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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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ernsten Schwierigkeiten sogar. Ich kann frühestens in vierundzwanzig Stunden in die Stadt zurückkehren. «
    »Und Ihre Gefolgsleute?«
    »Leider betreffen die ernsten Schwierigkeiten, von denen ich sprach, unser gesamtes Volk. Deshalb müssen auch meine Gefolgsleute im Moment zurückhaltend agieren. Sollten jedoch außergewöhnliche Umstände eintreten, zögern Sie nicht, mich anzurufen, ich werde tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.«
    »Danke, Kommissar.«
    Kornilow legte auf und empfand eine gewisse Erleichterung. Seit er Santiago kannte, hatte er in ihrem Verhältnis immer nur die zweite Geige gespielt und dem scharfsinnigen Nawen die Initiative überlassen müssen. Die Ermittlungserfolge, die aus der Zusammenarbeit resultierten, hatte ihm Santiago quasi auf dem Silbertablett serviert. Nun eröffnete sich dem Major die Gelegenheit zu beweisen, dass diese Rollenverteilung ihm nicht gerecht wurde und seine Fähigkeiten größeren Respekt verdienten.
    »Sergej!«
    Schustow sah von seinem Bildschirm auf.
    »Ja?«
    »Wir haben völlige Handlungsfreiheit«, verkündete der Major. »Santiago sind im Moment die Hände gebunden. Wir werden ihm zeigen, dass wir einen solchen Fall auch allein lösen können.«
     
    Villa Karavella
Moskau, Silberhain
Donnerstag, 28. September, 16:00 Uhr
     
    Die Zeremonie fand in einem Kellergewölbe statt, das von offenen Öllampen erleuchtet wurde. Ihr charakteristischer Geruch erfüllte den Raum und an der groben Mauerung der Wände tanzten bizarre Schatten. Auf dem Marmorboden waren flauschige Felle ausgelegt, zwischen denen auf niedrigen Tischen Wein, Früchte und allerlei Häppchen kredenzt wurden. In der Mitte des Raums erhob sich ein kleines, etwa zwei Fuß hohes Podium.
    »Hier versammeln sich nur Auserwählte«, flüsterte Arnold Larissa zu. »Nur Karas engste Gefolgsleute.«
    »Und zu welchem Zweck versammeln sie sich?«
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Arnold und Larissa trafen als Letzte ein, genauer gesagt, als Letzte der geladenen Gäste, denn Kara selbst ließ noch auf sich warten. Fünf Auserwählte hatten sich bereits eingefunden und sprachen rege den Köstlichkeiten zu, die auf den Tischen serviert waren. Als Larissa hereinkam, sahen sie von ihren Weingläsern auf und starrten die Neue unverwandt an.
    »Liebe Freunde!«, rief Arnold. »Darf ich euch unsere neue Mitstreiterin, Freundin und Gesinnungsgenossin vorstellen: Larissa!«
    Larissa senkte verlegen den Blick und Arnold legte ihr gönnerhaft den Arm um die Schulter.
    »Nur nicht so schüchtern! Mach dich bekannt! Das hier ist Mischa.«
    Der höchstens neunzehn Jahre alte Jüngling mit dem Pickelgesicht streckte ihr zögerlich die Hand entgegen.
    »Freut mich sehr.«
    »Und das sind unsere Zwillinge: Wanja und Wassja, frag mich bloß nicht, wer welcher ist.«
    Die beiden schwarzhaarigen, breitschultrigen Brüder nickten nur flüchtig und widmeten sich sofort wieder ihren Weingläsern.
    »Sie sind nicht sehr gesprächig, aber nette Jungs.«
    »Der mit Abstand Netteste hier bin aber ich«, verkündete ein munterer Dicker mit schütterem Haar und fettigen Lippen. »Darf ich mich vorstellen, Larissa, ich bin Gleb.«
    Seine Hand war weich und schwitzig.
    »Hat der liebe Arnold Ihnen von mir erzählt?«
    »Kein Wort.«
    »Dieser vermaledeite Intrigant! «, meckerte Gleb und kicherte schrill. »Nicht genug damit, dass er eine so schöne Frau vor uns versteckt hat, er hat ihr noch nicht mal von seinen Freunden erzählt. Wissen Sie, in der Verborgenen Stadt nennt man mich …«
    »Anständige Menschen prahlen nicht mit solchen Spitznamen«, unterbrach ihn die letzte Auserwählte, eine zierliche junge Frau mit glattem, rotblondem Haar und einem schmalen Gesicht. Sie sah noch sehr jung aus, fast wie eine Oberschülerin, und im ersten Moment wunderte sich Larissa darüber, dass Kara auch Halbwüchsige einlud.
    Die Rothaarige betrachtete Larissa mit einer Mischung aus Neugier und Argwohn, trank zerstreut einen kleinen Schluck Wein und stellte das Kristallglas auf den Tisch zurück.
    »Wie, hattest du gesagt, war ihr Name?«
    »Larissa.« Die Neue kam Arnold mit der Antwort zuvor.
    »Ach ja«, nickte die Oberschülerin und taxierte Larissa abermals mit ihren dunklen, wachen Augen. »Das hatte ich mir schon gedacht.«
    Alle Anwesenden waren gleich angezogen: Die Männer trugen leichte Hemden mit weitem Kragen und helle Pluderhosen, die Frauen knöchellange, durchsichtige Seidenhemden. Während Larissa entgegen Arnolds Ratschlag

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