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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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dem BH, du Schlampe!«, brüllte Arnold. »Komm endlich zur Sache!«
    »Jawohl, ausziehen!«, sprang ein Betrunkener am Nachbartisch dem Magier bei.
    »Zeig uns deine Muschi!«
    »Wofür zahlen wir überhaupt?!«
    »Lass deine Titten sehen!«
    »Ich will dich bumsen!«
    Arnolds Rechnung ging auf. Mit ihrem erotischen Tanz hatte Dita das Publikum so aufgeheizt, dass sein Zwischenruf genügte, um die Stimmung zum Kippen zu bringen. Archaische Triebe brachen sich Bahn und die Begeisterung über die raffinierten Bewegungen der Tänzerin wurde von sexueller Gier in den Hintergrund gedrängt. Nun legten auch die notorischen Grapscher ihre Zurückhaltung ab, zwickten die junge Frau in die Wade und zerrten an ihrem Kostüm.
    »Zieh dich aus!«
    »Ist das womöglich ein Typ?!«
    »Zeig uns, was du hast!«
    Die Musik brach ab. Dita hielt inne und schaute verstört in die tobende Menge, als sie plötzlich ein Apfel am Kopf traf. Sofort stürzten Ordner zum Tisch des Übeltäters, doch der Bann war nun gebrochen. Schon flogen Aschenbecher und leere Flaschen.
    »Zieh die Fetzen aus, du Hure!«
    »Zeig, was du draufhast!«
    »Mach’s dir mit ner Flasche!«
     
    »Hatte die womöglich gar nicht vor, sich auszuziehen?«, kicherte die Blondine, die schadenfroh hinter den Kulissen hervorspähte. »Die dumme Kuh hat wahrscheinlich gedacht, das sei hier ein Konservatorium.«
    »Oder das Bolschoi Theater«, flüsterte der Conférencier. »So eine wie Dita müsste eigentlich im Bolschoi The…«
     
    »Sie wollen dir ans Leder«, sagte Kara eindringlich. »Wehr dich!«
    Einem Befehl, der über den Armreif der Fate Mara erteilt wurde, konnte sich eine Schwarze Morjane nicht widersetzen. Dita legte gehorsam ihre Kampfmontur an.
    Der Conférencier erstarrte mit offenem Mund und mit der in seinem Mundwinkel hängenden, qualmenden Zigarette. Die Stille, die plötzlich über dem Gastraum lag, zerschnitt ein gellender Schrei der zu Tode erschrockenen Blondine.
     
    Niemand hatte richtig mitbekommen, wie das zugegangen war. Die zierliche Frau, deren Körper von den Resten ihres Kostüms nur mehr spärlich verhüllt war, vollzog innerhalb weniger Sekunden eine bizarre Metamorphose. Ihre schlanken Arme verwandelten sich in kurze, kräftige Klauen, die mit furchterregenden Krallen bestückt waren. Ihre fernöstlichen Gesichtszüge zerfielen zu einer entsetzlichen Fratze: Die Nase verschwand, die vollen Lippen bildeten sich zurück und zwischen ihnen wuchsen zwei lange spitze Hauer hervor. Die Augenbrauenbögen wölbten sich vor und in den tiefen Augenhöhlen entzündeten sich grüne Feuer. Aus dem haarlosen Kopf ragten zwei spitze Hörner und am verlängerten Rücken wuchs ein kräftiger, dornenbewehrter Schwanz.
    Infernalisches Gebrüll erschütterte den Club und der stinkende Zigarettenqualm wurde vom Duft überreifer Pfirsiche übertüncht.
    Der einzige Mensch, der bei alledem die Ruhe bewahrte – Arnold –, verließ in aller Ruhe den Raum und begab sich in die Wachstube, um nach der Vorstellung, die nun folgen würde, die Kassetten der Überwachungskameras zu entnehmen. Das hatte ihm Kara so aufgetragen.
    Es war ein fürchterliches Blutbad.
    Kara weidete sich daran, wie die krallenbewehrten Klauen des Monsters wehrlose Körper zerfetzten, wie sein peitschender Schwanz Wirbelsäulen wie Streichhölzer knickte und wie die Münder der Gäste sich in Todesangst verzerrten. Die vor Zorn rasende Morjane fegte wie ein verheerender Orkan durch den Raum und säte Tod und Verderben. Sie bewegte sich mindestens viermal so schnell wie ein Mensch und deshalb hatte niemand den Hauch einer Chance sich zu retten. An Gegenwehr war überhaupt nicht zu denken.
    Ein kräftiger Wachmann sank mit aufgeschlitztem Brustkorb zu Boden, der Kopf des Conférenciers, in dessen Mundwinkel immer noch die Kippe klebte, rollte makaber über den Boden. Die vollbusige Blondine in ihrem frivolen Kleidchen wurde von einem Schwanzhieb getroffen, flog meterweit durch den Raum und landete mit grotesk verrenkten, zerschmetterten Gliedmaßen auf dem Tresen.
    »Gut so, Dita, gut so!«, lobte Kara, die eifrig mit dem Finger über die Smaragde rieb. »Du machst das ausgezeichnet. «
    Die Stimme der Zauberin zitterte vor Erregung und auf ihrer Oberlippe traten kleine Schweißperlen aus.

KAPITEL VIER
    »Blutbad im Moskauer Nachtclub Schaukel! Erste Ge-
rüchte über die Tragödie verbreiteten sich am frühen
Morgen, nachdem ein rekordverdächtiges Polizeiauf-
gebot und Dutzende von

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