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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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beschäftigten ihn unablässig seine politischen Zukunftspläne, die er möglichst schon nach der Ritterausbildung mit seinem Vater in die Tat umsetzen wollte.
Ja, ja - Chlodwigs Ehrgeiz.
    D er Begriff Ehrgeiz stellte dann auch das Thema seines ersten Abends bei Ethne dar. Bei diesem Gespräch unter vier Augen legte sie ihm ebenso eindringlich wie anschaulich dar, wie sehr er sich selbst mit seinem Ehrgeiz im Weg stehe. Mit Strebsamkeit jedenfalls, wie er sich das selbst und anderen einreden wolle, habe er absolut nichts zu tun.
„Außerdem, Chlodwig,“ fuhr sie fort, „erreichst du mit ihm niemals dein erstrebtes Ziel, nämlich Anerkennung, Respekt. Eher tritt sogar das Gegenteil ein. Denn, überlege, du geizt um Ehre, du g e i z t um sie und unbeabsichtigt gleichsam mit ihr, wie also könntest du auf diese Weise einst ehren v o l lwerden und somit Anerkennung gewinnen? Jede Art von Geiz zieht nun mal die Seele des Menschen zusammen und infolgedessen auch seinen Körper, dadurch wird ein Geizhals immer verkrampfter, verknöcherter und verbissener, er wird abstoßend. Und wisse vor allem, dass dein Ehrgeiz eine gefräßige Frucht deines inneren Drachens ist, die zudem unermüdlich von dessen Flammen angepeitscht wird, damit sie ja nie ermüdet, vielmehr mit ihren hundert Saugnäpfen gefräßiger und immer gefräßiger wird. Denn letztendlich speist sie mit ihrer Nahrung ihren Erzeuger, deinen inneren Drachen.“
Da Ethne beobachtete, wie ihre Erklärungen in Chlodwig arbeiteten, räumte sie ihm etwas Zeit ein, ehe sie noch deutlicher wurde:
„Du läufst Gefahr“, sprach sie mit nun sanfter Stimme weiter, „dass dein Verstand, der ja ungewöhnlich hoch und somit äußerst empfindlich ist, einst durch diesen Vorgang von deinem Drachenfeuer regelrecht versengt wird. Ja, Chlodwig, und wenn du dagegen nichts unternimmst, wirst du Opfer deines eigenen Ehrgeizes.“
Das begriff er, und augenblicklich packte ihn wieder diese Angst um seinen Geisteszustand. Ethne entging das nicht, weshalb sie ihm mit festem Blick in die Augen empfahl: „Lass den Intellekt stets über das niedere Gemüt regieren, und du bleibst Sieger. Ich kenne deine inneren Nöte, Chlodwig, weiß aber auch, dass du guten Willens bist, und deshalb kann ich dir helfen. Mit vereinter Kraft kann es uns Zwei gelingen, deinen fatalen Ehrgeiz zunächst zum Schweigen zu bringen und ihn anschließend in positive Energie umzuwandeln. Glaub mir, das ist möglich, und nur so kannst du künftig deinen Verstand in fester Hand behalten.“
Bereits während dieser Worte verflüchtigte sich Chlodwigs Angst wieder, und statt ihrer keimte Hoffnung in ihm auf. Da war jemand, der ihn verstand, ihm sogar Hilfe anbot, er konnte es kaum fassen. Waldur hatte er häufig und auf allerlei Art auf seine innere Zerrissenheit aufmerksam zu machen versucht, doch völlig erfolglos. Und nun deutete sich doch Hilfe an. Einen Moment lang war er nichts als beglückende Hoffnung. Deshalb beendete Ethne an dieser Stelle auch den Abend, und beim Verabschieden gab sie ihm mit auf den Weg: „So, mein einsichtiger Chlodwig, jetzt schlaf erstmal über unser Gespräch, und du wirst sehen, bereits ab morgen gelingen dir deine Meditationsübungen besser. Noch etwas, ab morgen verrichtest du statt der Feldarbeiten wieder deinen Kurierdienst, das wird sonst alles zu viel für dich.“
„Merci, verehrte Druidin“, brachte er bewegt hervor, „merci !“
    T rotz Chlodwigs darauf tatsächlich rasch eintretender Fortschritte, behielt Ethne ihn am straffen Zügel. Das Fürstenpaar wie auch die Kronprinzessin redeten Chlodwig, der meist erst lange nach der Abendbrotzeit vom Tempel in den Palast kam, mit Engelszungen zu. Sie erinnerten ihn, dass er dafür doch der einzige Student sei, der nicht hart bei der Ernte mithelfen müsse, und dass sich Ethne, wie er berichte, immer löblicher über ihn äußere. Der Zuspruch tat ihm gut. Bald stellte er auch zu seiner eigenen Erleichterung fest, dass sein Ehrgeiz langsam die Herrschaft über ihn aufgab, wodurch sich im Laufe der Wochen sein Verstand tatsächlich wieder festigte und das Zucken und Zurren in seinem Schädel ein Ende fand.
    W aldur nutzte währenddessen die Abende ohne Chlodwig auf seine Weise. Er hatte zunehmenden Gefallen an Meister Eriks Kunstwerkstätten gefunden, und da er jetzt nachmittags wegen der Ernte nicht mehr dort tätig sein konnte, versuchte er es abends. Meist fand er Erik noch darin vor, und zwar alleine, ohne seine dreizehn

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