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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Streit. Und leider ist er auch noch ungewöhnlich gut ausgeprägt.«
    »Soll ich dir sagen, weshalb? Andere Menschen, hundsgemeine Menschen, haben einen Keil zwischen uns getrieben und dadurch seine Liebe zum Erlöschen gebracht. Doch sie werden nicht siegen, denn unsere Leidenschaft wird neu erglühen …«
    »Darauf allein würde ich an Eurer Stelle nicht setzen. Die andere ist stark, von edler Abstammung und besitzt Mut. Und sie verfügt über Talente, von denen Ihr bislang nichts ahnt. Ihr müsst schlau sein, wenn Ihr siegen wollt.«
    »Das alles siehst du in meiner Hand?« Die Spiessin starrte auf die Linien, als könne sie es selbst entdecken.
    »Das und noch vieles mehr«, bekräftigte Wilbeth, die plötzlich blass geworden war und sich angelehnt hatte, als bedürfe sie eines Halts.
    »Dann musst du mir eben behilflich sein!« Alma zog ihre Hand zurück. »Wozu sonst hast du schließlich das alles hier gesammelt, gepresst und zusammengebraut?«
    »So einfach ist das nicht mit der Liebe …«
    In ihrer wachsenden Erregung schien Alma von Spiess es nicht mehr hinter ihrer Mumme auszuhalten und riss das schwarze, engmaschige Gebilde herunter. Dahinter war ihr flächiges Gesicht schweißnass und fleckig.
    »Aus diesem Haus in der Silbergasse hat schon so mancher Liebeszauber seinen Weg in die Stadt und den Neuhof gefunden«, zischte sie. »Das weiß ich aus sicherer Quelle. Du wirst also nicht die Stirn besitzen, ausgerechnet meinen Wunsch abzuschlagen!« Sie nestelte an ihrer Tasche und zog ein paar Münzen heraus, die sie auf den Tisch warf. »Selbst wenn du noch mehr dafür verlangst, am Geld soll es gewiss nicht scheitern.«
    »Als Anzahlung mag es angehen«, sagte Wilbeth. »Bringt morgen das Doppelte mit, wenn Ihr den Trank abholt.«
    »Wann wird er fertig sein?«
    »Sobald die Dämmerung anbricht. Ich kann ihn noch heute ansetzen, um die Kräfte des dunklen Mondes zu nutzen. Aber ich muss Euch warnen: Solch ein Liebeszauber bindet stets beide Parteien, nicht nur denjenigen, der ihn verabreicht bekommt.«
    Die Spiessin nickte ungeduldig. »Ich werde also jemanden zu Euch schicken …«
    »Ihr kommt allein. Und kein Wort zu niemandem! Jedes Gerede schwächt die Kraft des Mittels.«
    »Er muss mir wieder gehören!« Alma von Spiess schien wie im Rausch. »Du kannst dich auf mich verlassen. Meine Lippen sind versiegelt.«
    Die Spiessin rauschte hinaus, und für ein paar Augenblicke war es ganz still in der kleinen Stube. Dann bewegte sich der schwere Vorhang, hinter dem die Bettstatt verborgen war, und zwei Frauen stürzten hervor.
    »Ich wäre beinahe erstickt«, sagte Barbara, »so schwer fiel es mir, den Mund zu halten. Du verstehst dein Handwerk in der Tat, Wilbeth!«
    »Ja, das tust du«, bestätigte auch Rosin. »Sie hing ja förmlich an deinen Lippen wie eine Verdurstende.«
    »Man muss seine Arbeit gründlich tun«, entgegnete Wilbeth. »Nicht anders als du, Barbara, wenn du die Neugeborenen auf die Welt holst. Oder du, Rosin, wenn du die Toten wäschst, bevor sie zur ewigen Ruhe ins Grab gelegt werden. Auf meine Weise mache ich nichts anderes.«
    »Aber dieses Weib ist gefährlich«, wandte Rosin ein. »Das sagen alle, die einmal mit ihr zu tun gehabt haben. Und sie vergisst nichts, was man ihr einmal angetan hat, keine Schmach, nicht die allerkleinste Niederlage. Wenn die Frau des Hofmeisters nicht bekommt, was sie will, kann sie zur Bestie werden.«
    »Diesen Schlag Frau kenne ich nur allzu gut: Sie sind gierig und unzufrieden, egal, wie viel sie auch bekommen, allerbeste Voraussetzungen, um sie lange als Kundinnen zu behalten«, sagte Wilbeth. »Alma von Spiess wird nicht nur einen Zauber brauchen. Und das wiederum füllt meine Truhe mit gutem Silber.«
    »Die Hochzeit des Herzogs wird sie aber trotzdem nicht verhindern können!«, rief Barbara. »Nicht einmal mithilfe all deiner Zaubertränke.«
    »Wenn das Schicksal es so bestimmt hat, gewiss nicht.«
    »Dann verkaufst du ihr also irgendein nutzloses Gebräu?«, fragte Rosin. »Ohne die geringste Wirkung?«
    »Nichts von dem, was die Natur uns schenkt, ist nutz- oder wirkungslos. Es kommt nur darauf an, wie viel man davon nimmt, in welchem Verhältnis man es mischt, und wem man es zu welchem Zeitpunkt verabreicht. Darin liegt das eigentliche Geheimnis.« Wilbeth gähnte. »Seid ihr eigentlich auch so müde wie ich? Nach solch einer langen Nacht wie gestern spüre ich jedes Mal, dass ich fast zwanzig Jahre älter bin als ihr.«
    »Was soll da erst

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