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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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seine fuchsroten Stacheln noch höher vom Kopf, als er von Waldurs ernster Absicht mit Chrodegilde erfuhr, derentwegen er sogar sein Studium aufgeben und stattdessen die Regentenausbildung antreten will. Ob er denn noch gescheit sei, entsetzte er sich, ausgerechnet so eine verkitschte Arianerin und noch dazu das durchtriebenste Weib, das ihm je über den Weg gelaufen sei - eine Schlange! Und immer so weiter in seinem gepfefferten Ton, bis er Waldurs Trotzreaktion bemerkte.
Darauf bremste er sich und behielt besser für sich, dass er vor einem Jahr selbst eine äußerst heikle Begegnung mit ihr gehabt hatte. Er besann sich auf seine Diplomatie und riet Waldur mit gekonnten Chlodwigworten, doch für eine vage Heiratsaussicht nicht sein schönes Studium an den Nagel zu hängen.
Damit erreichte er Waldur. Nein, auf sein Studium, das er sich so hart hatte erkämpfen müssen, wollte er nicht verzichten, am wenigsten jetzt, wo ihn Erik bereits bei der Restaurierung der Palastruine mitwirken ließ. „Wenn sie mich liebt, kann sie nichts dagegen haben, dass ich mein Baustudium erst beende, bevor ich die Regentenausbildung antrete“, meinte er, worin Chlodwig ihn bestärkte:
„Richtig, sie kann dir weder was verbieten noch was verlangen von dir. Schreibe ihr das. Verlangst denn du umgekehrt etwas von ihr? Ihre sofortige Entlobung vielleicht?“
„Natürlich nicht.“
„Siehst du, mon ami, und auch darauf weist du sie in deinem nächsten Brief hin.“
„Ich werde sehen.“
    N ach Chlodwigs Abreise dachte Waldur über seine Vorschläge nach. Er hielt sie für klug und überlegte sich bald die Worte, mit denen er Chrodegilde seinen Entschluss mitteilen wird.
Doch bevor er zum Schreiben kam, empfing er einen Brief von Chrodegilde, dem er entnahm, dass sie davon ausging, er habe sich bereits zum Regentenstudium angemeldet. Er überlegte - hatte er sich denn so missverständlich bei ihr ausgedrückt? Offensichtlich ja. Da sie ihm in diesem Brief aber auch freudig mitteilte, sie werde mit ihrem Vetter Gisebrecht zur Wintersonnenwende, das die Arianer wie die Heiden feierten, nach Frowang kommen, beschloss er, besser bei diesem Besuch alles mündlich mit ihr zu klären.
    A m Sonnwendtag empfing Waldur Chrodegilde und Ritter Gisebrecht überaus herzlich. Danach behandelte er Chrodegilde jedoch, um kein Gerede zu erwecken, distanziert wie einen offiziellen Gast. Erst als sich die Festlichkeiten im Freien dem Ende zuneigten und sich die höheren Gäste mit dem Fürstenpaar in den Palast begaben, führte er Chrodegilde hinter die Palastbaustelle, um ungestört mit ihr alleine zu sein.
Arm in Arm schlenderten sie über das verschneite Schlossgelände, wobei sich Chrodegilde interessiert umschaute und bald ihre Bewunderung äußerte: „Eine herrliche Residenz, Waldur, alles so weit hier, auch so einladend hell und offen. Wenn ich nach Hause komme, werde ich Vater davon erzählen, so kann ich ihm schon langsam unsere Verbindung schmackhaft machen.“
Waldur wollte eine Frage stellen, doch in dem Moment bemerkte sie aufgeregt: „Da sieht man ja die Schlossruine aus den Steinbergen ragen. Wie nah sie neben dem Palast liegt, das hat man von der Vorderseite aus gar nicht erkennen können.“
„Deswegen wollte ich sie dir von hier aus zeigen“, sagte er und führte sie näher zu der Baustelle hin, wobei er ihr erklärte, dass sie wieder das Ursprungsgebäude errichteten, ein mit einem Bogengang verbundenes Doppelschloss, ähnlich dem berühmten Ratspalast in Mailand.
Chrodegilde, die den Mailänder Ratspalast kannte, war begeistert. Allerdings hatte sie Waldurs Art, von seiner hiesigen Tätigkeit zu reden, irritiert, weshalb sie fragte: „Du sprichst von wir, du aber bist doch jetzt Kronprinzenstudent, etwa nicht?“
Tja und er, statt ihr darauf sein Vorhaben zu unterbreiten, redete sich feige heraus: „Ich muss den Bau doch weiter im Auge behalten, schon weil ich womöglich mal mit meinen Leuten in diesen Schlosstrakt einziehe. Die Bürgerzahl der Alemannen wächst doch stetig an und somit auch unsere Regierung, wir brauchen mehr Räume.“
Chrodegilde, eine sonst so wache Beobachterin, hatte sich von seinem Herausgerede tatsächlich ablenken lassen. Ja, pflichtete sie ihm bei, Alemannien werde wegen seiner vielen Zuwanderer immer mächtiger, darüber spreche man in Burgund ebenso viel wie über das neu gegründete Frankenreich. Dann wollte sie Genaueres über den Schlossbau erfahren. Waldur erklärte ihr, dass der neue Palasttrakt -

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