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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Nukleus: zertrümmerte Möbel, verkohlte Wände, zerfetzte Kleidung und Blutspuren.
    »Mindestens fünfzehn Bewohner der Verborgenen Stadt wurden verletzt und wertvolle medizinische Geräte zerstört.«
    Die Bildregie schaltete wieder ins Studio der T-Grad-Com.
    »Der sinnlose Gewaltexzess hat die Verborgene Stadt zutiefst erschüttert«, kommentierte der Moderator sauertöpfisch. »Die Bevölkerung ist es leid, die sich häufenden Übergriffe hilflos mitanzusehen und erwartet Antworten von den Herrscherhäusern: Wer steckt hinter den Gewaltakten? Warum unternehmen die führenden Magier der Verborgenen Stadt nichts, um diesen Terror zu stoppen?«
    Kara schaltete den Fernseher aus und grinste zufrieden: Alles lief genau nach Plan. In der Verborgenen Stadt machte sich Panik breit. Die Bewohner reagierten mit Unverständnis, Angst und der Forderung nach adäquaten Gegenmaßnahmen.
    Im Prinzip hätte man erwarten können, dass die Anschläge der Humos die Humanoiden zusammenschweißen würden, doch zumindest auf den höchsten Ebenen der Macht war das Gegenteil der Fall. Die Herrscherhäuser verdächtigten sich gegenseitig, die Überfälle der Skinheads lanciert zu haben, um damit einen Krieg vom Zaun zu brechen. Jedes Herrscherhaus suchte nun im Verhalten der anderen Beweise für diesen Verdacht und so ging allen wertvolle Zeit verloren. Kara hatte sich nicht getäuscht: Egal wie viele Jahrtausende die Verborgene Stadt schon existierte, ihre Führungsfiguren folgten denselben Denkmustern wie die Menschen und ließen sich durch gezielte Intrigen mühelos auseinanderdividieren. Dies umso mehr, als Santiago, der als Einziger in der Lage gewesen wäre, die Herrscherhäuser auf eine gemeinsame Linie einzuschwören, vorläufig aus dem Spiel genommen war.
    »Bring mir das Telefon.«
    Mohammed gehorchte, quittierte die abermalige Störung jedoch mit einem Kopfschütteln. Kara tippte eine Nummer ein.
    »Hallo? Ich bin’s, Liebster.« Aus dem Augenwinkel sah Kara, wie sich Mohammeds Miene verdüsterte. Der Schwarze war höllisch eifersüchtig auf den studierten Mafioso.
    »Na, wie gefallen dir die Auftritte meiner Jungs?«, erkundigte sich Edik munter.
    »Gar nicht übel.«
    »Es gab nur ein paar kleinere Probleme. Bei zwei Aktionen sind wir auf Widerstand gestoßen.«
    »Das ist völlig normal.«
    »Übrigens, man liegt mir bereits mit Fragen in den Ohren, warum ich Skinheads anheuere und wozu ich den ganzen Terror überhaupt angezettelt habe.«
    »Du meinst, Chamberlain liegt dir in den Ohren?«
    »Ja. Spike hat ihm offenbar gesteckt, dass die Attacken auf mein Konto gehen. Ich brauche Rückendeckung. «
    Kara kannte Chamberlain bestens, doch als Handlanger für ihre Pläne hatte sie dennoch dem jungen, ambitionierten Edik den Vorzug gegeben. Der alte Gangsterboss war viel zu vorsichtig und zu schlau. Außerdem stand er ausschließlich auf blutjunge Frauen, weshalb der Zauberin ein äußerst effektives Mittel der Einflussnahme bei Chamberlain nicht zur Verfügung gestanden hätte.
    »Erzähle ihm, was wir verabredet haben. Sag ihm, dass du beabsichtigst, einen Rachefeldzug der Humanoiden gegen Rionis Bande zu provozieren. Chamberlain interessiert sich schon lange für die Verborgene Stadt und wird es zu schätzen wissen, dass du sie in deine Pläne miteinbeziehst.«
    »Um ihm das plausibel zu machen, brauche ich aber Unterstützung.«
    »Die bekommst du«, erwiderte Kara gelassen. »In Kürze inszeniere ich in einem von Rionis Etablissements ein hübsches Spektakel, das in ganz Moskau für Aufsehen sorgen wird. Chamberlain wird dir glauben.«
    »Ich kann’s kaum erwarten, Liebste.« Edik besann sich. »Apropos kaum erwarten – wann sehen wir uns wieder?«
    »Hast du denn schon wieder Sehnsucht nach mir?«
    »Schon seit ich dich beim letzten Mal zum Abschied geküsst habe.«
    »Ich denke auch oft an dich«, gurrte Kara ohne Rücksicht auf Mohammed, dessen Backen vor Wut vibrierten. »Wir werden uns bald sehen. Bis dann.«
    Kara legte das Telefon beiseite und grinste triumphierend. Gewiss, sie würde ein hübsches Spektakel inszenieren, jedoch keineswegs, um Edik Argumente zu liefern. Das Ziel der Aktion bestand vielmehr darin, das friedliche Moskau in Angst und Schrecken zu versetzen. Unter den Humanoiden hatte sie bereits gehörige Unruhe gestiftet. Nun waren die Humos an der Reihe!
    »Ich bin fertig, Herrin«, verkündete Mohammed immer noch verstimmt, während er sich die Hände abtrocknete.
    »Gut. Hilf mir beim Anziehen

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