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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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allesamt in Nordgallien liegen, zu einem Bund zu vereinen. Und dann einen übergeordneten König an die Spitze, genau wie bei euch Sveben. Wenn man nämlich mit den einzelnen Frankenfürstinnen und -fürsten vernünftig redet, sind sie garantiert bereit dazu, und dem römischen Statthalter kann man mit der Zeit auch sein Einverständnis abringen. Alles eine Frage von Diplomatie.“
„Jei, Chlodwig, du hast dir aber Gedanken gemacht“, staunte Waldur, doch der ging kaum darauf ein.
„Habe ich“, bemerkte er nur und fuhr fort: „Bien, bis dahin haben mir meine Eltern auch zugehört. Wie ich sie aber darauf hingewiesen habe, dass man zu diesem Zweck - und zwar nur nach außen! - den Besatzern etwas Entgegenkommen beweisen müsse, nämlich ein paar Abstriche in unserer heidnischen Lebensweise vornimmt, da hättest du ma m�re erleben sollen. Ob ich, der künftige Merowinger, denn gar keine Ehre im Leib habe, hat sie mich angefahren, ich wolle den Römern ja unser Eddagut zum Handel anbieten - und so weiter und so weiter. Am Ende hat sie gehöhnt, meine weitere Ausbildung werde mir diese pubertären Grillen schon austreiben. Pubertäre Grillen! Und papa hat ihr auch noch zugestimmt.“
Waldur wollte etwas einwenden, doch Chlodwig ließ ihn nicht dazu kommen: „Dabei ist mein Plan einwandfrei“, hob er hervor, „die Götter würden ihn unterstützen. Stell dir vor, Blutsbruder, alle Franken, bis über den Rhein hinaus und südlich bis einschließlich Köln zu einem großen Volk vereint. Und dann mon p�re, der einzige König unter den vierzehn Frankenregenten, sein Oberhaupt. Unsere Besatzer, diese Stinkzwerge, müssten mit der Zeit katzebuckeln vor uns, wir könnten so gut wie in Freiheit leben.“
Unverhofft hielt er inne. Dann sah er ängstlich zu Waldur hoch und wollte von ihm wissen: „Hältst du das alles für verrückt? Oui? Ganz ehrlich, mon ami, glaubst du, dass ich jetzt verrückt werde wie Alverich?“
„Unsinn“, lachte Waldur, doch Chlodwig reichte diese Antwort nicht, weshalb er nachsetzte:
„Vielleicht aber doch. Du weißt doch, dieses Zurren und Zacken manchmal in meinem Kopf, von dem ich dir erzählt habe.“
„Hör auf damit, du bist hochintelligent, das sagt dir jeder Lehrer.“
Darauf seufzte Chlodwig enttäuscht, er hatte sich von seinem Freund etwas Verständnis für seine heimlichen Ängste erhofft.
Der griff stattdessen wieder ihr unterbrochenes Gespräch auf: „Dein Plan imponiert mir, Blutsbruder. Nur ist er wohl schwer durchzuführen, wegen dieser ständigen Unstimmigkeiten unter euren Regenten.“
Chlodwig, wieder ganz beim Thema, erklärte ihm: „Genau das meine ich, und mon p�re wäre der richtige Mann, diese Unstimmigkeiten, die ja nur von diesen Stinkzwergen angezettelt werden, aus der Welt zu schaffen. Dann wäre es nur noch ein kleiner Schritt zu einem fränkischen Bündnis.“
„Ein fränkisches Bündnis“, wiederholte Waldur nachdenklich, „hört sich vielversprechend an.“
Chlodwig antwortete nicht, konnte er gar nicht, denn ihn berauschte gerade wieder die Vorstellung, dass die Franken dann ebenso reich und angesehen werden könnten wie die Alemannen. Was sicher auch Uta, seiner klugen, geliebten Uta, imponieren würde.
Als sie schließlich schweigend ihren Weg wieder fortsetzten, beschäftigten Waldur Chlodwigs ausgereifte Ideen, wobei er sich neben seinem kleinen Freund, der ihm kaum bis zur Schulter reichte, wie ein großer Dümmling vorkam. Das aber rührte auch daher, dass Chlodwig derartige Themen stets wie Glockenklänge aus seinem Mund tönen ließ, weshalb Waldurs Reaktion darauf nicht ungewöhnlich war.
Jetzt schnitt sich Chlodwig mit seinem stets mit sich führenden Messerchen neben von einem Rosenbusch eine dicke rote Blüte ab, und während er sie zwischen die Federn seines Junkerhutes steckte, gestand er fröhlich: „Ich bin glücklich, wieder hier zu sein, mon ami. Du glaubst es nicht, bin ich bei euch, dann zwickt mich oft Heimweh nach meiner Familie, bin ich aber zu Hause, dann sehne ich mich wie blöd nach Frowang. Verrückt, was? - Da hast du es, ich bin verrückt.“
„Ach, Chlodwig.“
„Äch, Chlödwisch“, äffte er ihm hässlich nach.
    T ags drauf empfingen die Klassenkameraden Chlodwig mit viel Hallo. Ihren ulkigen, stachelköpfigen Mitschüler, den man eher für einen Kobold als für einen Kronprinzen halten konnte, zumal er sich oft genug respektlos frech wie ein Kobold aufführte.
    D och bereits von der ersten Unterrichtsstunde an

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