Die Hexe
BH und Slip anbelassen hatte, schimmerte der geschmeidige Körper der Rothaarigen in unverhüllter Nacktheit unter dem dünnen Stoff hindurch.
»Larissa, das ist Inga«, besann sich Arnold. »Ich hoffe, ihr werdet Freundinnen.«
»Aber sicher doch«, bestätigte Inga frostig, wandte sich ab und zupfte einen der Zwillinge am Arm. »Wassja, ich möchte noch Wein.«
Der schwarzhaarige Zwilling griff bereitwillig zur Karaffe.
»Von Kara abgesehen war Inga bislang die einzige Frau in unserem Kreis«, flüsterte Arnold, während er Larissa an den Nachbartisch führte. »Sie wird sich an deine Anwesenheit erst gewöhnen müssen.«
»Ja klar.«
»Ich habe mich jetzt schon an dich gewöhnt«, turtelte Gleb und manövrierte seinen massigen Körper auf das Fell neben der jungen Frau. »Und nicht nur das, ich könnte mir sogar vorstellen, was mit dir anzufangen!«
»Was du nicht sagst.«
»Sachte, sachte, Gleb«, intervenierte Arnold und pumpte seinen mächtigen Brustkorb auf. »Sie ist zum ersten Mal dabei und kennt deine albernen Scherze noch nicht.«
»Wieso Scherze?« Der Dicke leckte sich über die Lippen und zog Larissa buchstäblich mit den Augen aus. »Wir sind Auserwählte, wir sind Magier und wir sind frei. Stimmt’s etwa nicht, schöne Frau?«
»Frei wovon?«
»Frei in unserer Wahl.«
»Das gilt dann aber auch für mich, nicht wahr? Und du solltest mir deine Wahl nicht aufdrängen.«
Die ganz in der Nähe sitzende Inga nickte beifällig, während es Gleb die Sprache verschlug. Larissa angelte sich einen Zweig Weintrauben vom Tisch.
»Nachdem unser Verhältnis nun geklärt ist – könntest du so nett sein und mir erklären, was hier überhaupt stattfinden wird?«
»Hast du es ihr nicht gesagt?« Gleb sah Arnold verwundert an.
Der hellblonde Hüne schüttelte den Kopf. Larissas souveräne Art beeindruckte ihn. Abermals keimten Zweifel in ihm auf, ob es ihm gelingen würde, die selbstbewusste Blondine zu verführen.
»Wir nennen diese Zusammenkunft Zeremonie der Kraft«, erläuterte Gleb.
»Und was wird bei dieser Zeremonie gemacht?«
Der Dicke kam nicht mehr dazu, zu antworten.
Plötzlich stand Mohammed in der Tür, schlug einen Gong und die Magier erhoben sich von ihren Fellen.
»Seid ihr bereit für die Ankunft der Hüterin?«, fragte der Schwarze salbungsvoll.
»Wir sind bereit«, antworteten die Magier im Chor.
»Seid ihr bereit, der Hüterin eure Ehrerbietung zu erweisen? «
»Sie kann sich unserer Ehrerbietung gewiss sein.«
Beim nächsten Gongschlag sanken die Magier auf die Knie und neigten die Köpfe. Larissa machte es den anderen einfach nach.
Das Feuer in den Öllampen loderte auf, Flammenzungen schlugen gegen die Gewölbedecke und über dem Podium bildete sich der Wirbel eines Portals.
»Freie Menschen haben es nicht nötig, auf die Knie zu gehen.«
Larissa hob den Kopf. Auf dem Podium stand die ebenfalls mit einem durchsichtigen Seidenhemd bekleidete Kara und sah auf die unterwürfige Pose ihre Anhänger herab. Als die Neue bemerkte, dass sie zu früh aufgeschaut hatte, senkte sie rasch wieder den Kopf.
»Wir sind nicht auf die Knie gegangen«, sprach der Chor der Magier. »Wir sind frei.«
»Was sehe ich dann?«
»Du siehst unsere Ehrerbietung, Hüterin, und unseren tiefen Respekt. Wir sind frei in unserer Wahl.«
»Wer sind wir?«
»Wir sind Auserwählte des Lichts!«
»Was liegt hinter uns?«
»Ruhm!«
»Was steht uns bevor?«
»Ewigkeit!«
»Worin besteht unsere Tugend?«
»In der Kraft!«
»Worin liegt unsere Kraft?«
»In uns selbst!«
»Erhebt euch, freie Menschen!«
Die Magier standen auf und richteten ihre Blicke auf Kara. Die Feuer in den Öllampen schrumpften auf kleinste Flamme und im Halbdunkel konnte man erkennen, das die Gestalt der Zauberin einen schwachen Lichtschein ausstrahlte.
»Diese Energie!«, flüsterte Gleb begeistert. »Sie strotzt vor Energie!«
Larissa konnte es selbst spüren, dass rund um die Zauberin ein Feld hochkonzentrierter magischer Energie entstand.
Doch woher kam diese Energie?
»Nur freie Menschen können Auserwählte des Lichts sein!«, rief Kara feierlich. »Wir schwören, unser Leben dem Licht und der Freiheit zu widmen!«
»Wir schwören!«
»Wir schwören, dem Menschen zu dienen!«
»Wir schwören!«
Die Energiekonzentration rund um die Zauberin stieg noch weiter an und plötzlich erschien direkt vor ihr ein dickes Buch mit schwarzem Einband, das in der Luft schwebte.
»Ehre sei dir, Hüterin!«
Flüchtigen
Weitere Kostenlose Bücher