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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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ließ nicht die Spur von Angst in sich aufkommen. - Da, ein Paar mordgierige Augen im Gebüsch!
‚Da steckst du’, sprach er das angriffsbereite Tier an und demonstrierte ihm den Überlegenen: ‚Na, komm raus - komm, komm, Mieze.’
Sich langsam aufrichtend, behielt er den Luchs im Auge. Der hätte ihm mit einem Satz an der Gurgel hängen können, funkelte aber nur lauernd zu ihm hoch.
‚Komm raus, Kleiner’, lockte und gleichzeitig verunsicherte Waldur ihn erneut, ‚los, spring schon, und vergiss nicht, deine Krällchen zu spreizen.’
„Ch ch ch ch ch “, fauchte darauf das Tier mit gereizt verzogenem Maul, legte jedoch feige seine Büschelohren an.
Dann sprang der Luchs unerwartet aus dem Busch und erklomm blitzschnell neben Waldur einen Baumstamm. Oben auf einem Ast, der ihm eine bessere Angriffsmöglichkeit bot, blieb er hocken, Zähne bleckend seinen Katzenkopf Waldur entgegen gereckt. Der trat vorsichtig zwei, drei, vier Schritte zurück. Und dann fixierten sich die Gegner Auge in Auge. Unbeweglich. Eine ganze Zeit. Wessen Blick war durchdringender? Bezwingender? - Waldurs magischer Phosphorblick. Die Augen des Luchses wurden schmaler und immer schmaler. Bis er mit jämmerlichem Jaulen den Kopf zur Seite wandte, sich von seinem Ast auf die Erde plumpsen ließ und dann mit ungelenken Sprüngen davon hetzte.
„H o i i i “ , atmete Waldur erleichtert die angehaltene Luft aus. Gleich drauf aber entlud sich seine Anspannung in schallendes Lachen, und er rief dem im Wald Verschwundenen nach: „Husch, husch, du Schrecken des Fuchstanz’ !“
Schräg hinter ihm stand Clodwig - angstbleich, halbnackt, aber einen Dolch in der Hand. Jetzt konnte er nicht anders, als ebenfalls zu lachen, „ähä - ä hü hü hü hü “, wenngleich das reichlich überspannt klang. Dann brachte er entsetzt hervor: „Mon dieu, war das ein Riesenvieh! Ich habe erst gedacht, ein verirrter Bergleopard.“
„Zum Glück nicht, der hätte sich wohl kaum von mir in die Flucht schlagen lassen“, meinte Waldur, legte Chlodwig seinen Arm um die nackten Schultern und forderte ihn auf: „Kannst wieder aufhören zu schlottern, bereite uns lieber ein feines Frankenfrühstück zu, oui?“
„Oui, du Raubtierbezwinger, avec plaisier.“
    K lar, dass nach solch einem Erlebnis auch dieser Tag verbummelt werden musste. Und vor dem Einschlafen gelobten sie sich abermals: „Morgen legen wir los.“
„Oui, morgen geht’s los.“
Was immer sie bewogen hatte, diesmal hielten sie Wort. Früh am nächsten Morgen begaben sie sich tatsächlich auf die Pirsch. Und die Jagdgöttin war ihnen geneigt, bis zum Nachmittag hatten sie zwar kein Wildschwein, wohl aber einen ausgewachsenen Hasen, drei Fasane und fünf Karnickel erlegt. Ohne viel Anstrengung, denn auf dem Fuchstanz huschte einem das Kleinvieh förmlich vor den Füßen herum.
    N ach ihrer Heimkehr lieferten die zwei Waidmänner stolz ihre Beute in der Palastküche ab, wobei Chlodwig es nicht lassen konnte, den Köchinnen und Köchen ein paar Tipps für die Zubereitung der Speisen zu erteilen. Die warfen ihn dafür lachend aus der Küche.
    Am Vormittag des folgenden Tages saßen sie dann höchstvergnügt mit demFürstenpaar und der Prinzessin, der Chlodwig unentwegt zu imponieren versuchte, mit Graf Hinrich, Hilibrand sowie einigen anderen Schlossbewohnern beim Wildbretschmaus. Der Tisch war reich gedeckt mit verschieden zubereitetem Wildbraten, mit Pilzen, Klößen und diversen Soßen, mit Bier und Tafelwein. Chlodwig, in Bestform, unterhielt die ganze Gesellschaft, man musste sich wundern, wie er sich bei seinen ununterbrochenen, spannenden Jagdberichten noch etwas zwischen die Zähne schieben konnte. Zudem spritzte er zwischendurch einige Male hoch, schielte kurz zu der hübschen Prinzessin hin und demonstrierte dann, wie Waldur den Luchs gebannt hatte. Er imitierte auch das Aufjaulen des Raubtiers und führte vor, mit welch ungelenken Sätzen es am Schluss das Weite gesucht hatte. Die Tischgenossen konnten sich daran nicht sattsehen und -hören.
„Mach nochmal vor, wie dein Blutsbruder die Bestie angestiert hat“, bat jetzt Graf Hinrich.
Darauf bog Chlodwig seinen Kopf in den Nacken, sperrte seine hellgrünen Augen auf und glotzte wie eine Kröte.
„So doch nicht, ich habe . .“, Waldurs Verteidigungsversuch ging im Gelächter unter.
In dem Moment pochte es an die Tür. Im Speisesaal wurde es still, und der Fürst forderte zum Eintritt auf. Darauf betrat ein salischer Königsbote den

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