Die Hexe
der Kommissar ohne Umschweife. »Und zwar hinter ausnahmslos allen!«
Söldner in der Verborgenen Stadt nahmen sich in aller Regel nicht das Recht heraus, sich nach den Hintergründen ihrer Aufträge zu erkundigen. Cortes dagegen tat das immer. Er lehnte es ab, ins Blaue hinein zu arbeiten, und Santiago respektierte diese Haltung.
»Die gekonnte Inszenierung der Ereignisse lässt vermuten, dass ein erfahrener Magier dahintersteckt«, räsonierte Cortes. »Kara ist aber eine Humo-Frau, was bedeutet …«
»Ich bin auch der Meinung, dass Kara die Hüterin des Schwarzen Buches ist«, erriet Santiago den Gedanken des Söldners. »Bereitet Ihnen das Kopfzerbrechen?«
»Allerdings«, gab der Söldner zu. »Ich bin nicht erpicht darauf, als derjenige in die Geschichte einzugehen, der der Menschheit den Weg zur Magie endgültig verbaut hat.«
»Kann ich verstehen.« Der Kommissar steckte die Hände in die Hosentaschen und ging ein paar Schritte zwischen den Bäumen umher. »Aber den Krieg hat diese Kara begonnen! Nicht wir, sondern Kara!«
»Ich weiß«, nickte Cortes. »Als Hüterin des Schwarzen Buches ist Kara eine glatte Fehlbesetzung.«
»Und?«
»Wir müssen sie durch jemand anderen ersetzen.«
Santiago verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ging nachdenklich um den Söldner herum. »Wie sind Sie an diese Kara geraten?«
»Die Geschichte mit Bogdan le Sta kam mir irgendwie spanisch vor – unabgeschlossen.« Cortes kaute nachdenklich an seinem Grashalm. »So wie die Sache gelaufen ist, blieben doch einige Fragen offen.«
»Darüber hätten Sie sich doch einfach mit mir austauschen können«, erwiderte der Kommissar milde. »Stattdessen haben Sie eigene Nachforschungen angestellt. «
»Bei der Geschichte mit Bogdan haben Sie ein kleines Detail außer Acht gelassen.« Der Söldner warf den abgekauten Halm weg und riss einen neuen aus. »Die Rolle der Schwarzen Morjanen.«
»Der Armreif der Fate Mara!«, platzte Santiago heraus, der abermals erriet, worauf Cortes hinauswollte.
»Genau. Bogdan le Sta hat ihn gefunden und aus irgendeinem Grund dieser Kara gegeben.«
»Im Tausch gegen die Regeln des Traumarkans .« Santiago presste die Lippen zusammen. »Und ich werde jetzt der Verbreitung verbotener Zauber beschuldigt. Kara ist es gelungen, an alte Unterlagen von mir heranzukommen und sie Bogdan le Sta unterzuschieben. «
»Nun, und wir sind bei unseren Nachforschungen über Kara zu der Überzeugung gekommen, dass sie im Besitz des Schwarzen Buches sein muss.«
»Damit ist die Sache klar«, schlussfolgerte der Kommissar.
Es entstand eine Pause, in der die beiden Männer schwiegen und ihren Gedanken nachhingen. Cortes lehnte sich rücklings gegen einen Baum und schaute versonnen zu den Gebäuden der Waldklause , deren Umrisse zwischen den Bäumen hindurchschienen. Santiago schlenderte unschlüssig umher und kickte morsche Zweige beiseite.
Der Kommissar brach als Erster das Schweigen: »Wie weit ist Ihre Suche nach Kara schon gediehen?«
»Ich habe vor, ihr in nächster Zeit einen Besuch abzustatten. «
»Ich kann mir vorstellen, dass sie sich gut versteckt hält.«
»Auf die Schnelle würden Sie Kara wohl kaum finden«, bestätigte Cortes. »Sie ist sehr vorsichtig.«
Santiagos schwarze Augen sahen den Söldner prüfend an: »Was Ihren Besuch bei Kara betrifft – gehe ich recht in der Annahme, dass Sie ihr ursprünglich nur den Armreif der Fate Mara abnehmen wollten?«
»Ja.«
»Und nun?«
»Und nun habe ich vor, Kara zu beseitigen«, verkündete Cortes trocken. »Sie ist gefährlich.«
»Und das Schwarze Buch?«
»Das Schwarze Buch muss im Besitz der Humos bleiben. « Der Söldner sah dem Kommissar gerade in die Augen. »Das ist eine innere Angelegenheit unseres Volks.«
»Kara ist eine sehr mächtige Magierin. Es wird nicht leicht sein, mit ihr fertigzuwerden.«
»Ich werde mein Bestes geben.«
»Warum tun Sie das?«
»Weil ich es für richtig halte.«
»Ich bin von dieser Lösung überhaupt nicht begeistert. Stört Sie das nicht?«
»In Ihrem tiefsten Inneren verstehen Sie sehr gut, warum ich so handeln muss.« Cortes schaute auf die Uhr. »Ich muss jetzt los, Kommissar.«
Nicht weit von den Gesprächspartnern entfernt entstand zwischen zwei Bäumen ein Portal.
»Falls Sie Ihren Entschluss ändern sollten …«, sagte Santiago leise, »… das Honorar für den Auftrag könnten Sie selbst bestimmen.«
Der Söldner erwiderte nichts und verschwand in dem schwarzen
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