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Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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als seine Freunde ihn
vom Marktplatz trugen.
    Es war die schrille Stimme von Elisabeth, die an sein Ohr drang. »Ich
weiß, wo sie sich befindet!«

Kapitel 12
     
    - Bis in alle Ewigkeit -
     
    Ruckartig schlug er die Augen auf. Ganz weit
weg, in der Ferne, hörte er die Massen toben, doch hier, hier in diesem Raum, war
es still. Er spürte die Wärme, die sich sanft um seinen Körper gelegt hatte. Seine
Füße, seine Brust, seine Arme, alles war wohlig und heimelig. Sogar die feuchte
Hitze an den Händen fühlte sich angenehm an. Auch seine Haut schien sauber. Alles
war so vertraut, so … schön. Leicht drehte er das Gesicht, um zu erkennen, warum
seine Hand glühte.
    »Lorenz! Du bist erwacht!« Weinend drückte ihm seine Mutter mehrere
Küsse auf die Wange. Die Feuchtigkeit ihrer Tränen blieb an seinem Gesicht haften.
    »Mutter …«, stöhnte er lächelnd.
    »Ich dachte, dass ich dich nie wiedersehen würde«,
wimmerte sie, ihren Sohn herzend. Die Worte sprudelten aus ihr heraus. »Ich dachte,
wir hätten dich verloren. Jeden Tag habe ich gebetet, dass er dich mir zurückschickt.
Jeden Tag sind Vater und dein Bruder mit deinen Freunden losgegangen, haben das
Schlachtfeld abgesucht, waren in jedem Dorf. Und jetzt bist du hier … jetzt bist
du endlich hier.« Ihre Stimme zitterte und doch schwang mit jedem Wort Dankbarkeit
und Freude mit. »Du bist hier … du bist endlich hier.«
    Wie von selbst zogen sich Lorenz’ Mundwinkel nach
oben, als er seine Geschwister erblickte, die sich freudestrahlend auf ihn werfen
wollten. Mit erröteten Wangen konnte Marta die drei gerade noch zurückhalten. Schnell
tippelten sie zum Kopfende des Bettes und drückten ihren Bruder zärtlich. Auch wenn
sein Kopf noch immer schmerzlich dröhnte, waren es Freudentränen, die langsam seine
Augen füllten. Im Hintergrund knackte leise der Ofen. Das gleichmäßige Knistern
strahlte Ruhe und Geborgenheit aus. Wahrlich, dachte Lorenz, dies ist ein schöner
Ort, nichts Schreckliches oder Böses ist hier zugegen, nur die Freude selbst scheint
hier ihren Platz zu haben. Gerade, als er im Kopf diesen Gedanken formuliert hatte,
ließ das Grollen einer Muskete die Erinnerungen an die vergangenen Stunden zurückkehren.
Schlagartig saß er aufrecht im Bett und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf
das Fußende.
    »Wir haben Krieg«, flüsterte er mehr zu sich selbst.
    »Ja, mein Sohn, aber Vater und Maximilian sind gut ausgerüstet und
stehen in der Schmiede bereit.«
    Ihre eben noch fröhliche Stimme wurde durchzogen vom Hauch eines Schmerzes,
den sie mit aller Macht zu unterdrücken versuchte.
    »Zu viert werden sie uns schon zu verteidigen
wissen. Mach dir keine Sorgen, bald wird sich der Sturm gelegt haben und die Eindringlinge
abgewehrt sein.« Sie sprach die Worte laut aus, damit die Kleinsten sie ebenfalls
mitbekamen, doch er erkannte, wie sie versuchte, selbstsicher und zuversichtlich
zu wirken, obwohl ihr Herz schwer war.
    Ihr Herz …
    »Antonella«, stieß er aus.
    In einer Bewegung hatte er die Bettdecke beiseite geworfen und die
nackten Füße auf den Boden gestellt. Schmerzlich stöhnte er auf und befühlte den
erneuerten Verband an seinem Kopf. Erschrocken fasste Marta ihm an die Brust und
versuchte, ihn behutsam zurück ins Bett zu drücken.
    »Lorenz! Wo willst du hin? Du bist ja von Sinnen.«
    »Es ist … Mutter … Wie lange lag ich hier? Wie lange ist es her, seitdem
ich hier hingebracht wurde?«
    Er sprach schnell und aufgeregt.
    »Vor nicht ganz einer halben Stunde haben sie dich mir zurückgebracht.
Lorenz, ich bitte dich, leg dich wieder hin. Du bist noch viel zu schwach, dein
Körper ist an unzähligen Stellen verwundet und …«
    »Mutter«, unterbrach er sie. Hektisch ergriff
er ihre Hand und blickte zu seinen jüngeren Geschwistern. »Ich muss gehen, sie …
sie schwebt in allergrößter Gefahr.«
    »So sag doch bitte, von wem du redest?« Unverständnis und Angst sprachen
aus ihren Augen.
    Für einen Moment war es still. Es zerriss ihm das Herz, dass er sein
Zuhause verlassen musste. Diese wunderschöne Oase im Chaos, diesen kleinen, sicheren
Turm in der tosenden Schlacht. Seine Stimme zitterte.
    »Das Mädchen, das ich liebe, Mutter.«
    »Und liebst du uns denn nicht?«
    Eine Träne verließ seine Augen und rollte langsam über die Wange. »Von
ganzem Herzen. Aber ihr könnt euch ohne mich schützen. Sie kann das nicht. Versteh
doch, ich muss einfach.«
    Der Druck an seinen Händen nahm mit jedem Herzschlag

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