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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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…«
     
    Als die für die Pressekonferenz anberaumte Zeit zu Ende ging, überschlugen sich die Journalisten noch einmal mit Fragen an Andrej.
    »Herr Major, wurde das in der Sparbank entwendete Geld wiedergefunden?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wann beginnt der Prozess gegen Kapustinas Leute?«
    »In Kürze. Die Beweislage ist erdrückend.«
    »Gestatten Sie noch eine letzte Frage, Herr Major«, brachte sich abermals der Pedant mit Brille ein. »Müssen Sie nicht befürchten, dass die von Ihnen verhafteten Personen ihre hypnotischen Fähigkeiten dazu benutzen, bei nächster Gelegenheit aus dem Gefängnis zu flüchten?«
    »Sie meinen, dass diese Herrschaften nur aus Höflichkeit das Ende der Pressekonferenz abwarten, um mir und meinen Kollegen sofort im Anschluss eine lange Nase zu drehen?« Kornilows Ironie sorgte erneut für Heiterkeit. »Keine Sorge, meine Damen und Herren«, setzte der Major augenzwinkernd fort. »Es war schwierig genug, diese Bagage dingfest zu machen. Wir denken nicht daran, sie entkommen zu lassen.«
     
    »Dauert das noch lange?«, erkundigte sich der Dienstleiter.
    »Keine Ahnung.« Der Leutnant zündete sich eine Zigarette an und warf einen missmutigen Blick auf die Tür des Vernehmungsraums. »Für den Termin waren ursprünglich sechs Stunden vorgesehen, aber wer weiß …«
    »Diese Wichtigtuer aus der Sonderermittlungsgruppe meinen, sie könnten sich alles erlauben«, knurrte der Dienstleiter.
    »Die können sich das leisten«, seufzte der Leutnant. »Hast du’s gelesen? Sie haben schon wieder einen Fall aufgeklärt.«
    »Na und?«, empörte sich der Dienstleiter. »Kein Grund, uns einfach vor die Tür zu setzen! Für die Beaufsichtigung der Inhaftierten sind schließlich wir zuständig. Von wegen: Ihre Anwesenheit ist nicht erforderlich . Frechheit!«
    »Die dürfen das«, wiederholte der Leutnant.
    Abermals schauten die beiden Gefängniswärter auf die Tür des Vernehmungsraums, vor der sich ein junger, schwarzhaariger Polizist aus der Sonderermittlungsgruppe aufgebaut hatte und gelangweilt von einem Bein auf das andere trat.
     
    Die Nawen arbeiteten schweigend.
    Die beiden hochaufgeschossenen, vogelgesichtigen Greise, die lange schwarze Mäntel trugen, waren zusammen mit Schustow in den Vernehmungsraum geschlüpft. Die Gefängniswärter täuschten sie dabei selbstredend mit einem Trugbild, denn der Kapitän hätte sich ansonsten schwergetan zu erklären, was die beiden alten Herren hier verloren hätten.
    Im Vernehmungsraum deaktivierten die Nawen das Trugbild, öffneten geschäftig ihre sperrigen Koffer und breiteten auf dem fest am Boden verankerten Tisch ein ganzes Arsenal von Gerätschaften aus: etliche Dosen, Säckchen und Glaskolben, eine kleine Kohlenschale und chirurgisches Instrumentar. Dann zogen sie dem gewohnt finster dreinschauenden Mohammed das Hemd aus, begutachteten sorgfältig seinen breiten Rücken, schnitten ihm ein kleines Stück Haut ab und warfen es in einen der Glaskolben. Ein Tropfen Blut, den sie mit einem Nadelstich aus dem Zeigefinger des Schwarzen zapften, landete in einem zweiten Glaskolben und in einen dritten musste er auf ihre Anweisung hineinspucken. Es war das einzige und letzte Mal, dass die alten Männer ihren Klienten direkt ansprachen. Braga und Daga waren zwei von insgesamt vier Spezialisten, die in der Lage waren, Nawsche Skizzen zu tätowieren. Die beiden genossen hohes Ansehen in der Verborgenen Stadt und pflegten ihre Zeit nicht mit Plaudereien mit Humos zu verschwenden. Mit solchen Humos schon gar nicht.
    Etwa eine halbe Stunde lang untersuchten die Nawen die Gewebeproben und machten sich dann ohne Eile daran, in Porzellanschalen bunte Pülverchen zu mischen. Während Mohammed die Wand anstarrte, las Schustow den Sportteil der Zeitung und hob nur hin und wieder den Blick, um die Magier bei ihrem geheimnisvollen Tun zu beobachten. Während der ganzen Zeit erlaubte sich der sonst so gesprächige Kapitän nur zwei Zwischenfragen.
    »Kann Mohammed die Tätowierungen irgendwie wieder loswerden?«
    Die Nawen schüttelten den Kopf.
    »Und wenn er sich die Haut rausschneiden lässt?«
    »Das nützt nichts«, krächzte Braga und wedelte mit dem Zeigefinger. »Die Tätowierung entsteht immer wieder neu. Entfernt werden kann sie nur von uns.«
    Für die Zubereitung der Pülverchen brauchten die Nawen ungefähr eine Stunde und dann begannen sie, die Tätowierung zu stechen. Auf Mohammeds Rücken entstand nach und nach das Bild eines Haifischs mit

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