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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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eigenen Entlassung erst aus der Zeitung erfahren.«
    Im Plädoyer des Kapitäns steckte ein Körnchen Wahrheit. Der lebensfrohe Schustow ging in den Vorzimmern des Polizeipräsidiums ein und aus, war mit sämtlichen Sekretärinnen befreundet und über alle Neuigkeiten und Gerüchte informiert, die in den Büros an der Petrowka-Straße kursierten. Dank seines gut vernetzten Stellvertreters blieb Kornilow stets auf dem Laufenden und überraschte seine Kollegen im Präsidium immer wieder damit, dass er über Dinge Bescheid wusste, von denen er eigentlich gar nichts wissen hätte sollen.
    »Du hast wieder irgendwas erfahren«, begriff Andrej, dem das listige Funkeln in den Augen des Kapitäns nicht entgangen war. »Raus mit der Sprache.«
    Schustow grinste zufrieden: »Schwöre zuerst, dass du mich nicht nach Sibirien abschiebst.«
    »Sind deine Neuigkeiten denn wirklich interessant?«
    »Sensationell!«
    »Meinetwegen, dann schwöre ich.«
    Sergej kramte einige lose Blätter aus seiner Aktentasche und legte sie seinem Chef auf den Tisch.
    »Die neuesten Berichte – ich habe sie dir extra kopiert. «
    Kornilow überflog die Meldungen:
    »Eine Bande von Skinheads hat den Souvenirladen Burchans Schatztruhe überfallen. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf …«
    »Eine Bande von Skinheads hat die Bar Rennsemmel überfallen, kurz darauf wurde ein Juweliergeschäft ausgeraubt …«
    »Eine Bande von Skinheads hat versucht, die Buchhandlung Genbeks Buchladen zu überfallen …«
    »Eine Bande von Skinheads hat das Privatklinikum Möwe überfallen, dabei wurden zahlreiche Menschen verletzt …«
    Der Major warf die Kopien auf den Tisch und sah seinen Stellvertreter verständnislos an: »Na und? Soweit ich weiß, haben wir eine eigene Abteilung für Jugendkriminalität im Präsidium. Damit sollen die sich herumschlagen. «
    »Das tun sie ja auch«, bestätigte Sergej. »Aber die Kollegen sind völlig überfordert. Sie sagen, eine solche Flut von Skinhead-Überfällen hätten sie noch nie erlebt, nicht mal im Frühjahr.«
    »Wann ist denn Hitlers Geburtstag?«
    »Eben im Frühjahr. Da ist noch ein halbes Jahr hin.«
    »Dann ist das wirklich seltsam.« Kornilow rieb sich die Nasenspitze. »Vielleicht hat sie jemand für diese Anschläge bezahlt?«
    »Daran hatte ich auch schon gedacht.«
    »Dann sag das den Kollegen von der Jugendkriminalität und fahr nach Sibirien.«
    »Ganz so einfach ist die Sache nicht.« Sergej tippte mit dem Finger auf eine der Kopien. »Schau dir mal die Liste mit den betroffenen Einrichtungen und ihren Inhabern an.«
    Der Major nahm die tabellarische Aufstellung zur Hand.
    » Burchans Schatztruhe , Inhaber: Burchan Turtschi; Genbeks Buchladen , Inhaber: Genbek Hamzi; Privatklinikum Möwe , Inhaber: Nukleus Spiritus; Bar Rennsemmel , Inhaber: Murzo Chase …«
    Andrej legte die Liste auf den Tisch zurück und auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Furchen.
    »Die Verborgene Stadt?«
    Der Kapitän nickte: »Irgendwer scheint sich unsere Freunde im Untergrund als Zielscheibe ausgesucht zu haben.«
    Schustows Scharfblick hätte selbst Sherlock Holmes zur Ehre gereicht.
    Von der Existenz einer Verborgenen Stadt, deren Bewohner Nachfahren längst vergessener, humanoider Völker waren, hatten Kornilow und Schustow im Zuge ihrer Ermittlungen im Vivisektor-Fall erfahren – natürlich inoffiziell. Der von Machtgier besessene Vivisektor, ein verstoßener Magier des Grünen Hofs, hatte mit einer Serie von Morden die Moskauer Polizei auf den Plan gerufen, woraufhin sich Santiago genötigt sah, Kontakt zur Sonderermittlungsgruppe aufzunehmen, um ein völliges Auffliegen der Verborgenen Stadt zu verhindern. Seit jener Zeit gab es eine lose Zusammenarbeit zwischen dem Kommissar des Dunklen Hofs und Kornilow.
    »Wann hat der Terror begonnen?«
    »Vorgestern.«
    »Puh, da haben die Skins aber ordentlich hingelangt in der kurzen Zeit.« Andrej drückte seine Zigarette aus und spielte zerstreut mit dem Feuerzeug herum. »Offenbar sind sie sehr großzügig bezahlt worden. Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte?«
    »Aber natürlich«, verkündete Schustow gutgelaunt. »Und was für welche! Im Zuge des Überfalls auf die Rennsemmel haben ein gewisser Nikolaj Polenow, kurz Lolly genannt, sowie Fedot Uchtomzew, besser bekannt unter dem Namen Pitbull, Verletzungen davongetragen. «
    »Die gehören zu Chamberlains Leuten«, kommentierte Kornilow. »Wie sind die Verletzungen zustande gekommen? Zufällig?«
    »Das

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