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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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wieder das Gefühl, sein letztes Leben in einer Küstenstadt verbracht zu haben. Etwa an dieser Küste? Ja, fiel ihm auf, hier kommt mir alles erstaunlich vertraut vor, die Gegend ebenso wie die Lebensgewohnheiten der Menschen und Tiere. Der Menschen - er versank ein wenig in sich selbst und erkannte - Hilibrand, er hat seinerzeit ebenfalls hier gelebt, sah fast aus wie heute, wir haben uns nahe gestanden, waren wir Brüder? Und da war auch Chrodeg . , nein, Grogi . , ich komme nicht auf ihren damaligen Namen. Auch Chlodwig hat hier gelebt, ich will ihn vor Augen bekommen . ., nein, gelingt nicht. Besser, nicht weiter darüber nachdenken.
So ritt er dahin, mal versonnen, doch wenn er unter Menschen geriet, überaus gesellig. Nach vier Tagen musste er sich ein zweites Pferd, ein Packpferd, zulegen, denn überall, wo er sich aufgehalten hatte, hatte er ein Gastgeschenk erhalten. Als letztes ein Fässchen mit Met, und das brachte er zwischen seinem vielen neuen Gepäck auf Scallas Rücken und an seinen Flanken nicht mehr unter.
„Die Nordkelten sind schenkfreudig, du wirst dich umschauen“, hatte ihm sein Vater angekündigt, „da kommst du dir mit deinen vielen vollen Säcken bald vor wie der Weihnachtsmann. Deshalb brauchst du für den Heimweg unweigerlich ein Packpferd und entsprechend mehr Zeit, kalkuliere das bloß ein.“
Also Schluss jetzt mit der Bummelei, beschloss Waldur und kehrte fortan nur noch zu Mittag und zum Übernachten ein.
    Z wei Tage hatte er noch bis Stockholm gebraucht, wo er schließlich den bescheidenen, Baum umwachsenen Fürstenpalast betrat.
„Als ob man dich je hätte vergessen könne, dich Übermut“, empfing ihn im Palast lachend die alte Fürstin, nachdem er sie daran erinnert hatte, dass er bereits als Vierjähriger mit seinen Eltern hier gewesen sei. „Nein, ist das eine Überraschung! Komm mit, Junker Waldur, komm, ich bin gespannt, was mein Mann zu diesem Besuch sagt.“
Der begrüßte ihn wenig später mit der gleichen freudigen Überraschung.
Und von dem Fürsten, den man wegen seines schlohweißen Haupt- und Barthaars und seiner stattlichen Statur für einen verschneiten Bergalben halten konnte, lernte Waldur in den kommenden Tagen erst die wahre, die hohe Erzählkunst der Nordkelten kennen. Denn für Waldur begab sich dieser Stimmgewaltige Abend für Abend ans Kaminfeuer, wo er mit seinem samtigen Bass Skaldenlieder vortrug, und das klang, obgleich er nur sprechend deklamierte, wie Musik, bisweilen geheimnisvoll, mitunter aufrüttelnd, dann wieder schlicht wie ein Kinderreim, doch stets voller Poesie und tiefer Weisheit.
„Du musst dich mit meinem Sprechgesang begnügen“, erklärte er Waldur eines Abends, „denn singen soll man mit sechsundsechzig nicht mehr. Früher habe ich gerne gesungen, von Kindsbeinen an, habe deshalb auch Skalde, Barde, werden wollen und sogar eine neunjährige Skaldenausbildung im Externtempel genossen. Dort ist mir allerdings meine heutige Frau begegnet, die ursprünglich hat Hohe Priesterin werden wollen, und eine Hohe Priesterin darf nun mal nicht heiraten, ebenso wenig wie ein Skalde. Kurzum, uns hat die Minne geküsst, und die war und blieb stärker. Wir haben unsere Studien gewechselt, haben beide die Regentenausbidung absolviert und anschließend geheiratet. Und wir haben diesen Entschluss nicht einen Tag bereut. Nur steckt mir eben der angefangene Sangesbote noch immer im Blut.“
Waldur gab ihm begeistert Recht: „Und ob, Hoheit, bei Euren Vorträgen vermeint man sogar Begleitmusik zu hören. Ihr habt doch sicher auch Harfe gespielt?“
„Gewiss, aber lieber und besser die Lure.“
Ein Hoher Priester, der mit in ihrer Runde saß, verriet Waldur: „Unser Fürst war ein Meister dieses königlichen Blasinstruments, solch sphärische Lurenvorträge wie von ihm, haben wir hier von noch keinem Tempelmusikanten gehört.“
„Lurenklänge im Tempelhain“, flüsterte Waldur, wieder von Erinnerungen erfasst, und dann äußerte er erstaunt: „Ich hätte nicht gedacht, dass es heute noch Luren gibt.“
„Sind auch Raritäten“, bestätigte ihm der Hohe Priester, „wir bergen hier so manchen alten Kunstschatz. Einer dürfte dich besonders interessieren, er befindet sich im Tempel. Wenn du morgen nach dem Osterfeuer mit mir kommen willst, führe ich ihn dir vor.“
„Gerne, ehrwürdiger Druide“, freute sich Waldur über dieses Angebot.
Am nächsten Morgen begaben sich der Hohe Priester und Waldur nach dem Osterfeuer zum Tempel. Als sie den

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