Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
Vom Netzwerk:
Überfalls zu begutachten.«
    »Und nun blüht dein Geschäft, weil jeder etwas kauft«, ergänzte Cortes.
    »Nun, so euphorisch würde ich es nicht ausdrücken«, erwiderte der Händler grinsend. »Sagen wir einmal so: Ich werde nicht am Bettelstock enden.«
    »Angesichts der Notlage, in der sich der Laden befindet, bin ich bereit, Stammkunde zu werden«, verkündete Cortes und trank einen Schluck von dem Aprikosensaft, den ihm der Schatyr angeboten hatte. »Meinen Nächsten helfe ich doch immer gern.«
    »Es wäre eine große Ehre für mein Geschäft«, antwortete Burchan und seine dicken Wurstfinger nestelten nervös an seiner Gebetskette. Der Schatyr wusste natürlich, dass der Söldner nicht aus reiner Nächstenliebe gekommen war. »Wofür interessierst du dich konkret?«
    »Ich habe eine kleinere Aktion geplant und bin gerade dabei, mir die nötige Ausrüstung zu beschaffen.«
    »Die Auswahl an Artefakten in Buchans Schatztruhe ist größer als in den Warenhäusern der Handelsgilde«, tönte der Alte stolz und fügte beiläufig hinzu: »Sogar größer als in dem an der Lubjanka.«
    Jeder wusste, dass Cortes mit Bidjar Hamzi, dem Geschäftsführer des Einkaufstempels an der Bolschaja-Lubjanka-Straße, befreundet war und seine Ausrüstung normalerweise bei ihm kaufte. Cortes schmunzelte über die dezente Anspielung und trank einen weiteren Schluck Aprikosensaft.
    »Vor allem brauche ich eine Maschinenpistole, verpackt in eine Armbanduhr.«
    »Welche Uhrenmarke?«, erkundigte sich Burchan.
    »Spielt keine Rolle«, winkte Cortes ab.
    »Ich hätte eine Bison mit zwei Ersatzmagazinen, integriert in eine billige Seiko. Wenn dich die Uhrenmarke nicht stört …«
    »Absolut nicht. Und eine Bison ist genau das, was ich brauche.«
    In der Verborgenen Stadt hatte man Technologien entwickelt, mit deren Hilfe sich Dinge mit doppeltem Boden herstellen ließen. Äußerlich sahen sie völlig gewöhnlich und harmlos aus, bargen jedoch ein erstaunliches Innenleben. So gab es zum Beispiel Granaten in Fingerringen, Pistolen in Halsketten oder Dolche in Zahnkronen. Und auch die Armbanduhr mit der eingebauten 9-mm-Maschinenpistole unterschied sich in nichts von den gewöhnlichen Modellen, sie tickte sogar genauso. Normalerweise wurden solcherlei Geheimwaffen nur auf Bestellung gefertigt, doch der Söldner verzichtete darauf, nachzufragen, wieso das gute Stück auf Vorrat im Laden lag, zumal die Bison ganz nach seinem Geschmack war: eine nicht zu schwere, kompakte Maschinenpistole mit hoher Schussfrequenz und großem Magazin.
    »Dann also eine Bison mit zwei Magazinen«, wiederholte Burchan.
    »Des weiteren …« – Cortes trank seinen Saft aus und blickte sinnierend zur Decke – »… bräuchte ich zwei Nebelumhänge .«
    Die selbstanpassenden Mäntel machten ihre Besitzer unsichtbar für Überwachungseinrichtungen jeglicher Art. Nicht nur simple Bewegungsmelder, sondern auch Infrarot- und Laserdetektoren konnte man damit mühelos unterlaufen.
    »Kein Problem.«
    Der alte Händler griff zu seinem Rechnungsblock und schrieb geschäftig einige Zahlen untereinander.
    »Und zwei Störche .«
    »Habe ich auf Lager.«
    Als Storch bezeichnete man im Magierjargon ein pfiffiges Artefakt, das auf einfache Weise zusätzliche Körpergröße verlieh. Es bestand aus zwei unscheinbaren Generatoren, die an den Knöcheln befestigt wurden. Bei der Aktivierung erzeugte es hölzerne Stelzen, deren Länge man je nach Bedarf verändern konnte. Die Störche waren besonders bei Kindern (vorgeschriebenes Mindestalter: zwölf Jahre), Zirkusartisten und Fensterputzern beliebt.
    »Ist das dann alles?«, erkundigte sich Burchan lächelnd, wobei seine dicken Bäckchen die Brille grotesk in die Stirn schoben.
    »Noch nicht ganz alles.« Cortes erwiderte das zufriedene Lächeln das Schatyren mit einem diabolischen Grinsen. »Ich brauche noch ein Superhirn .«
    Burchans Brille rutschte augenblicklich wieder auf die Nase herab.
    Entgegen einem sehr verbreiteten Irrtum waren bei weitem nicht alle Bewohner der Verborgenen Stadt Magier. Während die Nawen ausnahmslos über magische Fähigkeiten verfügten, beschränkte sich dies bei den Luden auf die Frauen. Bei den Tschuden wiederum konnten nur die Männer zaubern und auch diese nur zu einem gewissen Teil. Im Kriegsfall konnten derartige Defizite über Sieg und Niederlage entscheiden. Aus diesem Grund ersannen die betroffenen Herrscherhäuser allerlei Artefakte, um die Kampfkraft ihrer nicht zur Zauberei befähigten

Weitere Kostenlose Bücher