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Die Hexe soll brennen

Die Hexe soll brennen

Titel: Die Hexe soll brennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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dieser Stimme ausgeliefert. Das Auge des Inquisitors zuckte ihr entgegen, bannte sie. Nur undeutlich noch nahm sie hinter der Balustrade das schwere Silberkruzifix an der Mauer wahr.
    »Du bist die Katharina Grueber von Geisling?«
    Die Stimme ließ ihr wundes Schulterblatt zucken. »Ja.« Kaum hörbar für sie selbst, ein Krächzen nur.
    »Sprich lauter!«
    Hustenreiz würgte das Mädchen, als es sich bemühte, dem Befehl nachzukommen: »Ja, die bin ich.«
    »Du hast zu sagen: Herr Inquisitor!« kläffte beflissen der von Monhaim dazwischen.
    Doch Straßmayr winkte ab. »Unwichtig der Titel! Die Dirn kann das Wort doch nicht richtig aussprechen.« Wieder zu Katharina: »Nenne mich Herr, das genügt. Und sage mir, warum du es mit dem Teufel getrieben hast!«
    »Das hab' ich nicht, Herr!« Weit aufgerissen Katharinas Augen jetzt und auch ihr Mund.
    »Du bist also keine Hexe? Du leugnest es?«
    »Bin doch nie eine Hexe gewesen – Herr.« Schmal stand das Mädchen da, geschunden, heruntergekommen, aber in diesem Moment mit geballten Fäusten. Die kleinen, knöchernen Handkugeln reizten Monhaim, und als er sich nun erneut einmischte, ließ der Inquisitor ihn gewähren. »Sie ist verstockt. Leugnet. Das tun sie alle!« Monhaim hatte diese Sätze zischend hervorgestoßen. Aber gleich darauf fuhr er fast genüßlich fort: »Die Absoluta generalia circa Confessionem?«
    »Stellt die Fragen!« Der Inquisitor beugte sich zurück; eine Handbreit nur, aber er hatte sein Amt damit vorübergehend dem Kapuziner überlassen. Der hatte das schwere Buch vor sich liegen, hatte es längst aufgeschlagen. Jetzt prasselten die Fragen wie Schläge auf das Mädchen:
    »Warum meinst du, daß man dich hierhergebracht hat?«
    Katharina schüttelte nur verwirrt den Kopf. Entsetzt bemerkte Kaspar Michel, daß ihr Haar an einigen Stellen ausgefallen war. Pilzige Stellen tanzten im Fackellicht.
    »Wie lange ist es her, daß du in dieses hochverdammte Laster der Hexerei geraten?«
    »Bin keine Hex'.«
    »Was dich dazu gebracht hat?«
    »Nichts hat mich …«
    »In welcher Gestalt ist zu Anfang der leidige Teufel zu dir gekommen, will ich wissen! Rede! War es am Morgen, mittags oder bei Nacht?«
    »Ich kenn' den Teufel nicht …«
    »Was hat er dir versprochen für deine Buhlerei? Und was dir dafür gegeben?«
    »Nichts versprochen …«
    »Ob du anders getauft worden bist, will ich wissen! Und wer sonst noch dabei gewesen, und wie dein Buhlteufel und Herr und Regent dich genannt hat!«
    »Kenn' keinen Teufel, kenn' keinen …«
    »Aber ist er dir mit seinen Pratzen auf der Stirne herumgefahren, was? Hat versucht, dir etwas aus dem Gehirn herauszukratzen, nicht wahr?«
    »Nein, Herr! Das ist alles nicht wahr!« Bei der letzten Frage hatte Katharina vor Angst zu beben begonnen. Die Vorstellung, die Monhaim geäußert hatte, war zu entsetzlich. Aber es half ihr, sich entschlossener zu wehren. »Nichts hab' ich mit dem Teufel zu schaffen! Nichts und nichts und nichts!« Beinahe kämpferisch funkelte die Kleine den hageren Kapuziner an.
    »Welche Farbe hatte die Tinte, mit der du den Teufelspakt unterschrieben hast?« bohrte Monhaim, leicht irritiert nun, weiter.
    Und Katharina, mit hocherhobenem Kopf jetzt: »Kann nicht schreiben!«
    »Du lügst, Hexendirne!« Unwillkürlich hatte Monhaim den Katalog der dreizehn vorgeschriebenen Fragen verlassen. Das magere Mädchen in dem Rupfensack hatte ihn aus der Fassung gebracht. »Weil der Teufel von dir Besitz ergriffen hat, mußt du lügen. Du bist …«
    »Tace!« Mit einer Bewegung der fleischigen Hand gebot Straßmayr dem Kapuziner Schweigen. Dann, in viel weniger scharfem Tonfall, an das Mädchen gewandt: »Du hast den Eisenamtmann von Pfatter aber erzählt, daß der Teufel dir erschienen sei, nicht wahr?«
    Katharina erblaßte nicht – sie wurde grün. In ihren Augen begann es zu flackern. Ungläubig aufschauend hinter ihr die Eltern, Christine Weinzierl.
    Im Augenlid des Inquisitors, der gar nicht wirklich eine Antwort erwartet hatte, das Zucken. Milde jetzt seine Stimme, milde unter fettem Timbre: »Du hast dem Simon Hanndloß erzählt, der Teufel habe einen roten Rock und ein rotes Leibl getragen, dazu gelbe Strümpfe. Auch die Schmerhaube auf seinem Kopf habest du gesehen. Und der Teufel sei eine Weile neben dir hergegangen. Hast du das nicht gesagt?«
    »Nie hat sie das!« rief todesmutig die alte Grueberin.
    »Du hältst dein Maul!« biß sie grob der Graf von Wernberg zusammen.
    Straßmayr

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