Die Hexe
die Ritter auch nichts herausbekommen.«
»Und warum hast du dem Orden den Computer nicht zurückgegeben?«
Der Alte sah Cortes verständnislos an. »Denkst du etwa, sie hätten dafür bezahlt?«
»Wohl kaum.«
»Eben. Warum fragst du dann? Diese Trottel haben für die Rückgabe des Superhirns nicht mal eine Belohnung ausgelobt. Wahrscheinlich hatten sie erwartet, dass man es ihnen auf dem goldenen Tablett serviert, da es sich um eine verbotene Ware handelt. Da haben sie sich aber getäuscht.«
»Hast du es schon ausprobiert?«
»Selbstverständlich.« Der Schatyr grinste verschmitzt. »Ich kann doch meinen Kunden keine ungeprüfte Ware andrehen.«
»Du kannst das gute Stück ja auch nicht an den Erstbesten verscherbeln.«
»Allerdings«, pflichtete Burchan bei. »Das wäre viel zu riskant.« Der Schatyr stand auf und setzte seine Brille wieder auf. »Vermutlich bist du tatsächlich der beste Kunde für das Superhirn , Cortes. Bei jedem anderen müsste ich mir Sorgen machen, dass herauskommt, woher er es hat. Bei dir nicht.«
»Na siehst du«, freute sich der Söldner. »Wie viel willst du dafür?«
Burchan überlegte kurz und nannte einen Betrag. Hätte Cortes eine Brille aufgehabt, wäre sie ihm in diesem Moment gewiss von der Nase gerutscht.
»Möchten Sie vielleicht noch einen dritten Generator für den Storch ?«, erkundigte sich Yussur, während er die Einkäufe des Söldners in eine Tüte packte.
Eine zweite, schwarze, fest verschlossene Tragetüte hatte Cortes aus dem Hinterzimmer mitgebracht und der junge Schatyr warf immer wieder neugierige Blicke darauf.
»Nein, nicht nötig.« Der Söldner holte sein klingelndes Mobiltelefon aus der Tasche hervor. »Ja bitte?«
»Cortes? Ich weiß nicht, wo Sie sich gerade aufhalten, aber nennen Sie keine Namen. Ich hätte einen Auftrag für Sie. Es ist dringend.«
Santiago gehörte zu den besten Kunden des Söldners, deshalb ließ Cortes sich nicht lange bitten.
»Jederzeit, worum geht’s?«
»Ich möchte, dass Sie so schnell wie möglich eine Humo-Hexe namens Kara finden und alle einschlägigen Informationen über diese Frau zusammentragen. Eine Observation ist nicht erforderlich.«
Cortes schwieg.
»Haben Sie irgendwelche Probleme damit?«, fragte der Kommissar irritiert. »Wenn Sie beschäftigt sind …«
»Nein nein, alles in Ordnung«, lenkte Cortes ein. »Aber wir müssen uns kurz unter vier Augen unterhalten. Ich hätte gerade eine Schleuse bei der Hand«, – der Söldner zeigte mit dem Finger auf das Portal-Artefakt und Yussur nahm es aus dem Regal – »können Sie einen Zielpunkt angeben?«
»Steuern Sie das Portal per Handy-Ortung.«
»Diese Nummer«, sagte der Söldner und hielt Yussur sein Mobiltelefon unter die Nase.
Der Schatyr nickte, stellte die Schleuse auf eine schwarze Platte vor seinem Computer und tippte etwas in die Tastatur.
»In vier Sekunden …«
Mitten im Ladenraum entstand ein kleiner schwarzer Wirbel.
»Entschuldigen Sie die misslichen Begleitumstände«, sagte Santiago, während er amüsiert beobachtete, wie Cortes sich aus dem Laubhaufen befreite, in dem er nach Verlassen des Portals regelrecht versunken war.
»Leben Sie neuerdings auf dem Land?«, erkundigte sich der Söldner ironisch.
»Die Einöde hat einen ganz besonderen Reiz«, philosophierte Santiago lächelnd. »Die frische Luft, die Stille, der innere Frieden …«
»Stechmücken, Schlammlöcher, Toilette hinter dem nächsten Baum«, setzte Cortes die Aufzählung fort.
»Haben Sie denn beim Militärgeheimdienst nie ein Überlebenstraining mitgemacht?«, wunderte sich der Kommissar.
»Mehrmals. Und eben deshalb weiß ich einen gewissen Komfort zu schätzen.« Der Söldner klopfte sich missmutig das Laub von der Hose.
»Aus welchem Grund hielten Sie ein persönliches Treffen für notwendig?«, fragte Santiago.
Cortes zog die Schultern hoch: »Es hat sich so ergeben, dass ich über diese Kara bereits einiges weiß.«
»Was für ein Zufall«, kommentierte der Kommissar. »Und für wen arbeiten Sie in dieser Sache?«
»Für niemanden.«
»Aus welchem Grund haben Sie sich dann über Kara informiert?«
Cortes riss zerstreut einen langen Grashalm aus und antwortete mit einer Gegenfrage: »Könnten Sie mir in groben Zügen erläutern, aus welchem Grund Sie sich für diese Frau interessieren?«
»Ich bin davon überzeugt, dass Kara hinter den Anschlägen steckt, die in letzter Zeit für Aufregung in der Verborgenen Stadt sorgten«, antwortete
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