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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Frau beschreiben?«
    »Ja.«
    »Warum war sie hier?«
    »Sie hat den Prior davon überzeugt, dass sie einen Kampf gegen die Dämonen führt.« Alexej überlegte kurz. »Nikodim hat gesagt, dass Kara die Hüterin sei.«
    Santiago ließ sich seine Überraschung nicht anmerken.
    Die Hüterin! Der Kommissar wusste, dass er es mit einem mächtigen Gegner zu tun hatte, doch dass es sich dabei um den höchsten Magier der Humos handelte, hätte er nicht für möglich gehalten. Endlich hatte er die Spur des Schwarzen Buches wiedergefunden, die er im Jahre vierunddreißig verloren hatte! Der sonst so fischblütige Naw spürte, wie der Jagdinstinkt in ihm erwachte.
    »Sie haben mich überzeugt, Alexej, ich werde Nikodim in Frieden lassen.« Der Kommissar sah den Novizen prüfend an. »Aber warum haben Sie mir das erzählt? Der Prior hat Sie doch gewiss vor der Gerissenheit und Heimtücke der Dämonen gewarnt, oder nicht?«
    »Der Prior hat Kara geglaubt – das war ein Irrweg«, antwortete der Novize mit einer unerschütterlichen Gewissheit, die für sein Alter ungewöhnlich war. »Kara ist eine Lügnerin. In der Waldklause wird sie keine Unterstützung mehr finden.«
     
    Auf demselben schmutzigen Erdweg ging Santiago zum Waldrand zurück. Der Kommissar betrachtete missmutig seine dreckverschmierten Schuhe und schüttelte den Kopf. Natürlich hatte das einfache Landleben, in dem es keine asphaltierten Straßen gab, einen gewissen Charme, doch der Naw konnte damit nicht viel anfangen. Eine hochentwickelte Zivilisation, in der kniehohe Gummistiefel ein unverzichtbares Utensil waren, hielt er schlichtweg für absurd.
    Santiago holte sein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte eine Nummer.
    »Ortega?«
    »Kommissar, schön von Ihnen zu hören«, meldete sich der Stellvertreter hocherfreut. »Ich …«
    »Was gibt’s Neues in der Stadt?«
    »Die Lage wird allmählich kompliziert«, verkündete Ortega wahrheitsgemäß. »Der Orden ist ziemlich ungehalten über Ihre Abwesenheit und wirft uns halbherzig vor, wir würden Sie verstecken.«
    »Wieso halbherzig?«
    »Sie haben gerade andere Sorgen. Der Grüne Hof hat dem Orden ein Ultimatum gestellt. Die Luden fordern die Herausgabe des Armreifs der Fate Mara.«
    »Ein kluger Schachzug«, kommentierte Santiago und meinte damit Karas Aktivitäten. »Ich hätte erwartet, dass sich der Grüne Hof den Forderungen des Ordens anschließt.«
    »Das hatten wir auch erwartet«, bestätigte Ortega. »Aber die Königin Wseslawa hat anders entschieden.«
    Die schöne Wseslawa, dachte der Kommissar schmunzelnd bei sich, sie weiß, was sie mir zu verdanken hat und unterstützt mich in schwerer Stunde – schade, es wäre besser, sie würde sich nicht mit den Rittern anlegen.
    »Was treiben die Humos?«
    »Sie veranstalten einigen Wirbel. Zum Glück hat es keine weiteren Provokationen mehr gegeben.«
    Santiago durchschaute allmählich die Hintergründe des Geschehens: Zunächst hatte Kara die Humos in helle Aufregung versetzt und nun hetzte sie die Herrscherhäuser gegeneinander auf. Sie war in der Tat ein äußerst gefährlicher Gegner.
    »Bleiben Sie bei der bisherigen Linie, Ortega. Das Herrscherhaus Naw muss kühlen Kopf bewahren und versuchen, die Lage zu beruhigen. Bestätigen Sie offiziell, dass der Dunkle Hof bereit ist, mich an eine Kommission der Herrscherhäuser auszuliefern, sobald ich in die Stadt zurückkehre. Von meinem derzeitigen Aufenthaltsort wissen Sie jedoch nichts.«
    »Wir wissen ja tatsächlich nicht, wo Sie sind, Kommissar«, entgegnete der Stellvertreter.
    »Und das ist auch gut so.«
    Santiago legte auf und tippte die Nummer von Cortes ein.
     
    Artefakthandlung Burchans Schatztruhe
Moskau, Ostoshenka-Straße
Samstag, 30. September, 14:56 Uhr
     
    Für die Schatyren war es eine Selbstverständlichkeit, die unschönen Spuren des Skinheadüberfalls in kürzester Zeit zu beseitigen. Das Geschäft musste schließlich weitergehen. Buchstäblich über Nacht wurde Burchans Schatztruhe generalrenoviert und ein wenig umgebaut. Schon am nächsten Morgen prangte ein nagelneues Ladenschild über der Eingangstür und lockte die Kunden zum Kauf. Selbst Yussur, den die Ärzte der Erli gegen ein gesalzenes Honorar wieder zusammengeflickt hatten, stand hinter dem Ladentisch, als wäre nichts gewesen.
    »Dieses da! Bitte sehr!« Ein wuseliger japanischer Tourist, um dessen Hals eine ganze Batterie von Fotoapparaten hing, zeigte mit dem Finger auf eine filigrane Gipsfigur, die einen lustigen

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