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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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erfahren: „Und woher willst du wissen, dass es sich dabei nicht um die Ätheraura handelt?“
„Weil doch die Nifelaura bunt ist“, antwortete der noch immer augenfällig verlegene Waldur, „außerdem riecht sie ganz anders.“
„R i e c h t ?“, erstaunte Chlodwig, und gleich drauf gelüstete es ihn, Waldur mal wieder einen Spitzpfeil zu verpassen, damit Waldurs Kopf noch roter werde, spottete er für alle gut hörbar: „Kleiner Spinner, du, kannst nicht nur hellsehen, sondern auch hellschnüffeln, wie?“
Naja, war diesmal nur ein Pfeilchen. Dennoch wurde Chlodwig für diese Bosheit von seinen Mitschülern mit vorwurfsvollen Blicken bedacht.
Unterdessen war Ethne aus dem Schulgebäude getreten. Sie blickte kurz hoch auf die zwischen zwei Messingpfählen befestigte Sanduhr, die die auslaufende elfte Stunde anzeigte, und gesellte sich dann zu Ekkehart und den Schülern. Ein Weilchen hörte sie den Fragen und Antworten, die bereits in private Unterhaltungen übergingen, noch zu, dann beendete sie den Unterricht und damit den letzten Schultag vor den Ferien.
    E ndlich waren die Herbstferien da, die von Chlodwig so heiß herbeigesehnten Herbstferien. Endlich keinen Zusatzunterricht mehr, freute er sich, als er mit Waldur am Main entlang von der Schule zum Palast ritt. Ethne hatte ihm gestern Abend eröffnet, er habe den Klassenanschluss geschafft.
Und sein Ehrgeiz? Den hatte er mit Ethnes Hilfe zum Schweigen gebracht. Das begrüßte Chlodwig selbst, denn er war dadurch von einem drängenden Zwang befreit. Außerdem brachte diese Befreiung mitsich, dass endlich sein fast schon vergessener und gerade bei ihm einst so sprühender Frankencharme wieder durchbrach, und das wiederum begrüßten seine Mitmenschen. Ethne hatte ihn allerdings eindringlich darauf hingewiesen, dass sich sein Ehrgeiz und Geltungsdrang nicht etwa in Luft aufgelöst hätten, vielmehr hause beides nach wie vor in seinem Gemüt, schlummernd eben. Weshalb seine kommende Aufgabe darin bestehe, diese hässlichen Eigenschaften in reine Schaffensfreude umzuwandeln. Darauf müsse er fortan sein Hauptaugenmerk legen, und sie bringe ihm dazu hilfreiche Übungen bei. Nur auf diese Weise könne er zum Adelsrat erwachsen und später zu einem ehrenvollen Regenten.
Momentan freute er sich jedoch ausschließlich über seine Ferien, die er ordentlich genießen wollte. Das habe er sich sauer verdient, fand er, was Waldur ihm nur bestätigen konnte.
    W ährend sich am nächsten Morgen alle anderen auf das Erntedankfest vorbereiteten, rüsteten sich die beiden Freunde für eine schon lange geplante, mehrtägige Jagd im Taunus.
„Deshalb warst du gestern Abend nicht aus der Küche zu kriegen“, lachte Waldur, als Chlodwig einen Proviantbeutel nach dem anderen anschleppte und auf das bereitstehende Packpferd lud. Chlodwig grinste dazu nur vieldeutig. Und als sie wenig später reisefertig in den Sätteln saßen, begaben sie sich bestgelaunt und mit dem hochbeladenen Packpferd am Zügel auf den Weg.
Am Nachmittag erreichten sie den Taunus, wo sie schließlich den Fuchstanz hinauf ritten. Es war sehr kühl hier, und bald pfiff ihnen auch noch ein nasskalter Wind um die Ohren.
„Saukalt ist das“, beschwerte sich Chlodwig, und Waldur hielt ihm vor:
„Bist auch viel zu dünn angezogen, ich habe dich gewarnt.“
„Wann sind wir endlich da?“
„Gleich, du fränkischer Schlapplapp, da sieht man schon die Hütte.“
Kurz drauf öffnete Waldur die Tür einer urgemütlichen Jagdhütte, und damit war Chlodwigs gute Laune umgehend zurück. „Ist ja richtig komfortabel darin“, begeisterte er sich „also, da kriegst du mich so schnell nicht mehr raus.“
Sie entluden und entsattelten rasch die Rösser. Waldur führte sie anschließend neben in den Stall, auf dem Rückweg besorgte er aus dem Schuppen zwei Arme voll Brennholz und richtete sodann im Kamin ein Feuer her. Und Chlodwig, der unterdessen einige Proviantbeutel ausgepackt und den Kaminkessel mit Holundersaft gefüllt hatte, legte nun aufgespießte Äpfel auf den Feuerrost - “ m m m - lecker, lecker, lecker!“
Dann kniete er sich vor den flachen Tisch und begann, ihn mit Hingabe zu decken. Erst breitete er zwei rote Serviettentücher darauf aus und stellte jedem einen Emailteller und einen Steingutbecher zurecht. Danach kam eine Messingplatte auf den Tisch, und auf die dekorierte er, genüsslich dabei mit den Lippen schmatzend, nacheinander Schinkenscheiben, Käsestückchen, ein paar Pflaumen und Trauben und

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