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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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und Passanten über sich ergehen zu lassen. Er öffnete den Schaltkasten und untersuchte geschäftig dessen Innenleben. Roter Knopf, grüner Knopf – ein Kinderspiel!
     
    »Das gibt Krieg!«, verkündete der Truppführer Grosometsch und spuckte aus dem geöffneten Fenster des Frontfahrzeugs der Kolonne. »Wir werden dem Orden zeigen, wo der Hammer hängt, beim Barte des Schlafenden !«
    Der junge Grosometsch brannte drauf, sich auszuzeichnen, und sah in einem Krieg seine einzige Chance, auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. Die Beziehungen seiner Eltern und seine eigenen Fähigkeiten reichten gerade einmal dafür, einen mittleren Kommandeursposten in der Drushina der Domäne Ismailowo zu bekleiden. Doch nun dräute ein Krieg am Horizont und verschaffte ihm völlig neue Perspektiven: Einerseits konnte er mit Heldentaten auf sich aufmerksam machen und andererseits würden gewiss etliche Posten freiwerden. Nicht von ungefähr erzählte man sich, dass während des letzten Kriegs zwischen den Herrscherhäusern mehr als die Hälfte der Kommandeure dahingerafft worden sei. Selbst junge Gefreite hatten es damals innerhalb eines Monats zum Woiwoden, oder gar zum Oberwoiwoden gebracht!
    »Es gibt Gerüchte, dass der Orden den Armreif der Fate Mara in die Finger bekommen hat«, gab Wolepolk zu bedenken, der auf dem Rücksitz saß.
    »Na und?«, ereiferte sich der Truppführer. »Wir besiegen die Ritter, holen uns unser Artefakt zurück und zwingen die schwarzen Bestien, dem Herrscherhaus Lud zu dienen!«
    »Selbstverständlich, Truppführer«, kommentierte Wolepolk sarkastisch und rollte mit den Augen.
    Der von Narben übersäte alte Haudegen Wolepolk diente in der Drushina des Barons Metscheslaw und dem jungen Truppführer hatte man ihn quasi als Kindermädchen zur Seite gestellt. Wolepolk war durch die Höllen mehrerer Kriege gegangen, hatte während der Belagerung des Grünen Hofs an der Verteidigung des Palasts mitgewirkt und am berühmten Nördlichen Durchbruch – einem gescheiterten Angriff auf die Festung Mitino – teilgenommen. Der Baron zählte auf die Abgebrühtheit und Erfahrung des Veteranen.
    »Und was hat das überhaupt mit den Morjanen zu tun?«, wunderte sich Grosometsch.
    »Ganz einfach, solange der Orden den Armreif hat, werden die Wandelwesen auf der Seite der Ritter kämpfen. «
    Grosometsch wurde bleich im Gesicht und schluckte. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht.
     
    Die Einmündung der Ismailowskoje Chaussee in die Schtscherbakow-Straße eignete sich hervorragend für einen Hinterhalt. Die Kurve am Ende der Chaussee zwang zum Abbremsen und die Ampel an der Kreuzung vor der Eisenbahnbrücke unter Umständen sogar zum Anhalten. Außerdem musste man sich wegen des Rückzugswegs keine Sorgen machen: Links von der Straße rauschten die Bäume des Ismailow-Parks im Wind und boten den Schwarzen Morjanen eine perfekte Deckung.
    »Fertigmachen!«
    Kara spürte, wie ihr angesichts des bevorstehenden Kampfes das Adrenalin in den Körper schoss. Die Vorfreude auf das grausame Gemetzel berauschte sie mehr als jede Droge.
    »Und dass ihr mir keinen von denen übrig lasst!«
    Sechs zierliche schwarzhaarige junge Frauen verharrten reglos im Hinterhalt.
     
    »Warum sind wir stehen geblieben?«, nörgelte Grosometsch, als ihn das abrupte Bremsen aus seinen Karriereträumen riss.
    »Hast du Angst, zu spät zum Krieg zu kommen?«, lästerte Wolepolk.
    Der junge Truppführer würdigte den Veteranen keiner Antwort.
    »Ich will wissen, warum wir hier halten!«
    »Die Ampel ist rot«, verkündete der Fahrer genervt.
    »Ach so, na dann …«
    »Seit wann stellt die Humo-Polizei Neger ein?«, wunderte sich Wolepolk, während er misstrauisch den hünenhaften Schwarzen betrachtete, der am Ampelmast stand.
    »Aus diesen Humos wird man eben nicht schlau …«
     
    »Los!!!«
     
    Eine mächtige Klaue zerschmetterte die Windschutzscheibe, bohrte sich mit ihren scharfen Krallen in die Brust des Truppführers und riss ihm das Herz heraus.
    »Morjanen!«
    Der Fahrer hielt sich entsetzt die Hände vors Gesicht und vom Rücksitz her krachten Schüsse. Der erfahrene Wolepolk reagierte blitzschnell und zielte kaltblütig auf die grünen Augen des Monsters. Die getroffene Bestie stürzte brüllend von der Motorhaube, baute sich jedoch schon Sekunden später wieder vor dem Wagen auf.
    »Weg hier!«
    Diese lapidare Empfehlung war das Einzige, was der Veteran für den Fahrer tun konnte. Der Angriff der Morjanen kam so

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