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Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Schwarzpulver ein und ließ
die Kugel in den Lauf gleiten. Geräuschlos legte er an.
    »Mal sehen, was hier zu finden ist«, brüllte einer der Hessen in breitem
Dialekt.
    »Vielleicht ist ja was Junges für dich dabei?«, mutmaßte ein anderer.
    Die Männer lachten schallend. Sie waren nun keine 30 Ellen mehr entfernt.
    »Schießt erst, wenn sie nah genug sind«, befahl Josef leise.
    Anscheinend erkannten die Söldner, dass das Tor mit Brettern verriegelt
wurde.
    »Seht, eine Tür!«, schrie ein kleiner Mann mit blonden, langen Haaren.
    Josef erlaubte ihm nicht, noch ein weiteres Wort
auszusprechen. Gerade als der Hesse die Hand hob, um die Klinke herunterzudrücken,
schoss er ihm aus kurzer Entfernung mitten ins Gesicht. Er wurde mehrere Meter zurückgeworfen.
Die vier Schüsse der Freunde zündeten nur Wimpernschläge später. Keiner verfehlte
sein Ziel. Aufgeschreckt zogen die Söldner ihre Waffen und feuerten einzelne unkontrollierte
Schüsse ab, dann stürmten sie der Schmiede entgegen. Im Inneren hatte sich das gezündete
Schwarzpulver wie Nebel verbreitet. Nur schwerlich konnte man bis zum anderen Ende
blicken. Hustend versuchten sie, ihre Waffen nachzuladen, doch es war bereits zu
spät. Mehrere kräftige Söldner hatten die Seitentür aufgebrochen und schritten mit
gezücktem Säbel den Freunden entgegen. Geistesgegenwärtig riss Josef eine zweite
Muskete hoch und verpasste dem ersten Eindringling einen Schuss mitten in den Bauch.
Schreiend brach der zusammen und kauerte sich unter Qualen auf den Boden. Dann nahm
auch Jakob seinen Säbel und stürmte den Männern entgegen. So einen Hünen hatten
sie beileibe nicht erwartet. Durch den Nebel konnte Lorenz nicht zählen, wie viele
den Weg in die Schmiede gefunden hatten. Auch er griff nach einer Waffe und versuchte,
sich einen Weg durch den Nebel zu bahnen. Die Söldner fielen beinahe aus der Tür
hinaus, um auf offenem Gelände ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausnutzen zu können.
Mit weit aufgerissenen Augen standen die verbliebenen sechs Männer im Halbkreis
um Josef herum. Es dauerte einige Sekunden, bis die Freunde mit blitzenden Klingen
aus der Türe herausdrängten. Mit einem schnellen Stoß drückte Josef die Waffe eines
Söldners beiseite und packte ihn mit seiner riesigen Pranke im Gesicht. Lorenz meinte
den Schädel brechen zu hören, als Vater ihn mit einem Arm in die Luft riss und mit
voller Wucht auf das Kopfsteinpflaster schmetterte. In ihm schien etwas entbrannt,
etwas, das vielleicht nur noch von Mutter zu kontrollieren war. Die blitzenden Säbel,
die die Hessen drohend vor seinen Leib hielten, schienen im Vergleich mit seinem
massigen Körper wie Messer. In der einen Hand die Waffe, die andere zur Faust geballt,
baute er sich vor den Feinden auf. Die Rage hatte seinen Körper nun vollends in
ihrer dunklen Umarmung. Noch einmal atmete er tief, dann spannten sich alle seine
Muskeln und er brüllte den Männern einen tiefen, markerschütternden Schrei entgegen,
als er auf sie zuschoss. Mit halb geöffnetem Mund versuchten sie zu fliehen, doch
Josef drückte nur ihre Waffen weg und stieß seinen Säbel in die Brust eines Mannes.
Dem anderen donnerte er seine Faust ins Gesicht, sodass dieser auf das anliegende
Gras geschleudert wurde. Sofort setzte Josef nach und hetzte zu ihm. Benommen fasste
der Mann sich an die Stelle, wo ihn die Faust getroffen hatte, doch als sich Josefs
Pranken um seinen Hals legten, dauerte es nur wenige Sekunden, dann hörte das Wimmern
auf.
    Die anderen Feinde starrten auf den Hünen. Die Brüder hatten leichtes
Spiel, einem verängstigten alten Mann so viele Wunden zuzufügen, dass er schließlich
liegen blieb. Als Lorenz sich umdrehte, zog Jakob gerade seinen Säbel aus einem
Angreifer. Langsam lief das Blut die Klinge hinunter. Lediglich Ratte hämmerte noch
mit der Eisenstange auf die Stelle ein, die früher einmal ein Gesicht gewesen war.
Er schien voller Mordlust zu sein.
    »Genug!«, herrschte Maximilian ihn an.
    Völlig außer Atem, blitzten die Augen Josefs. Nur unter größter Anstrengung
hielt er sich zurück, als Lorenz einige Schritte auf ihn zutrat.
    »Ich werde jetzt gehen, Vater«, waren die einzigen Worte, die er noch
sagen konnte.
    Lediglich für ein paar Herzschläge tauschten Ratte und Jakob Blicke
aus, dann erklangen ihre Stimmen beinahe gleichzeitig.
    »Wir kommen mit!«
    »Werdet ihr nicht!«, giftete Lorenz. »Ich kann euer Leben nicht aufs
Spiel setzen.«
    »Aber wir können es«, antwortete

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