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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Gnom mit einem Glöckchen in der Hand darstellte. »Wie viel kostet?«
    Die übrigen Japaner zwitscherten munter durcheinander, offenbar lobten sie die Wahl ihres Begleiters. Yussur dagegen seufzte. Obwohl Burchans Schatztruhe offiziell als Souvenirladen firmierte, waren Touristen hier keine allzu gerngesehene Kundschaft. Verstaubtes Kunsthandwerk und geschmacklose Ansichtskarten waren denn auch das Einzige, was der alte Burchan den Gästen der Hauptstadt anzubieten hatte. Doch deren Aufmerksamkeit fiel verständlicherweise auch auf das übrige Sortiment: auf die einzigartige Auswahl von handgemachten Statuetten und Figuren, die den Großteil der Regale füllten.
    »Wie viel kostet?«, wiederholte der Japaner und betrachtete fasziniert den Lächelnden Glöckner , ein kleines Artefakt, das den Zauber Silberglöckchen enthielt.
    Die witzige Zwergenfigur alarmierte ihren Besitzer mit einem Glöckchenklingeln, sobald ein Unbefugter das jeweils überwachte Territorium betrat. Das Artefakt wurde in den Werkstätten des Grünen Hofs hergestellt und verfügte über eine einjährige Funktionsgarantie. In den Händen des japanischen Touristen war es dagegen völlig nutzlos.
    »Das steht nicht zum Verkauf«, beschied Yussur kopfschüttelnd. »Nur gucken.«
    Der Tourist klimperte verdutzt mit den Augen und raunte seinem Dolmetscher etwas zu. Dieser machte ein nicht minder erstauntes Gesicht und wandte sich an den Verkäufer.
    »Herr Nakamoto versteht nicht, warum die wunderbaren Figuren ausgestellt werden, wenn man sie nicht kaufen kann.«
    »Die Sammlung gehört dem Geschäftseigentümer«, erläuterte Yussur. »Zur Erbauung der Kunden stellt er die Gegenstände aus, verkauft sie jedoch nicht.«
    »Herr Nakamoto ist sehr betucht und wäre bereit, einen guten Preis für die Figur zu bezahlen.«
    Der junge Schatyr wurde hellhörig. »Und wie viel wäre ein guter Preis?«
    »Hundert.«
    Das Artefakt kostete das Fünffache. Yussur gähnte.
    »Selbst für zweihundert kann ich Ihnen nur eine Kopie anbieten.«
    »Eine Kopie?«, wunderte sich der Dolmetscher.
    Der Schatyr zog einen Hochglanzkatalog unter dem Ladentisch hervor und schlug ihn auf der entsprechenden Seite auf.
    »Was Sie hier sehen, ist die einzigartige, weltbekannte Figurensammlung von Burchan Turtschi, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Jede Figur ist ein handgefertigtes Unikat, das seine eigene Geschichte hat. Einige der Exponate datieren aus dem achten Jahrhundert vor Christus. Sie werden sicher verstehen, dass die Originale mit Geld nicht zu bezahlen sind.«
    Die Touristen blätterten beeindruckt in dem Katalog und tuschelten in ihrer Landessprache.
    »Herr Nakamoto bittet vielmals um Entschuldigung«, sagte schließlich der Dolmetscher. »Er möchte je eine Kopie von drei Statuetten und außerdem diesen Katalog erwerben.«
    »Das macht dann insgesamt siebenhundertfünfzig, beim Kauf von mehr als zwei Figuren bekommen Sie zehn Prozent Rabatt.«
    Yussur nahm das Geld entgegen und beugte sich zu einer Kiste, in der die Kopien der Artefakte lagen. Die Duplikate wurden in einer Podolsker Behindertenwerkstatt hergestellt und kosteten den geschäftstüchtigen Schatyren nur einen Bruchteil des Preises, den er dafür verlangte.
    »Du würdest sogar Dreck zu Gold machen, Yussur«, kommentierte Cortes schmunzelnd, nachdem der letzte Tourist den Laden verlassen hatte. »Weiß dein Großvater von dem kleinen Nebenerwerb?«
    »Er ist daran beteiligt«, bestätigte Yussur. »Für sechzig Prozent vom Gewinn hat er sich bereiterklärt, seine Sammlung bei der UNESCO anzumelden.«
    »Wie hast du es geschafft, ihn auf eine so niedrige Beteiligung herunterzuhandeln?«
    »Großvater Burchan mag mich eben«, erwiderte Yussur achselzuckend. »Sind Sie geschäftlich hier?«
    »Ja. Nimm’s nicht persönlich, aber ich muss zu deinem Großvater.« Der Söldner stützte sich auf den Ladentisch. »Ist er da?«
    »Im Hinterzimmer«, antwortete Yussur und wandte sich mit einem charmanten Lächeln drei bezaubernden Feen zu, die gerade den Laden betraten. »Womit kann ich dienen?«
     
    »Deine Volksgenossen haben verheerende Schäden in meinem Geschäft angerichtet, mein lieber Cortes.« Burchan, ein rundlicher, munterer Greis mit einer schlichten Brille auf der Nase, sah den Söldner mit seinen listigen Augen an. »Zum Glück zeigen die Bewohner der Verborgenen Stadt große Anteilnahme. Seit sie von meinem Elend erfahren haben, kommen sie in Scharen, um die Folgen des

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