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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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von den Blutswölfen, schoben sie das Tor bis hinten auf und traten draußen rechts und links daneben. Waldur kam indessen näher und näher. Die Gundholmer winkten ihm aufmunternd zu, und auf dem letzten Stück klatschten und riefen sie im Takt:„Hopp, hopp, hopp, hopp - auf, auf, auf, auf . . “
Endlich konnte er Scalla abbremsen, und dann kam er mit jubelnd hochgerissenen Armen, „ H u r r a a a ! “ , in Gundholm eingeritten.
    F ünf überaus erquickliche Tage verbrachte Waldur in Gundholm. Fünf Tage, während derer er sich nach jedem Aufwachen in einer von Bürgermeisterin Ines’ extra für ihn hergerichteten Kammer erneut darüber freute, die schwerste Prüfung seiner Junkerreise bewältigt zu haben.
Ebenso lange benötigte er andererseits dafür, den jauchigen Elixiergestank, der bereits nach wenigen Stunden nur noch in seiner Einbildung herrschte, wieder gänzlich loszuwerden. Das begann gleich am ersten Nachmittag damit, dass er sich im Dorf völlig neue Kleidung besorgte, vom Fellwams bis zur Socke. Eilig damit zurück zu seiner Kammer, zog er sich dort sofort die alten Stinksachen vom Leib und warf sie zum Verbrennen in den Hof. Dann konnte er sich nicht schnell genug seinen ihn ekelnden Bart aus dem Gesicht rasieren, wonach er sich in einem Trog mit gehörigem Wasserpladdern ausgiebig Körper und Haar wusch. Hernach noch mit einer erfrischenden Minzentinktur eingerieben, schlupfte er schließlich fröhlich pfeifend in seine neue Kleidung.
Zwischenzeitlich war auch Scalla von dem hiesigen Pferdeknecht gründlich mit einer Kräuterlauge gereinigt worden, weshalb Waldur erwartungsvoll zum Stall ging. Dort betrachtete er erfreut seinen frisch geschniegelten Scalla. Ja, nach zwei Wochen Dauergestank dufteten und blitzten die beiden nun wieder. Doch damit für Waldur nicht genug, jetzt schenkte er dem darüber überglücklichen Pferdeknecht noch seine gesamte Reitausrüstung. Die hätte er zwar tadellos wieder geruchfrei bekommen können, aber nein, er wollte nicht einen Moment auch nur ein Stinkstück mehr um sich haben. Lieber besorgte er sich beim hiesigen Sattler eine neue Ausrüstung.
Nach dieser Totalrenovierung hätte er sich pudelwohl fühlen müssen, tat er aber nicht, denn der Jauchengestank verpestete noch immer seinen Geruchsinn. Deshalb ließ er sich von einem Barbier sein vermeintlich stinkendes Haar abschneiden, ratzekurz ab. Einen richtigen Stoppelkopf hatte er danach, noch etwas Gelatine rein, dann oben zurechtgezupft, und er hätte Chlodwigs Frisur gehabt. Und was hatte es ihm gebracht? - Nichts. Er behauptete weiterhin, wie ein offenes Elixierfass zu stinken. Naja, etwas eigen war er wohl doch.
Abgesehen von seiner Geruchseinbildung, fand er es in Gundholm famos. Wobei er besonderen Gefallen daran fand, einigen Männern und Burschen auf ihrem Dorfplatz Reitkunststücke beizubringen, abends mit Ines’ beiden stets gut aufgelegten Töchtern noch ein wenig am Kamin sitzen zu dürfen, und am Ende half er den Gundholmern auch gerne, beim Abbauen ihres Schutzwalls.
Zum Abschluss feierte er dann mit den ausgelassenen Dörflern den neuen Jahres- und hier noch bedeutend höher geschätzten Frühlingsbeginn. Oh doch, auch in Skandinavien kannte man den Frühling. Der zeigte sich hier zwar anfangs bestenfalls mit etwas Eis- und Schneeschmelze, wurde jedoch mindestens so fröhlich begrüßt wie in Frowang.
    N ach diesen erquickenden Ausruhtagen zog Waldur weiter. Mit neuer Kleidung, neuer Frisur und neuer Reitausrüstung, nur Scalla war noch der gleiche.
Neu war allerdings auch die Wegrichtung, denn fortan ging es strikte südwärts - heimwärts. Einen Besuch hatte er noch abzustatten, bei dem nordsvebischen Fürstenpaar in der hiesigen Residenzstadt Stockholm. Er freute sich auf diesen Besuch, ließ sich aber dennoch Zeit für seinen Ritt. Es war so angenehm zu trödeln, dann und wann in einer Siedlung den Einheimischen bei ihren Arbeiten ein wenig zur Hand zu gehen und mit ihnen zu plaudern oder auch nur gemütlich am Meer entlang zu reiten. Noch war es winterlich kalt hier, auch blies ihm ein scharfer Seewind um seinen kurz geschorenen Kopf, aber trotzdem erkannte er, wie der Lenz sachte seine ersten Schleier ausbreitete. Die Sonne strahlte ihm freundlich ins Gesicht, unter Scallas Hufen knirschte bei jedem Schritt der tauende Schnee, und die umhersegelnden Möwen hielten eifrig Ausschau nach Nistplätzen. Etwas spät dieses Jahr, dachte Waldur. Dann stutzte er - woher dieser Gedanke? Er bekam

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