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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Kohlebecken aufgestellt. Weiterhin gab es einen breiten Stuhl mit geschnitzter Lehne und einen großen Tisch, über und über mit Papieren bedeckt. Zwischen ihnen ein hoher Pokal und Essensreste auf einer länglichen Zinnplatte. Mindestens fünf Kandelaber mit brennenden Kerzen waren in der gemütlich warmen Stube verteilt, falls sie in der Aufregung richtig gezählt hatte.
    Herzog Sigmund sah nicht auf, sondern setzte seine Lektüre unbeirrt fort. Nur seine Hand erhob sich kurz und bedeutete ihr, näher zu treten.
    Jetzt, da sie ihn in Ruhe mustern konnte, kam er ihr älter vor, als sie sich ihn vorgestellt hatte. Sein einstmals blondes, inzwischen jedoch stark ergrautes Haar, das er um einiges länger trug, als die herrschende Mode es vorschrieb, wich an den Schläfen stark zurück und entblößte eine hohe, kantige Stirn, die von Falten zerfurcht war. Die Augen lagen tief in den Höhlen; die Nase war fein und gerade, sie hätte auch zu einem hübschen Weib gepasst. Der Mund erschien ihr wie zweigeteilt: die Oberlippe mürrisch und skeptisch, die Unterlippe ausladend sinnlich.
    »Da ist sie also, die närrische Kleine von heute Morgen«, sagte er. Noch immer hatte er ihr keinen Blick gegönnt. »Bist du wieder einigermaßen bei Sinnen?«
    »Das bin ich, Euer Hoheit.« Sie hatte tatsächlich geantwortet!
    Der eigene Mut machte Lena für einen Augenblick stolz. »Mein Kopf brummt zwar immer noch leicht, doch Euer freundlicher Medicus hat gesagt, das vergeht bald wieder.«
    »Es lohnt sich nicht, meinetwegen zu sterben, das musst du dir merken. Nicht für einen alten Sünder, wie ich es bin.« Seine Finger fuhren weiterhin über die endlosen Zahlenreihen. In der oberen Ecke des Blattes erkannte sie das Wappen von Tirol, den stolzen roten Adler. Daneben aber waren zwei gekreuzte Haspeln, die sie zum ersten Mal sah. »Schon gar nicht, wenn man wie du ein Kind …«
    »Ich bin nicht schwanger, Euer Hoheit«, sagte Lena. »Weder von Euch noch von sonst irgendeinem. Ich habe lediglich dem Hofmeister nicht widersprochen, als er diese Vermutung äußerte, damit er mich auch ja zu Euch bringt.«
    Er schob die Papiere zurück, schaute sie an. Jetzt besaß sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Wir sind uns noch nie begegnet«, sagte er nach einer Weile. »Und dennoch habe ich das sichere Gefühl, dich zu kennen. Wie kann das angehen? Wie heißt du, Mädchen?«
    »Lena. Und so wie ich sehen viele hier aus«, sagte sie. »Vielleicht liegt es daran.«
    Sein Blick wurde schärfer. »Deine Mutter«, sagte er. »Wie lautet ihr Name?«
    »Johanna. Aber sie ist tot, seit vielen Jahren schon. Ebenso wie mein Vater Georg Schätzlin, der als Hauer in Eurer Silbermine sein Leben gelassen hat.«
    »Dann bist du also eine Waise, und die seltsame Begebenheit heute Morgen war nichts als ein dummer Unfall.« So wie er das sagte, klang es wie eine Frage.
    Als Waise hatte sie sich eigentlich nie so richtig gefühlt, denn schließlich gab es ja Els und Bibiana und dazu Sebi, der für sie wie ein kleiner Bruder war. Aber vielleicht lag genau da das Geheimnis begraben, nach dem sie schon so lange suchte …
    »Das Erstere ja, das Zweite nein«, sagte Lena. »Ich hab es absichtlich getan. Weil ich nicht wusste, wie ich sonst zu Euch vordringen sollte.« Nachdem die ersten Hemmungen überwunden waren, erschien es ihr gar nicht mehr schwer, mit dem Herzog zu reden, zumal das Gefühl, sich zu kennen, das er geäußert hatte, auch in ihr wuchs.
    Und außerdem – hatte Sebi nicht eine kantige Stirn wie er? Und ebenso helle, fast durchsichtige Augen, obwohl die Augen seiner Mutter Els fast schwarz waren und sein toter Vater Laurin ebenfalls dunkeläugig gewesen war? Je länger sie den Herzog ansah, desto neugieriger wurde sie. Vielleicht erhielt sie ja schon bald Gelegenheit, die Wahrheit wie bei einer Zwiebel Schicht um Schicht bloßzulegen.
    »Was willst du, Mädchen?« Der Herzog klang müde, so gar nicht wie ein feuriger Bräutigam, der die Ankunft seiner jungen Verlobten kaum noch erwarten konnte. »Meine Laune ist denkbar schlecht, das musst du wissen. Podagra zwickt mich immer häufiger, und ich weiß kaum, wie ich die anstehenden Feierlichkeiten überstehen soll. Dazu drücken mich Sorgen wegen der Mine …«
    »Lasst mich für Euch kochen, ich bitte Euch!«, stieß Lena hervor.
    »Du willst – was?«
    »Für Euch kochen, Hoheit. Dann würdet Ihr Euch schnell besser fühlen, das weiß ich.«
    Verdutzt schüttelte er den Kopf. »Und dafür hast

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