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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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die Macht über ein Volk in Händen, das bei anständigen Bewohnern der Verborgenen Stadt wegen seiner kleinkriminellen Umtriebe höchst unbeliebt war. Darüber hinaus hatten sich die Rothauben den Zorn der Herrscherhäuser zugezogen, als sie während der letzten großen Krise auf der Seite des Boten kämpften. Nur ein Wunder bewahrte sie damals vor der totalen Auslöschung.
    Säbel hatte den Ernst der Lage erkannt. Er beschloss, mit seinen Kämpfern für eine Weile von der Bildfläche zu verschwinden und die schwierigen Zeiten einfach auszusitzen. Zu diesem Zweck erließ er ein Verdikt, das seinen Untertanen willkürliche Diebeszüge und Raubüberfälle strengstens verbot. Das Ergebnis dieser Strategie war zweischneidig. Einerseits erreichte er sein Ziel, denn die Herrscherhäuser zeigten sich zufrieden über das erstaunlich handzahme Verhalten der berüchtigten Krawallbrüder. Andererseits hatten die Rothauben nun ihre wichtigste Einnahmequelle verloren und drohten in bittere Armut abzurutschen.
     
    Die Kämpfer des Uibujen Sargnagel fühlten sich wenn nicht reich, so doch zumindest für eine Weile versorgt. Den erbeuteten Schmuck hatten sie Urbek Cannabis, einem bekannten Hehler der Verborgenen Stadt, verkauft und den Erlös gerecht untereinander aufgeteilt. Die deftige Abreibung, die sie den Skinheads verpasst hatten, und der erfolgreiche Raubzug im Juweliergeschäft versetzten Sargnagels Männer in Hochstimmung und ließen sie den Frust über den katastrophalen Wettverlust vergessen.
    »Einen Kasten Whiskey, aber zackzack!!«, bellte Sargnagel, als er mit seinen Leuten ins Delirium stürmte. »Und eine Flasche auf meine Rechnung für Paddel, das alte Faultier!«
    »Seit wann hast du denn die Spendierhosen an?«, wunderte sich Paddel nicht ohne Neid, während er sich das erste Glas der unverhofften Gratisdröhnung eingoss. »Hast du etwa einen Job bei der Handelsgilde ergattert? «
    »Nö. Aber während ihr Versager hier rumsitzt und Däumchen dreht, haben wir einen einträglichen Coup gelandet«, verkündete Sargnagel großspurig. »Und noch dazu der Verborgenen Stadt einen Dienst erwiesen. «
    »Nun lass schon hören, was ihr verbrochen habt, du Angeber.«
    »Wahrscheinlich haben sie ein paar von ihren verfaulten Organen an die Erli verscherbelt«, mutmaßte Schlinge boshaft.
    Sargnagel trank einen kräftigen Schluck Whiskey und sah die Anwesenden von oben herab an.
    »Habt ihr schon von den Überfällen gehört?«
    »Sicher«, erwiderte Paddel genervt. »Na und? Da toben sich ein paar Humo-Kinder aus.«
    »Von wegen Kinder«, entrüstete sich Sargnagel. »Das sind bis zu den Zähnen bewaffnete Banden. Wir saßen gerade in der Rennsemmel , als so eine tollwütige Meute den Laden stürmte.«
    »Und mit Baseballschlägern auf Gonzo losging«, ergänzte Amboss.
    »Wie schön für euch, aber woher habt ihr den Zaster? «, bohrte Paddel nach. »Gonzo hat bestimmt nicht mehr als zehn Flaschen Whiskey springenlassen.«
    »Das Geld …« Sargnagel legte die fliehende Stirn in Falten. »Na ja, wir haben uns gedacht: Warum sollen wir es uns eigentlich gefallen lassen, dass die Humos unsere Lokale zertrümmern und unsere Geschäfte abfackeln. Wir müssen ihnen einen Denkzettel verpassen und uns für die Schweinereien rächen, die sie angestellt haben!«
    Es dauerte einige Sekunden, bis die anderen Rothauben begriffen, worauf Sargnagel hinauswollte. Dann hüstelte Schlinge und zog die Augenbrauen hoch.
    »Und, was habt ihr ausgeräumt?«
    »Ein Juweliergeschäft«, verkündete Sargnagel stolz. »Und ein Auto haben wir geklaut. Es steht im Hof. Ein cooler Kübel, übrigens. Der wird erst mal nicht verkauft.«
    Schlinge bemühte sich zum Fenster und inspizierte neidisch den schweren Mercedes-Jeep. Er hätte sich in den Hintern beißen können, dass er nicht selbst auf eine solche Idee gekommen war.
    »Wir brechen auf«, verkündete er knapp und seine Kämpfer schnellten bereitwillig von ihren Stühlen hoch.
    »Diesen dreisten Humos haben wir’s aber gezeigt, was Leute?!«, posaunte Sargnagel, der inzwischen gut getankt hatte, wandte sich an seine Männer und stimmte grölend den Schlachtruf der Fötidos an: »Wir und ihr, und der Fötido-Clan!!«
    »Wir und ihr, und der Fötido-Clan!!!«, skandierten seine Kämpfer, und während auch Paddels Leute eilig aus dem Lokal drängten, begannen sie selig zu singen:
Für immer jung,
für immer blau …
    Filiale der Sparbank
Moskau, Nowotuschinski Projesd
Donnerstag, 28. September,

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