Die Hexe und der Herzog
unbeholfenen Hände auf ihren Brüsten, dann schob er ihr ohne weitere Umstände sein steifes Glied zwischen die Schenkel.
»Ah – flach wie ein Brett und wieder einmal so knochentrocken wie eine ausgelaugte alte Mähre!«, hörte sie ihn schimpfen. »Womit auf dieser gottverdammten Welt hab ich nur ein so saftloses Weib verdient?«
Er pumpte angestrengt, ohne sich weiter um sie kümmern, hielt plötzlich inne. Sein rechter Arm angelte nach unten. Er setzte sein Theriakfläschchen an, nahm einen kräftigen Zug, dann fuhr er in seinem Tun unverdrossen fort. Irgendwann gab er ein kurzes Quieken von sich und sackte auf seiner Frau zusammen.
Binnen weniger Augenblicke ertönte rasselndes Schnarchen. Nichts und niemand konnte ihn jetzt wach bekommen.
Alma erhob sich, wickelte sich in eine Decke und schlich ins Nebenzimmer. Auf dem harten Zofenbett streckte sie sich aus, dann stand sie noch einmal auf, holte das Fläschchen aus der Silbergasse und presste es an ihre Brüste. Die hatte der Herzog früher liebevoll seine Kitzchen genannt und das dichte pelzige Dreieck zwischen ihren Beinen, das eine Laune der Natur kupfern gemacht hatte, seinen geliebten Maulwurfshügel. Jetzt jedoch führte er sich auf, als sei sie nichts anderes als eine ausgediente Kutsche, die für immer in die Remise gehörte.
Und Leopold? Allein der Gedanke an ihn verursachte ihr Übelkeit.
»Das werdet ihr mir büßen!«, flüsterte sie in die Stille der nächtlichen Kammer. »Alle beide. Und jeder auf seine ganz spezielle Weise.«
In der Pilzsuppe, die der Auftakt zur Abendmahlzeit gewesen war, hatte der Besucher aus dem fernen Rom nur herumgestochert, obwohl er zuvor versichert hatte, dass er auch mit einem Stück Brot und einem Krug Wasser bestens bedient sei. Bischof Georg Golser hatte sich nicht davon täuschen lassen und seine Haushälterin Jakobe angewiesen, gehaltvollere Kost aufzutragen. Und da saß der Gast nun und schlang so gierig, dass die große Platte mit Wildschweinschinken, Räucherkäse und gefüllten Eier im Nu leer war.
Ein großer, stattlicher Mann, breitschultrig, dessen penibel rasierter Schädel die delikate Kopfform unterstrich. Muskulös, ohne ein Gramm überflüssiges Fett. Er hatte ein scharf geschnittenes, markantes Gesicht. Graue Augen, in denen kein Lächeln zu Hause war.
»Das tut gut!« Mit einem Seufzer lehnte Heinrich Kramer sich zurück. »Seit Rom hab ich nicht mehr so genüsslich gespeist.«
»Kein einfaches Unterfangen, eine so lange Reise, und das mitten im Winter«, sagte der Bischof. »Wieso habt Ihr nicht gewartet, Pater Heinrich, bis das Wetter wieder milder wird? Die Stadt des Heiligen Vaters bietet doch genügend an Sehenswürdigkeiten! Da kann unser kleines, verschlafenes Brixen bei Weitem nicht mithalten.«
»Weil meine Fracht zu kostbar ist. Und keine Zeit verloren gehen darf, um sie zu veröffentlichen. Ihr werdet mich doch unterstützen?«
Er spielte auf die Bulle an, die er Golser zuvor überreicht hatte. Bei der Lektüre waren diesem Schauer über den Rücken gelaufen. Papst Innozenz VIII. wich in erheblichen Punkten von der bisher gültigen Meinung und Auslegung ab. Der Text sprach von Teufelspakt und Zauberei und erkannte die Existenz von Hexen an. Und er autorisierte den Überbringer ausdrücklich zur Inquisition in Deutschland.
»Ihr habt Glück, dass Ihr mich überhaupt noch angetroffen habt«, erwiderte der Bischof ausweichend. »Meine Reisetruhen sind bereits gepackt, denn es geht auf nach Innsbruck. Erzherzog Sigmund von Tirol heiratet Ende des Monats. Und ich werde den heiligen Ehebund segnen.«
»Heißt das, Ihr werdet die Anordnungen des Papstes zuvor nicht veröffentlichen?« Kramers Miene hatte sich verdunkelt.
»Dafür ist nach meiner Wiederkehr noch Zeit genug, meint Ihr nicht auch? Ich bin Euch zwar an Jahren nur wenig voraus, doch leider hat es der Schöpfer mit meiner Konstitution nicht so gut gemeint wie mit Eurer.« Er streckte ihm seine Hände entgegen, die voller Gichtbeulen waren. »Podagra. Manchmal hat sie mich so fest im Griff, dass ich nachts keine zwei Stunden schlafe. Eine gute Gelegenheit, sich den Schriften der heiligen Kirchenväter zu widmen! Deren Anschauungen über Hexerei weichen allerdings in vielen Punkten von dem ab, was Ihr mir mitgebracht habt.«
Der Dominikaner sprang auf. Der Saum seiner weißen Kutte war schlammbespritzt, er hatte sich nicht einmal der Mühe einer Reinigung unterzogen.
»Die Heiligen Väter kannten die Worte der
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