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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Raum, „darf ich stören?“
„Tretet ruhig näher.“
Er schritt zu Chlodwig, der mit einem Mal, nichts Gutes ahnend, stocksteif dastand, und als er Chlodwig erreicht hatte, trug er ihm vor: „Mon Dauphin, mein Kronprinz, ich soll Euch bitten, umgehend mit mir zum Merowingerhof zu reiten. Euer Vater hat einen Rückfall erlitten.“
Der Herold hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, da nickte Chlodwig bereits entschuldigend zum Fürstenpaar hin und hastete aus dem Saal. Draußen hetzte er über den Flur und dann, jeweils zwei Stufen nehmend, die Treppen hinauf.
In Waldurs Kammer zerrte er kopflos seine Kleidung aus dem Wandkasten, „wo sind - wo sind . .“
„Hier sind deine Reitstiefel“, half ihm Waldur, der ihm nachgeeilt war, und reichte sie ihm hin. Dann redete er ihm zu: „Zieh dich in Ruhe um, Chlodwig, ich packe derweil deine Sachen. Und sei nicht so verschreckt, ist sicher nur halb so schlimm mit deinem Vater, genau wie das letzte Mal.“
„Oui - aber . .“
„Bestimmt, Chlodwig.“
    K urze Zeit später bestieg Chlodwig auf dem Schlossplatz seinen inzwischen gesattelten Falben.
„Ist bestimmt nur halb so schlimm“, versuchte Waldur neuerlich, ihn zu beruhigen.
Chlodwig nickte nur, wandte - „zck, zck, zck“ - sein Pferd und eilte mit dem Herold davon.

Kapitel 6
Ab Nebelung 482
    U m nicht fortwährend an Chlodwig und seinen erkrankten Vater denken zu müssen, hatte sich Waldur in Eriks Kunstwerkstätten intensiver denn je mit Modellieren und Schnitzen, mit Bauzeichnen und architektonischen Berechnungen abgelenkt. Der Fürst wünschte zwar, dass Waldur nach seinem Ritterschlag die Regentenausbildung absolviert, doch Erik hatte ihn in den letzten Wochen weitgehend überreden können, den begabten Waldur besser Kunst und Baukunde studieren zu lassen. Nicht mehr lange, war sich Erik sicher, und der Fürst wird seine Zustimmung erteilen.
Unterdessen hatte der inzwischen siebzehnjährige Waldur gar auf einer großen Schiefertafel einen vollständigen Entwurf für den Wiederaufbau der Schlossruine erstellt, und den reichte er seinem Meister jetzt hin. Der stellte die Tafel vor sich auf einen Zeichentisch, stütze seinen Kopf mit dieser wilden, orangefarbenen Künstlermähne in beide Hände und studierte das Werk. Waldur stand neben ihm, knabberte nervös an seiner Unterlippe und fuhr sich mehrmals mit der Hand in den Nacken, was er immer tat, wenn er angespannt oder verlegen war - was wird der Meister davon halten? Doch Erik ließ sich Zeit für seine Betrachtung.
Plötzlich schlug Erik mit dem Handrücken auf die Tafel: „Phantastisch!“, und zu Waldur gewandt: „Endlich ein Gehilfe mit Ideen. Mit zwar eigenwilligen, aber gerade die gefallen mir, besonders diese schwungvollen Fenstersturze.“
Darauf strahlte Waldur, dass seine Zähne blitzten. Ein prachtvoller Bursche, dachte Erik, aus dem wird noch was. Dann aber ordnete er an: „Feierabend jetzt. Wir Zwei sind hier jedes Mal die letzten. - Nanu, du ziehst ja ein Gesicht, willst du denn heute gar nicht mehr heim?“
„Schon“, erklärte Waldur ihm bedrückt, „ich muss halt fortwährend an Chlodwig denken. Sechs Wochen ist er schon in Salien und hat mir noch nicht einmal geschrieben, nicht mal zu meinem gestrigen Geburtstag. Außerdem will er doch die Sonnenwende bei uns feiern.“
„Waldur, es sind noch anderthalb Wochen bis zum Fest, er wird schon noch kommen.“
    H offentlich, bangte Waldur auf seinem Heimweg, hoffentlich wird Chlodwig noch rechtzeitig kommen.
Im Palast wollte er seine Tante und seinen Vater begrüßen und sie vor allem fragen, ob vielleicht sie heute Post aus Tournai erhalten hätten. Als er jedoch durch die hohe Zweiflügeltür zum Fürstentrakt trat und dann die Tür zum fürstlichen Kontor öffnete, fand er es zu seinem Erstaunen leer und unbeleuchtet vor.
„Niemand da?“, fragte er - er erhielt keine Antwort. Darauf trat er ein und dann bis hinter zu der Besucherecke, wo er schließlich im spärlichen Schein einer Tranfunzel seinen Vater entdeckte. „Hallo, Vater!“, rief er ihn freudig an, doch der reagierte seltsam.
„Grüß dich“, gab er mit ausdrucksloser Stimme zurück, „und komm her zu mir, ich habe auf dich gewartet .“
„Was ist, Vater? Was hast du?“
Nun klang des Fürsten Stimme dumpf: „Keine gute Nachricht, mein Junge. - König Childerich, wir haben vor einer Stunde erfahren, dass er für immer von uns gegangen ist.“
Waldur musste sich festhalten. Dann brachte er fast tonlos über

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