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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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individuelle Merkmale. Elviras volles Haar, Fimas Charakternase – verschwunden. Man konnte die beiden Hexen nicht mehr voneinander unterscheiden.
    Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete Kara ihr Werk, wischte sich den Schweiß von der Stirn und vollzog dann den einzigen Schritt, der in Maras Methode nicht vorgesehen war: Sie legte einer der beiden Frauen eine goldene, mit verschnörkelten Runen verzierte Tablette in den Mund.
    »Jetzt weiß ich nicht mal, ob du es bist, Elvira, oder doch Fima«, kicherte die Zauberin. »Ist ja auch egal, ihr habt beide nicht mehr lange zu leben.«
    Im Hintergrund ertönte abermals ein Seufzer. Die Lampen auf den Schultern des Titanen brannten nun heller und die steinernen Konturen des Riesen schienen aufzuweichen.
    Einer Geste Karas gehorchend hob der dampfende Kupferkessel vom Feuer ab, schwebte über die goldene Wanne und neigte sich allmählich zur Seite. Langsam floss das brodelnde Gebräu in das Wandlungsbecken , und je mehr es sich füllte, um so grüner und lebendiger wurden die steinernen Augen des Titanen.
    »Es funktioniert!«, hauchte die Zauberin fasziniert. »Es funktioniert!«
    Der leere Kessel entschwand in eine Ecke des Raums und die gelben Frauenfiguren schwebten über das Wandlungsbecken. Ganz langsam, vorbei an den Öllampen und vorbei an den leuchtend grünen Augen des Titanen senkten sich die beiden Körper in das kochend heiße Bad.
    Diesmal ertönte kein Seufzer, sondern das Gebrüll eines erwachenden Raubtieres.
    Das flackernde Licht der Öllampen gespensterte an den Wänden des Laboratoriums und ein heftiger Windstoß hätte Kara beinahe umgeweht. Der Riese atmete und bewegte sich. Aus der goldenen Wanne stieg gelber Dampf, verbreitete sich im Raum und erfüllte ihn mit dem süßen Duft reifer Pfirsiche.
    »Tu es!«, flüsterte die Zauberin. »Tu es!«
    In ihrem Innersten wusste Kara, dass es funktionieren würde, dass ihr Genie wieder einmal gesiegt hatte, und sie empfand tiefste Befriedigung über diesen Triumph.
    Der lebendig gewordene Titan sog den gelben Dampf ein, starrte mit seinen hervortretenden Augen gierig auf die Wanne und riss den überbreiten Mund auf. Dann packte er die Wanne, hob sie hoch und schüttete ihren Inhalt in sich hinein.
    Ein zufriedenes Kollern hallte durch das Labor und Kara verfolgte gebannt das Geschehen.
    Der Titan stellte die Wanne vor sich ab und betrachtete sie eine Weile, so als wollte er sich darüber klarwerden, was er da soeben getrunken hatte. Dann quoll rötlicher Rauch aus seiner Nase.
    Ein ohrenbetäubendes Gebrüll ließ die Wände erzittern und Kara hielt sich erschrocken die Ohren zu. Der Titan reckte die Arme empor, legte sich ins Kreuz und seine grünen Augen füllten sich mit Blut. Das Öl aus den Lampen floss an seinen Schultern herab und hüllte den Riesen in Flammen. Kurz darauf tat sich der Bauch des Titanen auf und ein roter Fleischklumpen, der entfernt an eine Frauengestalt erinnerte, plumpste in die goldene Wanne.
     
    »Bist du soweit?«, erkundigte sich Cortes, während er die Generatoren des Storchs an seinen Fußgelenken befestigte.
    »Ja, ich bin bereit«, bestätigte Jana und schaute konzentriert auf den Monitor des Superhirns . »Die nächste Schwarze Morjane befindet sich in einer Entfernung von hundertfünfzig Metern.«
    »Ausgezeichnet!«
    Jana war von den Möglichkeiten des genialen Computers begeistert und ihre blauen Augen leuchteten vergnügt unter dem Visier hervor. Cortes half ihr beim Anlegen des Nebelumhangs und streichelte ihr zärtlich über die Wange.
    »Viel Glück!«
    Anstatt zu antworten, klappte Jana das Visier hoch und küsste den Söldner auf den Mund.
    »Wir müssen …«
    Als Erster brachte Cortes den Storch zum Einsatz. Er stellte sich vor die hohe Mauer und aktivierte den Generator. Die an seinen Füßen wachsenden Stelzen hoben ihn mit ungeahnter Geschwindigkeit empor und der Söldner ruderte grotesk mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Jana krümmte sich vor Lachen. Cortes ballte die Faust, musste aber selbst grinsen.
    Das größte Problem beim Überqueren einer Mauer mit Hilfe eines Storchs bestand darin, nicht umzufallen, während man nur auf einem Bein stand und das zweite auf die andere Seite übersetzte. Um die Sturzrate zu senken, wurde vielfach ein dritter Generator verwendet, den man als Stütze am Handgelenk trug. Doch Cortes hielt dies für unsportlich. Oben angelangt, hielt er sich an einem Ast fest und schaltete den rechten Generator

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