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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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erhofft.«
    »Gut. Was wissen Sie über Karas derzeitige Aktivitäten? «
    »Sie hat eine Gruppe von Anhängern um sich geschart, die an sie glauben und sich in den Dienst ihrer Sache stellen. Hin und wieder habe ich begabte Zauberer aus der Sonnensee-Schule zu ihr geschickt.«
    »Können Sie sich an Namen erinnern?«
    »Nein. Da müsste ich im Archiv nachsehen.« Die alte Frau seufzte. »Vor ungefähr drei Wochen habe ich eine sehr talentierte junge Frau zu Kara geschickt, eine gewisse Larissa Kusnezowa.«
    »Was bedeutet sehr talentiert ?«
    »Sie ist vom Potenzial her mit Kara vergleichbar.« Barbara Iljinitschna spielte mit einem Federhalter herum und besann sich. »Möglicherweise ist sie sogar höher einzuschätzen. Viel höher.«
    »Na so was«, wunderte sich Cortes. »Seit wann bringen Humos reihenweise fähige Magier hervor?«
    Die alte Dame setzte ihre dicke Brille ab und sofort wieder auf. Ihre Augen bekamen plötzlich einen wehmütigen Glanz.
    »Sie können sich darüber lustig machen, Cortes, und sich meinetwegen an die Herrscherhäuser verdingen, aber bedenken Sie eines: Unsere Zauberer waren über Jahrhunderte schwersten Verfolgungen ausgesetzt. Sie litten nicht nur unter den Humanoiden, sondern auch unter ihresgleichen. Sie wurden auf Scheiterhaufen verbrannt und bei magischen Duellen getötet. Nur wenige haben überlebt. Doch diesen Wenigen ist es zu verdanken, dass die Verborgene Stadt nur ein Schattendasein im Untergrund führt! Ihnen ist es zu verdanken, dass der Mensch den Planeten beherrscht! Das wird aber nicht so bleiben, wenn Sie diese letzten menschlichen Magier vernichten.«
    Nachdem die alte Dame ihr Plädoyer beendet hatte, nahm sie abermals die Brille ab und sah den Söldner mit ernster Miene an. Dessen Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    »Sie kennen sich hervorragend mit Magiern aus, Barbara«, räumte Cortes bereitwillig ein. »Doch mit ihrer Menschenkenntnis ist es leider nicht weit her. Sie sind romantisch und gutgläubig – ein willkommenes Opfer für Betrüger und Intriganten. Außerdem sind Sie aus irgendwelchen Gründen der Meinung, dass der Mensch aufgrund seiner Ausnahmestellung auf dem Planeten oder aufgrund der hehren Ziele, die er angeblich verfolgt, das Recht habe, sich alles zu erlauben. Das ist ein Irrtum. Kein Mensch, wie mächtig und dreist er auch sein mag, hat einen Freibrief. Spätestens wenn ein noch mächtigerer Akteur auf den Plan tritt, der ihm die alten Rechnungen präsentiert, wird er sich seiner Verantwortung stellen müssen. So war es immer und so wird es auch bleiben. Glauben Sie mir.«
     
    Nachdem Cortes gegangen war, saß Barbara Iljinitschna noch eine halbe Stunde schweigend an ihrem Schreibtisch und starrte unentwegt auf das Telefon. Einige Male kam ihr Mann herein, doch er zog sich jedes Mal diskret wieder zurück, weil er spürte, dass Barbara im Augenblick nicht ansprechbar war.
    Sollte sie nun anrufen oder nicht?
    Noch nie im Leben stand Barbara Iljinitschna vor einer so schweren Entscheidung. Und zum ersten Mal im Leben hatte sie richtiggehend Angst. Die kleinen Nöte ihres beschaulichen Alltags verblassten vor dem Hintergrund des lähmenden Entsetzens, das sie während des Gesprächs mit Cortes erfasste.
    Gewiss, Barbara Iljinitschna hatte davon gehört, wie brutal und skrupellos Kriegsmagier und Söldner bisweilen zu Werke gingen und welch blutige Auseinandersetzungen zwischen den Herrscherhäusern ausgetragen wurden. Doch das alles wusste sie nur vom Hörensagen, es schien weit weg von ihr zu sein und sie nichts anzugehen. Nun hatte sich das auf einen Schlag geändert. Der Söldner hatte Recht: Bislang hatte sie in einer kleinen heilen Welt gelebt, in der ihr kein Unheil drohte. Nun war diese heile Welt ernsthaft bedroht und sie musste eine Entscheidung von großer Tragweite treffen.
    Barbara erinnerte sich noch einmal an die kalten, braunen Augen des Söldners und seufzte. Kein Zweifel, dieser brutale Mensch würde nicht davor zurückschrecken, sie zu töten – sie und ihren Mann und ihren Enkel.
    Anrufen oder …
    Nicht anrufen!
     
     
    »Eilmeldung aus dem Moskauer Polizeipräsidium! Soeben wurde eine Filiale der Sparbank ausgeraubt. Mehrere Täter, die schwarze Lederkleidung und rote Kopftücher trugen, stürmten in den Schalterraum und …«
    INTERFAX
     
     
    »Rothauben wieder auf Beutezug! Während die Herrscherhäuser sich noch den Kopf darüber zerbrechen, wie man den marodierenden Humo-Banden das Handwerk legen könnte,

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