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Die Hexe von Paris

Titel: Die Hexe von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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der Preis der Berühmtheit. Geliebt zu werden – leidenschaftlich – jeden zweiten Dienstag, wenn Monsieur de Vendôme an der Front ist. Es gibt viele, die ihn beneiden.«
    »Nicht alle zählen zu Eurer Klientel, hoffe ich.«
    »Nur einige, meine Liebe. Aber stecke deine Nase nicht in Dinge, mit denen du nichts zu schaffen hast. Wir haben über Geschäfte zu reden. Du solltest dich vermählen.« Sie griff nach einem silbernen Glöckchen und bat die herbeieilende Margot um etwas Limonade. Ein Knoten bildete sich in meinem Magen. Ob wegen der Limonade oder der Vermählung, wußte ich nicht zu sagen. »Mit viel Zucker«, rief sie Margot nach. »Du mußt wissen, meine Liebe«, sprach sie weiter, »solange alle Welt dich für eine einhundertfünfzig Jahre alte Jungfrau hielt, liefst du keine Gefahr. Sobald bekannt wird, daß du einen Mann in deinem Hause unterhieltest, wirst du für Erpressung anfällig sein. Und durch weitaus gefährlichere Leute als diese einfältigen Frauen. Doch bist du erst vermählt, bist du davor sicher und kannst tun, was dir beliebt.«
    Sie tupfte noch etwas Orangenwasser auf die Innenseite ihrer Handgelenke und auf ihren Nacken, entfaltete ihren Fächer mit einem kräftigen Schütteln aufs neue, hielt ihn auf der Höhe ihres Busens und setzte ihn abermals in Bewegung. »Ich kann etwas sehr Vorteilhaftes für dich arrangieren, wobei du deiner eigenen Wege gehen kannst. Ja – wenn du befindest, dich d'Urbecs entledigen zu müssen, das wäre die beste Zeit. Durch eine Hochzeit wird er vertrieben –«
    Ich lächelte und nickte. Besser sie glauben machen, ich hätte nichts gegen eine Vermählung, als sie beschließen zu lassen, d'Urbec eigenhändig zu beseitigen. Soviel war ich ihm schuldig.
    »Ja«, fuhr sie in selbstzufriedenem Ton fort, »ich denke, du solltest dich vermählen. Jeder könnte in Frage kommen. Doch eine Frau sollte sich nicht verschwenden, wenn es etwas zu gewinnen gibt. Ein Alchimist ist immer eine gute Partie für eine Wahrsagerin. Auch ein ehemaliger Priester, der seine Meßgewänder behalten hat, kann dem Geschäft dienlich sein –«
    Sofern eine das Geschäft einer Hexe betreibt, dachte ich. Es ist immer günstig, die schwarze Messe in der Familie abzuhalten. Die silbernen Becher mit der Limonade klirrten einladend auf dem Tablett, das Margot hereintrug. Der alte Montvoisin, der seinen Auftrag erfüllt hatte und zum Dösen auf seinen Stuhl zurückgekehrt war, setzte sich ob des Geräusches auf. Margot bediente zuerst ihre Gebieterin, danach mich, dann Montvoisin, der einen großen Schluck nahm und sich den Mund am Ärmel abwischte.
    »Du aber, du kannst nach Höherem streben.« La Voisins Stimme war so klebrig süß wie die Limonade. »Du solltest einen Mann von Stand in Betracht ziehen, jemanden wie – Brissac. Ja, Brissac wäre ideal.«
    »Brissac?« Beinahe hätte ich meine Limonade verschüttet. »Warum Brissac, um alles in der Welt? Was macht Euch glauben, er würde einem solchen Arrangement zustimmen?«
    »Brissac hat immer von seiner Herzogin getrennt gelebt. Sie hat ihn verstoßen, er ist ein Hindernis, verstehst du?« Sie beugte sich mit einem eigentümlichen, wohlwollenden Lächeln zu mir. »Jetzt ist er verarmt. Mit jedem Tag wird er gefügiger. Er hat sich mit Nevers zerstritten und ist nun ohne Heim. Vorübergehend hat er bei – hm, sagen wir, einem anderen Edelmann – Obdach gefunden, der seiner bald überdrüssig werden wird. Gegenwärtig habe ich sie beide in der Hand. Ihre Wohnstatt und Möbel sind auf meine Kosten gemietet. Ich betrachte Brissac als – Anlage. Und wenn ich über deine Zukunft nachdenke, sehe ich einen ausgezeichneten Weg, mich für meine Weitsicht zu entschädigen. Wenn du deine Karten richtig ausspielst, meine Liebe, kann man Brissacs kalte kleine Herzogin verschwinden lassen. Und er hat immerhin einen mehr oder weniger echten Titel. Du könntest ihm an den Spieltischen helfen – und das Beste von allem, du mußt nicht mit ihm schlafen. Was nur gut ist, denn er soll im Bett noch schlimmer riechen als Louvois. Er wird seiner Wege gehen, du wirst deiner Wege gehen, ihr werdet durch Zusammenarbeit reich werden und – du wirst vor der Polizei geschützt sein. Es ist ideal.«
    Das ist Brissac eingefallen, dachte ich. Wer hat sie blind gemacht für die Gefährlichkeit dieser Idee? War es bare Münze? Wieviel Geld wird zwischen ihnen den Besitzer wechseln, wenn diese Vermählung vollzogen ist? »Brissac –« Das Wort schmeckte eklig in

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