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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Stand der Technik noch in weiter Ferne lag.
    Selbstverständlich ging auch die rasante Entwicklung der Computertechnik nicht spurlos an der Verborgenen Stadt vorbei. Die Handelsgilde und später auch die Herrscherhäuser entdeckten die ungeahnten Perspektiven, die eine Kombination von Magie und moderner Mikroelektronik eröffneten. Am Anfang stand die detaillierte Erforschung der Struktur magischer Energie, danach folgten die ersten Gehversuche bei der Verknüpfung von Zauberei und Computertechnik und schon bald wurden die ersten Programme für Magier geschrieben. Innerhalb weniger Jahre eroberte sich der PC einen festen Platz in den Arbeitsräumen der meisten Zauberer. Mit dem Computer wurden Artefakte eingestellt, die Wirkung von Zaubern optimiert, Zukunftsprognosen erstellt und sogar die Nutzung Magischer Quellen gesteuert. Der Einsatz schneller Rechner machte magische Dienstleistungen erschwinglicher und erhöhte den Umsatz der Herrscherhäuser beträchtlich.
    Andererseits barg die zunehmende informationstechnische Vernetzung auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Verborgene Stadt. In Zeiten von Chipkarten und elektronischer Bezahlung wurde es nahezu unmöglich, die gigantischen Geldströme vor den wachsamen Augen der Finanzämter zu verbergen. Doch niemand in der Verborgenen Stadt hatte ernsthaft die Absicht, Steuern zu bezahlen, zum Beispiel für den Verkauf magischer Energie. Man suchte nach einem Ausweg und man fand ihn.
    Mitte der Neunzigerjahre gründeten die Herrscherhäuser gemeinsam den inzwischen weithin bekannten Telekommunikationskonzern T-Grad Communication, abgekürzt T-Grad-Com. Durch die Synthese von Magie und Computertechnik stieg das Unternehmen rasch zum Marktführer auf, doch das Erstaunlichste an dieser Erfolgsgeschichte war etwas anderes: Die meisten Mitarbeiter rekrutierte der Konzern unter den Humos. Diese auf den ersten Blick überraschende Tatsache hatte einen plausiblen Grund: Die Bewohner der Verborgenen Stadt waren technisch nur leidlich begabt.
    Offiziell firmierte die T-Grad-Com als größter russischer Internetprovider und war auf diesem Sektor einer der Pioniere im Land. In der Verborgenen Stadt beackerte der Konzern ein wesentlich breiteres Geschäftsfeld: Verlegung von Kabelnetzen, Webhosting, E-Banking, Telefondienstleistungen jeglicher Art, Rundfunk und digitales Fernsehen, kurzum – auf dem Gebiet der Telekommunikation erarbeitete sich die T-Grad-Com eine Monopolstellung. Neunzig Prozent des Zahlungsverkehrs liefen über ihre Rechner und auf ihren Servern waren sämtliche Informationen über die Bewohner der Verborgenen Stadt und die Herrscherhäuser gespeichert – eine Datenbank von unschätzbarem Wert.
    Aus diesem Grund galt der massive Ziegelbau an der 1. Brestskaja-Straße als eines der bestbewachten Objekte der Verborgenen Stadt. Allerdings handelte es sich dabei nicht um einen Objektschutz im üblichen Sinne. Zwar machten sich zahlreiche hübsch uniformierte Humos, Überwachungskameras, Alarmanlagen und Metalldetektoren um die Sicherheit des Gebäudes verdient, doch im Prinzip waren sie kaum mehr als schmückendes Beiwerk. Um den eigentlichen Schutz der T-Grad-Com kümmerten sich erstklassige Kriegsmagier, wobei stets Vertreter aller drei Herrscherhäuser gleichzeitig Dienst taten. Diese Regelung hatte man untereinander vereinbart, da kein Herrscherhaus auch nur im Traum daran dachte, die sensiblen Datenbanken der Konkurrenz anzuvertrauen.
    Das zweistufige Sicherheitssystem wurde von zwei Dreierteams realisiert. Das erste Trio, dem in der Regel ein Leutnant der Garde des Ordens, ein Woiwode des Grünen Hofs und irgendein Naw angehörten, kontrollierte die konventionellen Sicherheitseinrichtungen, dirigierte die Arbeit des Humo-Wachpersonals und überwachte den Zutritt zu den sensiblen Unternehmensbereichen. Das Büro des Trios befand sich unmittelbar am Eingang zu jenem streng abgeschotteten Teil der T-Grad-Com-Zentrale, der nur von ausgewählten Mitarbeitern und Bewohnern der Verborgenen Stadt betreten werden durfte. Eben dort, versteckt zwischen dem VIP-Raum, den Technikräumen und den Büros der Konzernleitung befand sich die Kommandozentrale der T-Grad-Com-Security, wo drei erfahrene Kriegsmagier für die Sicherheit der wichtigsten Datenbank der Verborgenen Stadt sorgten.
     
    »Hat sonst noch jemand Hunger?«, fragte Boga, als er zum Telefonhörer griff. »Oder soll ich nur für mich selbst bestellen?«
    Niemand antwortete dem Nawen. Der

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