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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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für die Heimreise rüsten musste. Er belud gerade sein Packpferd, als der Fürst ihm einen länglichen, mit Goldbronze beschlagenen Birkenholzkasten reichte: „Bitte sehr, unser Gastgeschenk.“
Waldur wehrte ab: „Das kann ich nicht annehmen.“
Er wusste, in dem Kasten lag, in drei Teile zerlegt, die edle kupferne Lure, die der Fürst einst gespielt hatte. Darauf ging der betagte Fürst in die Hocke, um den Kasten selbst in einen der Reisesäcke zu verstauen, und nachdem er sich wieder erhoben hatte, sagte er zu Waldur: „Ich bin sicher, dass du für dieses Instrument Verwendung findest, du verkappter Künstler, und wenn du selbst die Lure blasen lernst.“
Waldurs Gesicht wurde weich, als er gestand: „Ein verlockender Gedanke. Aber das ging leider erst nach meiner Ritterausbildung.“
„Die hast du doch nun bald gemeistert. Musst nur noch den Knappendienst verrichten, und der ist meist ein Klacks, an dem scheitert kaum einer.“
„Ein Klacks?“, wiederholte Waldur erregt, „Ihr glaubt ja nicht, wie mir, dem unbeholfensten aller Junker, gerade vor dem Knappendienst graut, gerade davor.“
„Na, na, unbeholfen ist ja wohl übertrieben, Junker Waldur. Zumindest hast du eine angeborene vorbildliche Körperhaltung, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Schön, deine Bewegungen sind etwas - sagen wir - zu salopp, besonders dein Gang und, naja, mitunter auch deine Ausdrucksweise, aber das kannst du dir ja abgewöhnen.“
„Lieber würde ich es beibehalten. Ich habe Euch ja anvertraut, Hoheit, dass ich den Ritterschlag nur meinem Vater zuliebe anstrebe, ich selbst würde lieber heute als morgen mein Kunststudium beginnen. Besonders jetzt, wo ich so viel bei Euch hier gehört und gesehen habe, ich denke nur an den Goldadler.“
Der Fürst fühlte es ihm nach, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Auch behielt er für sich, welche wahre Berufung seine hellsichtigen Augen bereits bei ihrer Begrüßung in Waldur erblickt hatten.
    P ünktlich wie von Ethne vorgeschrieben, kam Waldur vier Tage vor der Sonnenwende mit seinem Packpferd am Zügel über die lange Frowanger Schlossallee und dann auf den Schlossplatz geritten. Hilibrand hatte ihn schon vom Fenster seines neuen Kontors aus entdeckt und eilte ihm jetzt lachend entgegen.
„Hilibrand!“
„Runter vom Pferd!“
Dann umarmten und boxten sich die beiden langen Kerle in ihrer Wiedersehensfreude abwechselnd.
„Blendend siehst du aus, Waldur - aber dein Haar?“
„War noch kürzer.“
Nun drückte Waldur seinem Vetter beide Hände: „Ich gratuliere dir zum Ritterschlag!“
„Danke, aber woher . . “
„Ist mir doch sofort erzählt worden, man spricht ja in Alemannien von nichts anderem. Wie fühlt man sich als Ritter?“
„Was soll ich sagen, ich muss mich noch an meine neuen Aufgaben gewöhnen. Aber jetzt komm, die anderen wollen dich auch begrüßen.“
Während sie, jeder ein Pferd führend, über das Schlossgelände schritten, tat Hilibrand Waldur kund, er werde demnächst vormittags wieder die Druidenschule besuchen, um das Regentenstudium zu absolvieren. Diese Nachricht stimmte Waldur ernst, Hilibrand hatte sich also doch zu dieser Ausbildung entschlossen. Er bewies Mut. Denn das Regentenstudium galt zwar an jeder Druidenschule als äußerst anspruchsvoll, doch in Frowang sollte diesen Studenten solch hohe Forderungen abverlangt werden, dass sie kaum jemand erfüllen könne.
„Alle Achtung“, konnte Waldur nur herausbringen. Dann erkundigte er sich nach Chlodwig, doch Hilibrand konnte ihm keine Auskunft erteilen, er wusste lediglich, dass Chlodwig nächste Woche zur Sonnenwende erwartet wird.
„Ja“, freute sich Waldur, „er hat mir versprochen, mich zur Sonnenwende hier zu empfangen.“
Dazu äußerte sich Hilibrand nicht, wechselte sogar auffallend abrupt das Thema.
    I m Aufenthaltsraum der fürstlichen Familie breitete Waldur am Abend aufgeregt alle Gastgeschenke vor seines Vaters Füßen aus. Die vielen kleinen Gebrauchs- und Ziergegenstände, das Metfässchen und am Schluss den geöffneten Lurenkasten. Der Fürst lächelte bei diesem reichen Anblick, er wusste, die Skandinavier lebten fürs Schenken.
„Ich soll dich von unzähligen grüßen“, sagte ihm Waldur, „sie wollen alle ihren König mal wieder sehen. Du weißt ja nicht, wie dich die Nordsveben verehren, ich war mächtig stolz, dein Sohn zu sein.“
„Ach“, kam es darauf nur vom Fürsten, wobei er sich zur Seite wandte und sich dann umständlich lang die Nase putzte.
Zum

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