Die Hexe soll brennen
hintereinander.
»Jesus Christus«, stöhnte der Pfarrer unwillkürlich. Jetzt hätte er viel darum gegeben, wenn die Kapuziner und der Pfatterer Pfleger bei ihm gewesen wären.
Dann Katharinas ekstatisch verfärbte Stimme: »Jaaa, jaaa komm' … Auerin …«
Etwas Helles, ein kaum sichtbarer Schemen, flatterte im Raum. Wieder das blasphemische, nervtötende Krachen. Katharinas Stimme, verwischt, gehaucht: »Auffahr, Seel' jaaa!« Schemenhaftes Flattern, neues Donnern, der gurgelnde Schrei eines der Zeugen, vielleicht des Johann Auer, und dann drohte das Herz des Pfarrers auszusetzen. Etwas packte ihn am Gewand, zerrte ihn, zupfte ihn. Die Verstorbene, dachte er, während es ihm quälend in der Herzgrube brannte. Gleichzeitig griff er, aus einem Reflex heraus, zu. Streifte etwas Weiches, faßte nach; seine Finger gruben sich in heißes Fleisch – ein Unterarm, ein Handgelenk. Felß hielt fest, ganz nahe ein unnatürlich heller Schrei. Klopfen in jagendem Wirbel.
Und plötzlich flammte die Kerze auf dem Tisch auf. Einer der Zeugen hatte Feuer geschlagen und den Docht entzündet. In der Kate rötliches, wachsendes Licht – und in dessen Schein erkannte Felß, daß er Katharina am Arm gepackt hielt; sie versuchte sich loszuwinden, gleichzeitig ihr helles Hemd, das sie abgestreift hatte, mit dem sie schemenhaftes Geisterflattern vorgetäuscht hatte, wegzustecken. Der Pfarrer erblickte entsetzt nackte, gerade knospende Brüste und sah gleichzeitig an der Schmalseite des Raumes den alten Grueber, den Hammer noch in der Hand, mit dem er ihnen allen solche Angst eingejagt hatte.
»Teufelsbrut!« zischte der Pfarrer. »Mein Gott, wie böse habt ihr uns betrogen!«
Er brach ab, denn mit einem Sprung hatte sich Johann Auer auf den alten Grueber gestürzt. Auch er hatte begriffen. »Drecksau!« schrie er den Taglöhner an, verpaßte ihm links und rechts Maulschellen. Der Hammer polterte über die Dielen, der Taglöhner krümmte sich hinter schützend emporgerissenen Armen.
»So habt ihr meine Margaret verschimpfiert«, schrie der Bauer, hieb den Taglöhner in die Magengrube, trat nach ihm, beutelte ihn wie einen Sack.
Katharina heulte; rührend im flackernden Kerzenschein ihre kaum entwickelten Brüste mit den rosigen Warzen.
Der Pfarrer riß ihr das Hemd aus der Hand und legte es grob über ihre Blöße. »Schluß jetzt!« herrschte er den Auer an. »Schlag den Sündenbeutel nicht gleich tot!«
Der Witwer hörte nicht auf ihn, aber andere rissen ihn vom alten Grueber zurück. Der blutete aus Mund und Nase. Heulend in der Ecke sein Weib, mit geballten Fäusten, aber hilflos Balthasar.
»Du und du«, Felß deutete auf den alten Grueber und Katharina, »ihr seid festgenommen. Ihr werdet in den Pfarrhof gebracht und bleibt dort für den Rest der Nacht. Schwer habt ihr den Herrgott gelästert, und jetzt soll euch nichts mehr vor der verdienten Strafe bewahren. Morgen bringe ich euch selbst zum Pfleger nach Pfatter!«
Johann Grueber wollte um Gnade bitten, aber der Auer drehte ihm den Arm nach hinten und brachte ihn so zum Schweigen. Katharina blieb stumm, ließ sich widerstandslos von einem der anderen Zeugen hinausführen. Die alte Grueberin wimmerte tonlos. Felß hob den Hammer auf, um ihn später als Beweisstück zu verwenden, und ging, ebenfalls wortlos. Sämtliche Zeugen begleiteten ihn und die Gefangenen zum Pfarrhof.
Felß holte seinen Knecht aus dem Bett und trug ihm auf: »Die beiden sperrst du in den Keller und bewachst sie bis zum Morgen. Dann sattelst du mir ein Pferd, denn wir werden die verstockte Dirn und ihren Vater nach Pfatter bringen.« Zu den Bauern sagte er: »Ihr werdet mich als Zeugen begleiten und dem Kaspar Michel berichten, was ihr heute nacht erlebt und gesehen habt.«
Damit wandte er sich schroff ab und verschwand im Haus. Auch die Bauern gingen, erregt miteinander tuschelnd. Der Knecht stieß Katharina und den alten Grueber vor sich her, stieß sie in einen feuchten Kellerraum und verriegelte die Schlagtür. »Hexenpack«, schnaubte er und donnerte zur Bekräftigung mit dem Stiefel gegen den massiven Querbalken.
Weder der Knecht noch der Pfarrer noch die Bauern hatten die Eckhin bemerkt, die das Geschehen dieser Nacht gierig verfolgt hatte – zuerst draußen vor der Grueberschen Kate lauernd, dann im Schutz der Dunkelheit auf dem Weg, jetzt beim Pfarrhaus.
»Nach Pfatter müssen sie, ins Pflegschloß«, fistelte das Buckelweib, als es sich hüpfend auf den Heimweg machte. Dann
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