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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Wirbel.
     
    Allein zurückgeblieben trat Santiago wütend gegen einen unschuldigen Baum. Er hatte große Hoffnungen an Cortes’ Beauftragung geknüpft. Als Humos hatten die Söldner die besten Chancen, an Kara heranzukommen, und der Kommissar war sich sicher gewesen, dass Cortes Kara in kürzester Zeit finden würde. Wie sich erwies, lag er mit dieser Einschätzung auch vollkommen richtig. Dass der Söldner jedoch eigene Wege gehen würde – damit hatte er nicht gerechnet.
    Andererseits konnte Santiago die Humo-Söldner verstehen. Sie sorgten sich um ihr Volk und stellten ihre eigenen Interessen gegenüber jenen ihres Gemeinwohls hintan. An ihrer Stelle hätte er genauso gehandelt. Doch der Kommissar war nicht daran gewöhnt, dass Humos so dachten, und deshalb fiel es ihm schwer, sich mit dieser neuen Wendung abzufinden. Zumal die Eigenmächtigkeit der Söldner den Interessen seines Herrscherhauses zuwiderlief.
    Santiago griff zu seinem Mobiltelefon.
    »Ortega?«
    »Ja, Kommissar!«
    »Stellen Sie unverzüglich Nachforschungen über eine Humo-Hexe namens Kara an. Es ist äußerst dringend. Und seien Sie in der Wahl Ihrer Mittel nicht zimperlich.«
    »Verstanden, Kommissar«, seufzte Ortega. »Gemessen an dem, was sich hier zusammenbraut, kommt es auf die Wahl der Mittel nun wirklich nicht mehr an …«
     
    Moskau, Ismailowskoje Chaussee
Samstag, 30. September, 14:57 Uhr
     
    Kara gab die letzte Zahlenkolonne in den Computer ein, der Rechner kaute zum letzten Mal die Ausgangsdaten durch und auf dem Bildschirm erschien die Doppelhelix eines DNA-Moleküls.
    Es hatte geklappt!
    Kara lehnte sich zufrieden zurück und rieb sich die geröteten Augen.
    Es hatte geklappt!
    Zu Anfang war die Zauberin sich sicher gewesen, dass ihre Berechnungen präzise stimmten, doch dann war ihr eine minimale Abweichung aufgefallen, die sich verheerend auf das Resultat auswirken hätte können. Kara war nichts anderes übriggeblieben, als ihre Untersuchungen in fieberhafter Eile noch einmal zu überprüfen. Zum Glück hatte sie den Fehler rechtzeitig gefunden.
    Die Zauberin schaltete den Computer aus und ihr Blick fiel auf den funkelnden Armreif der Fate Mara, der vor ihr auf dem Tisch lag. Nun war es an der Zeit, nach Tapira zu sehen.
    Kara streifte sich den Armreif über, berauschte sich am Glanz der Smaragde an ihrem zarten Handgelenk und rieb dann mit den Fingern der anderen Hand über die Edelsteine.
    »Tapira, kannst du mich hören?«
    »Ja, Kara.«
    Die Stimme der Morjane klang seltsam erschöpft.
    »Stimmt irgendwas nicht bei dir?«, fragte die Zauberin alarmiert.
    »Ich habe meine Kampfmontur angelegt und wurde dann mit einem Basiliskenauge außer Gefecht gesetzt.«
    »Aus welchem Grund hast du denn die Kampfmontur angelegt?«
    »Weiße Morjanen sind zu mir gekommen, um etwas von mir in Erfahrung zu bringen. Möglicherweise habe ich auf ihre feindselige Gesinnung reagiert.« Tapira dachte nicht daran, mit der Wahrheit herauszurücken.
    Weiße Morjanen? Hatten die Luden etwa versucht, Tapira auf den Zahn zu fühlen? Wie auch immer – nicht weiter tragisch.
    »Schon in Ordnung, Tapira, ruh dich aus.«
    Kara brach den Kontakt zur Morjane ab und tippte eine Nummer in ihr Mobiltelefon.
    »Mohammed? Wie sieht’s aus bei dir?«
    »Alles bestens, Herrin«, vermeldete der dunkelhäutige Diener. »Nach unseren Informationen nähert sich eine kleine Abordnung von Drushina-Soldaten dem Park.«
    »Ausgezeichnet. Bist du bereit?«
    »Selbstverständlich, Herrin.«
    »Ich verlasse mich auf dich, Mohammed!«
    Kara rieb abermals über die Smaragde des Armreifs.
    »Dita! Dita!«
    »Ich höre dich, Kara.«
    »Seid ihr schon vor Ort?«
    Über eine ausgewählte Anführerin konnte Kara mit Hilfe des Armreifs auch eine ganze Gruppe von Morjanen steuern. In diesem Augenblick warteten im Ismailow-Park sechs Morjanen auf ihre Anweisungen.
    »Ja, wir sind vollzählig hier«, bestätigte Dita.
    »Begebt euch zum Einsatzpunkt. Es geht in wenigen Minuten los!«
     
    Der als Polizist verkleidete Mohammed stieg aus dem Auto aus und ging ohne Eile zum Schaltkasten der Ampel an der Kreuzung. Die Maskerade war ihm ein wenig peinlich, denn ein farbiger Polizist bot in Moskau einen – gelinde gesagt – exotischen Anblick. Kara hatte ihm jedoch verboten, ein Trugbild einzusetzen, denn sie wollte nicht riskieren, dass die Luden durch das magische Energiefeld vorgewarnt werden. Mohammed blieb deshalb nichts anderes übrig, als die gaffenden Blicke der Autofahrer

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