Die Hexe
zu helfen?« Ins Zimmer kamen weitere Morjanen herein. »Wolltet ihr Kara den Armreif abnehmen?«
»Du hast es erfasst.«
»Lieb von euch, Schwestern.«
»Wir müssen herausfinden, was passiert ist.« Bjana legte ihre Kampfmontur ab und band ihr wasserstoffblondes Haar im Nacken zusammen. »Wir müssen sichergehen, dass die Wirkung des Armreifs nicht nur vorübergehend ausgesetzt hat. Übrigens, was ist das für eine Schießerei im Erdgeschoss?«
»Ein paar wild gewordene Tschuden versuchen das Haus zu stürmen.« Die Antwort kam überraschenderweise von Säbel, der ungeniert ins Zimmer hereinspazierte.
»Und wozu?«
»Keinen blassen Schimmer.«
Konsterniert sahen die Morjanen dabei zu, wie der einäugige Rothaubenboss Goldschmuck aus einer Vitrine zusammenraffte und geschäftig in seinen Rucksack füllte. Die Anwesenheit der jungen Frauen schien den dreisten Plünderer nicht im Geringsten zu stören.
»Was treibst du eigentlich hier?«, besann sich Bjana.
»Die Rothauben haben die Mauer draußen gesprengt«, erinnerte sich eine der Schwarzen Morjanen. »Und sie haben uns angegriffen.«
»Wir sind euch zu Hilfe geeilt«, log Säbel dreist und kratzte sich unter dem roten Bandana. »Wisst ihr zufällig, ob es hier irgendwo einen Safe gibt?«
Die vergangene Stunde hatte Santiago im Hauptquartier der Vegasianer verbracht, die jeden Schritt von Kornilow auf ihren Monitoren verfolgten. Die ganze Zeit über war der Kommissar zwischen den Computern, Servern und magischen Konstruktionen umhergetigert, mit denen das Büro seiner beiden Chefanalytiker vollgestellt war.
»Der Humo-Polizei wurde soeben eine heftige Schießerei gemeldet«, berichtete Tamir Cannabis, einer der beiden Vegasianer. »Explosionen und Maschinengewehrfeuer im Silberhain .«
Santiago blieb stehen und wandte sich an Domingo: »Und wo fährt unser geschätzter Major gerade hin?«
Der lange Naw vertiefte sich in seinen Bildschirm.
»Sein Wagen ist soeben in den Marschall-Shukow-Prospekt eingebogen.«
»Genau dieselbe Richtung, das kann kein Zufall sein«, kommentierte Santiago erfreut. »Tamir, bauen Sie mir unverzüglich ein Portal in den Silberhain auf!«
Die Söldner standen vor der angelehnten Tür zu Karas Zimmer.
»Da kommen wir nicht rein«, sagte Jana, die den Raum mit Hilfe des Superhirns abtastete. »Die Hexe hat ihr Loch gründlich vermint.«
»Mit Zaubern oder mit Artefakten?«, fragte Cortes.
»Mit Zaubern.«
»Artjom!« Cortes versuchte, per Funk Kontakt zu seinem Kompagnon aufzunehmen. »Artjom, hörst du mich? Antworte!«
Keine Reaktion.
»Sieh mal, wir bekommen Besuch«, rief Jana und wies mit dem Arm zur Treppe, wo eine hässliche Alte in zerrissener Kleidung stand. Mit der einen Hand stützte sie sich an die Wand, die andere presste sie auf ihren blutverschmierten Bauch.
»Lasst mich durch.«
Die Söldner sahen einander fragend an.
»Ist das Kara?«
Die Greisin sank langsam zu Boden.
»Lasst mich vorbei. Ich brauche ein Artefakt. Energie …«
Cortes ging zu der Verwundeten und sah drohend auf sie herab: »Bist du Kara?«
Die Alte nickte.
»Wo ist das Schwarze Buch?«
»Gestohlen.« Die Augen der Zauberin füllten sich mit Tränen. »Gestohlen … Mein größter Schatz …«
»Wer hat es gestohlen?«, insistierte der Söldner. »Die Nawen? Morjanen? Wer?«
»Larissa …« Kara atmete schwer. »Die verdammte Hure … Sie hat mich hintergangen … das Buch gestohlen … Ich sterbe, lasst mich vorbei … Energie …«
»Wo ist Artjom? Er war unten! Du kommst doch von unten!«
»Artjom, der Dreckskerl … hat geschossen … hat alles zunichtegemacht … meine letzte Chance …«
»Wo ist er?«
»Energie … Ich brauche Energie …«
»Sie hat ihn umgebracht!«, platzte Jana heraus. Das Blau in Janas sanft geschlitzten Augen gefror zu blankem Eis. Sie schob Cortes beiseite und zog ihre Pistole. »Diese miese Ratte hat Artjom getötet!«
»Warte«, hielt sie der Söldner zurück. »Mach dir nicht die Hände an ihr schmutzig.«
Die Zauberin war ohnehin dabei, ihr Leben auszuhauchen. Mit weit aufgerissenem Mund krümmte sie sich auf dem Boden zusammen und röchelte. Diesmal schaffte sie es nicht mehr bis zum rettenden Belebenden Krug . Aus ihrem Bauch quoll Blut und ihre Augen verloschen.
Cortes fühlte ihren Puls, zog ihr den Armreif der Fate Mara vom Handgelenk und seufzte: »Wer löst jetzt die Blockade zu ihrem Zimmer?«
»Da ist keine Blockade mehr«, verkündete Jana und steckte ihre
Weitere Kostenlose Bücher