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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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…«
    »Verstehe.« Die junge Frau rückte ebenfalls näher zu Genbek.
    Der Greis blickte sich argwöhnisch um und setzte beinahe im Flüsterton fort: »Nachdem alle drei Herrscherhäuser daran gescheitert waren, im Alleingang herauszubekommen, wie die Fate Mara das mit den Morjanen bewerkstelligt hat, schlossen sie einen Pakt und ihre besten Magier versuchten jahrelang gemeinsam, die Experimente der Fate nachzustellen – alles vergebens. Danach wurden alle vorhandenen Erkenntnisse als Verschlusssache deklariert und das verbliebene Erbe unter den Herrscherhäusern aufgeteilt: Die Originalaufzeichnungen der Fate Mara blieben im Besitz des Grünen Hofs, alle neuen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse hat man dem Orden zur Aufbewahrung übergeben und das Wandlungsbecken wurde zu einem verbotenen Artefakt erklärt und in die Zitadelle überführt.«
    »Ist dieses Wandlungsbecken ein sehr altes Artefakt?«
    »Eben nicht, das ist ja das Erstaunliche.« Genbek entblößte grinsend den zahnlosen Kiefer. »Die Fate Mara hatte es hergestellt, doch die Herrscherhäuser sind nicht dahintergekommen, wie die verdammte Badewanne funktioniert. Nur eines ist klar: Das Wandlungsbecken hatte eine Schlüsselfunktion bei der Geburt der Morjanen.«
    Am Alten Arbat herrschte kein Mangel an schrägen Gestalten. Das rund um die Uhr pulsierende Leben auf einer der ältesten Straßen der Stadt war ein magnetischer Anziehungspunkt für alle, die anders und natürlich besonders sein wollten: Biker und Punks, Hippies und Rapper, fanatische Fans von Rockgruppen wie Alisa oder Kino , durchgeknallte Studentencliquen. Bisweilen führten unüberbrückbare Gegensätze zwischen den verschiedenen Gruppierungen zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, doch sie wurden nie auf der altehrwürdigen Flaniermeile ausgetragen. Der Arbat bemühte sich um Friedfertigkeit und behandelte all seine schrillen Gäste gleichermaßen tolerant.
    Die Männer kamen aus einer kleinen Seitenstraße. Offenbar war ihnen klar, dass die Polizei sie schon nach wenigen Metern aus dem Verkehr gezogen hätte, wenn sie einfach über den Arbat marschiert wären. Zu bedrohlich wirkten die schwarzen Bomberjacken, die Armeestiefel und die kahlgeschorenen Schädel, und zu aggressiv ihre aus den Höhlen tretenden, hasserfüllten Augen.
    Die Skinheads hatten bereits von dem Fiasko gehört, das ihre Gesinnungsgenossen in der Rennsemmel erlebt hatten, und selbstverständlich sannen sie auf Rache. Widerstand stachelte sie nur zusätzlich an, mit doppelter Brutalität zu Werke zu gehen. Diesmal würde es kein Pardon für niemanden geben.
    Die ersten Steine und Molotowcocktails krachten gegen die Schaufensterscheibe des Buchladens und die Passanten in der Nähe suchten erschrocken das Weite.
    »Sturm!«, brüllte der Anführer und steuerte auf die Eingangstür zu.
    Jana verabschiedete sich gerade von Genbek, als der erste Stein gegen das Schaufenster flog. Die beiden standen im offiziellen Verkaufsraum, den der Buchhändler zur Tarnung mit gewöhnlicher Lektüre bestückt hatte: Aleister Crowley, der Hexenhammer und sonstige Machwerke, für die sich bestenfalls exaltierte Damen begeistern konnten.
    Die von den bösen Jungs geworfenen Steine und Flaschen regneten zu Boden, ohne die Schaufensterscheibe zu beschädigen.
    »Kugelsicheres Glas?«, erkundigte sich Jana.
    »Kugelsicheres Glas hält doch nichts aus«, entgegnete Genbek seufzend. »Außerdem: Wissen Sie, was gutes Panzerglas kostet? Das würde mich ruinieren! Nein, ich habe die normale Schaufensterscheibe dringelassen und mit einem Nibelungenschild gesichert.«
    Der Nibelungenschild war ein einfacher Zauber, der das damit belegte Objekt vor Geschossen jeglicher Art schützte.
     
    Die Skinheads wunderten sich zwar, dass die Schaufensterscheibe nicht zu Bruch gegangen war, doch das bremste nicht ihren Elan.
    »Die Schweine haben vorgebaut. Okay, dann nehmen wir eben den normalen Eingang«, knurrte der Anführer und trat unter dem Gejohle seiner Gang die Ladentür ein.
    Die Glatzköpfe waren grimmig entschlossen und rechneten nicht mit der Möglichkeit, auf jemanden zu treffen, der nicht minder kompromisslos gestimmt war wie sie.
     
    »Erlauben Sie mir, Ihnen zu helfen?«, fragte Jana, als sie das Gebrüll auf der Straße hörte. »Ich habe eine Waffe bei mir.«
    »Das wird nicht nötig sein«, beschied Genbek souverän. »Ich habe entsprechende Maßnahmen getroffen. Das hat mich zwar beinahe an den Bettelstock gebracht, aber es kommt

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