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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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auf den technischen Fortschritt konzentriert. Und eure Magier habt ihr sogar hingerichtet.«
    »In jedem Volk werden Fehler gemacht.«
    »Das ist richtig«, pflichtete Ular bei und lehnte sich zurück. »In Wahrheit, Jana, steht es in Sachen Magie gar nicht so schlecht um dein Volk …«
     
    Nachdem Ular die Buchhandlung verlassen hatte, blieb Jana noch einige Minuten lang sitzen und dachte über das nach, was sie soeben erfahren hatte. Der Schatyr hatte sie weder auf irgendwelche Quellen verwiesen noch mit überflüssigen Details gefüttert, sondern ihr einfach einige Fakten aus der jüngeren Geschichte vermittelt. Doch diese Fakten bargen einigen Sprengstoff und sollte sich erweisen, dass sie tatsächlich mit den Nachforschungen der Söldner in Zusammenhang standen, so mussten Jana und ihre Kompagnons sich auf eine völlig neue Situation einstellen.
    »Jana!« Genbek näherte sich mit schlurfenden Schritten. »Mir ist eingefallen, dass sie letzthin Bücher über die Schwarzen Morjanen gesucht haben.«
    »Ganz recht«, bestätigte Jana. »Beim letzten Mal habe ich über die Wandelwesen recherchiert.«
    »Und? Haben Sie alles herausgefunden, was Sie wissen wollten ?«
    »Alles findet man nie heraus.«
    »Ganz meine Meinung.« Der Greis setzte sich neben Jana. »Bei der letzten Inventur habe ich ein weiteres Buch zu dem Thema entdeckt. Vielleicht interessiert es Sie?«
    Da die Söldner den Armreif der Fate Mara suchten, konnte jede zusätzliche Information über die furchterregenden Wandelwesen von Nutzen sein. Jana nahm das Buch zur Hand: Morjanen und das Rätsel ihrer Reproduktion .
    »Das ist ein Gemeinschaftswerk von Priesterinnen des Grünen Hofs«, erläuterte Genbek. »Nach dem Tod der Fate Mara interessierten sich plötzlich sämtliche Herrscherhäuser brennend für ihre Errungenschaften.« Auf dem Runzelgesicht des Greises erschien ein bedauerndes Lächeln. »Wie üblich erkannte man das Genie der Fate erst post mortem, als sie selbst schon nichts mehr davon hatte.«
    »Soweit ich weiß, wurde dieses Rätsel nie gelöst«, sagte Jana und deutete mit dem Finger auf den Buchtitel.
    »Richtig«, bestätigte Genbek. »Es ist keinem der Herrscherhäuser gelungen, die Versuchsanordnungen der Fate zu kopieren und ein Wandelwesen zu erzeugen.«
    »Erstaunlich. Dabei befassen sich die Herrscherhäuser doch schon seit Jahrtausenden mit Genetik.«
    »Man kann sich auch Millionen von Jahren an einem Problem die Zähne ausbeißen«, entgegnete der Buchhändler. »Und dann kommt eines Tages ein kluger Kopf und löst es mit einem Fingerschnippen.« Genbek mümmelte mit den Lippen. »Eine Morjane zu erzeugen ist äußerst kompliziert. Erstens muss man DNA-Stränge generieren, die miteinander verbunden sind. Dabei dürfen Sie nicht vergessen, dass eine Morjane in Kampfmontur etwa dreimal so schwer ist wie im Ausgangszustand, und das überschüssige Gewicht muss ja irgendwo hin. Zweitens …«
    »Genbek, verzeihen Sie«, unterbrach ihn Jana, während sie in dem Buch blätterte. »Ich habe leider nicht die Zeit, mich auch noch mit den Einzelheiten der Reproduktion von Morjanen zu beschäftigen. Aber das Thema interessiert mich natürlich. Könnten Sie mir die Quintessenz des Werks nicht in knappen Worten zusammenfassen? «
    »In knappen Worten!«, entrüstete sich der Greis. »Ihr Humos habt es immer so schrecklich eilig.«
    »Nehmen Sie mir’s nicht übel, Genbek«, beschwichtige Jana und legte ihre zarten Finger auf die runzelige Hand des Buchhändlers.
    Die sanfte Berührung stimmte den Schatyren sofort versöhnlich.
    »Na meinetwegen. Das meiste wissen Sie ja ohnehin schon. Die Herrscherhäuser waren über die Existenz der Wandelwesen nicht gerade begeistert, doch niemand hatte ernsthaft vor, sie auszurotten. Man stufte sie als Vasallenvolk des Grünen Hofs ein und beließ alles beim Alten.«
    »Und das Rätsel ihrer Reproduktion? Es müssen doch irgendwelche Aufzeichnungen der Fate Mara erhalten sein, anhand derer das Problem gelöst werden könnte.«
    »Es sind auch Aufzeichnungen erhalten, sogar ziemlich viele.« Der Greis kicherte in sich hinein. »Seinerzeit gab es ja auch noch Maras Schüler und Helfer und selbst das Wandlungsbecken , das wichtigste Artefakt, das die Fate bei der Schaffung der Morjanen benutzte, stand zur Verfügung.« Genbek senkte die Stimme und beugte sich verschwörerisch zu Jana. »Es war einer der wenigen Anlässe, bei denen die Herrscherhäuser aktiv kooperierten. Aber das ist ein Geheimnis

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