Der wurde nach und nach ruhiger, und als er schließlich wieder seinen Stuhl einnahm, knotterte er: „Ich hab’s immer gesagt, die Götter strafen stets nur die Kleinen. Hab ich das nicht immer gesagt,

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