Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
Vom Netzwerk:

„Das glaube ich kaum, es ist, wie bei Ihr , wie es meistens ist. Das Fieber kommt vom Gift. Sie vergiftet die Kinder, wenn Sie nicht gleich an sie herankommt.“
Ein Moment der Stille trat ein.
„Kein Wesen vermag mein Essen mit Gift zu versetzen.“
„Nicht doch, Eve muss es nicht wie gängiges Gift aufgenommen haben. Sie hat es dem armen Kind des Nachts womöglich ins Ohr geträufelt, oder sie auch nur angehaucht.“
„Meine Liebe, ich will Ihnen kaum widersprechen und doch glaube ich, ein Ortswechsel wäre ihr gut bekommen“, sagte Mrs. Cooper mit einem Lächeln auf den schmalen Lippen, welches ihre Meinung unterstrich.
„Und auf wen wäre die Wahl sodann gefallen? Sie ist eine Tochter des Dorfs. Sie muss bleiben, das wissen Sie doch auch“, sagte Mrs. McSwell mit drohender Stimme.
„Gehen wir nach unten. Wir wollen Eve nicht wecken, wenn sie schläft.“
Die Stimmen verstummten, die Schritte entfernten sich, die Worte blieben.
Eve war wahrhaftig bemüht gewesen den Worten keine Aufmerksamkeit zu schenken. Nicht wieder sollte ihr Geist vergiftet werden durch die Angst, welche das Misstrauen den Menschen gegenüber erzeugte.
Aussichtslos war der Versuch gewesen, die Worte waren zu schnell, zu stark, wenngleich die nicht-gesagten-Worte noch mehr Unheil in sich trugen.
Sie war die erste, die beste Wahl. Sie war entbehrlich. Also hatte das Dorf entschieden und ihre Mutter würde das Urteil nicht anfechten.
Das Atmen fiel ihr schwer, ein Felsen schien auf ihrer Brust zu liegen. Sie war gefesselt an das Dorf, an die schicksalstreuen Bürger, die gerichtet hatten. Eve war das Opfer für die Hexe von Hitchwick.
Aber das war Wahnsinn. Eves Verstand lehnte sich auf, schien mit geballten Fäusten gegen die Wände des Gefängnisses zu schlagen. Ein Gefängnis erbaut aus Aberglauben und Unwissenheit.
Es gab keine Hexen.
Es gab seltsame, verschrobene Weiber, die manch dubioses Wissen besaßen, doch keine von ihnen kochte Kinder.
Vielleicht war sie nicht das beliebteste Mädchen im Dorf, obschon sie keine Aussätzige war, allerdings reichte dieses sicherlich kaum aus, um von der Gemeinschaft zum Tode verurteilt zu werden.
Diese ganzen Geschichten hatten ihren Verstand verwirrt und das schwere Fieber ihn vernebelt.
Erschöpft schloss sie die Augen, das Herz vor Aufregung am Rasen, die Seele sich unruhig durch Zweifel und Angst windend. All das hätte sie wach halten müssen, die Erschöpfung war indes zu groß, zu stark und so trug Morpheus sie davon.

Einige Tage dauerte es noch bis Eve vollständig genesen war. Sie war nicht mehr die Eve vor dem Fieber, etwas hatte sich in ihr verändert und doch war sie sie selbst. Es war merkwürdig und kaum zu erklären. Die Angst hatte sich tief in ihre Seele gebrannt. Es war nicht die abstrakte Angst vor der Hexe, es war eine auf Misstrauen basierende, reale Furcht vor den Menschen. Sie wusste, was sie gehört hatte. Ob es eine übernatürliche Bedrohung gab oder nicht, das Dorf war bereit sie zu opfern.
Wenn es keine Hexe gab, die sie holen würde, was würde dann geschehen?
Würde man sie zur Vorsicht auf dem Scheiterhaufen verbrennen? Oder würde man sie auf einem Altar dem Übernatürlichen darbieten, gefesselt und mit einem Messer im Herzen?
Eve wusste, dass sie eine Entscheidung fällen musste.
Sollte sie versuchen wegzulaufen oder sollte sie noch ein bisschen warten?
Wieder schien das Porridge eine reale Darstellung ihrer inneren Lage zu sein. Zäh und grau, so waren ihre Gedanken. Als wäre nie etwas gewesen, als hätte es die letzten Tage nicht gegeben, so saß sie wieder am Tisch, vor dem so leidlich bekannten Porridge.
„Wenn du gegessen hast, wirst du spazieren gehen! Dr. Glenn sagt, das wird dich stärken“, sagte Eves Mutter in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Eve nickte, nicht nur weil der Brei ihr die Kehle zuschnürte, sondern weil ihre Gedanken sich so schnell überschlugen, dass sie keine Worte fand.
Das war die Gelegenheit, sie konnte zu einem Genesungsgang aufbrechen und würde nicht mehr zurückkehren. Sie würde einfach weitergehen, das Dorf hinter sich lassen und mit ihm alle Ängste. Aber das waren wahnwitzige Gedanken und sehr dumme noch dazu. Sie fühlte sich gesund, doch ohne Essen und Trinken, ohne ein warmes Bett in den kalten Nächten, würde sie mit Sicherheit wieder krank werden. Und wo wollte sie überhaupt hin?
Nach London zu ihrem Vater?
Der würde sie sicher sofort zurückschicken. Abgesehen davon wusste

Weitere Kostenlose Bücher