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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Rettungswagen am Ort des
Geschehens vorgefahren waren. Die offiziellen Stellen
schwiegen sich zunächst über den Vorfall aus, doch vor
wenigen Minuten gab der Pressesprecher des Polizeiprä-
sidiums bekannt, dass sich in der Schaukel ein brutaler
Überfall ereignet hat. Die Polizei weigert sich zwar, Ein-
zelheiten bekanntzugeben und schirmt die wenigen Zeu-
gen von der Öffentlichkeit ab, doch allein schon die Tat-
sache, dass hochrangige Polizeivertreter wie General
Schwedow vor Ort gesehen wurden, lässt das Ausmaß der
Katastrophe erahnen. Nach unbestätigten Meldungen
kamen bei dem Überfall auf den Nachtclub etwa fünfzig
Menschen ums Leben.«
     
    TVZ
     
     
    »Wie wir soeben erfuhren, hat sich vor wenigen Stun-
den im Nachtclub Schaukel ein Massaker ereignet. Eine
Schwarze Morjane, die sich dort während einer Strip-
tease-Show aufhielt, legte die Kampfmontur an und griff
die Besucher des Clubs an. Die genaue Anzahl der Opfer
ist nicht bekannt, doch es dürften mehrere Dutzend sein.
Dieser schockierende Vorfall bedroht die Sicherheit der
Verborgenen Stadt, denn wenn die Humo-Polizei heraus-
findet, dass …«
    T-GRAD-COM
     
     
    Nachtclub Schaukel
Moskau, Twerskaja-Straße
Freitag, 29. September, 05:12 Uhr
     
    »Ich würde lieber nicht reingehen«, empfahl Kapitän Koslow, der Leiter der örtlichen Mordkommission.
    »Und wieso?«, erkundigte sich Kornilow.
    »Ist kein schöner Anblick«, erwiderte der Kapitän und spuckte aus. »Der Einzige, dem das nichts ausmacht, ist Sergeant Petschorin und der hat in Afghanistan gedient.«
    Andrej zuckte mit den Schultern und ging auf die Eingangstür des Gastraums zu. Der Major hatte zwar nicht an den Kolonialkriegen des Imperiums teilgenommen, doch an Abgebrühtheit konnte er es mit dem ein oder anderen Veteranen durchaus aufnehmen.
    Man hatte Kornilow zum Tatort gerufen, da der Nachtclub Schaukel dem Gangsterclan des kürzlich ermordeten Rioni gehörte. Im missvergnügten und unausgeschlafenen Gesicht des Majors war unschwer abzulesen, was er von Einsätzen am frühen Morgen hielt. Immerhin war es ihm gelungen, den nervigen Journalisten zu entgehen, indem er das abgesperrte Gebäude von der Rückseite her betrat. Selbst dort, am Hintereingang, hatte er fünf Streifenjeeps und sieben Notarztwagen gezählt. Die Gesichter der Polizisten, die den Tatort bereits in Augenschein genommen hatten, ließen sich mit Worten nur schwer beschreiben. Den meisten von ihnen schien speiübel zu sein.
    »Wie viele Tote sind es?«, erkundigte sich Kornilow und schaute angewidert auf den blutverschmierten Boden. Er hatte neue Schuhe an und war darauf bedacht, sie nicht schmutzig zu machen.
    »Den Fragmenten nach zu schließen etwa dreißig«, antwortete Koslow, der seinen Mund mit einem Taschentuch bedeckte, wodurch seine Stimme etwas dumpf klang. »Die genaue Anzahl werden unsere Experten voraussichtlich erst in ein paar Tagen wissen.«
    »Wir werden die Sachverständigen des Präsidiums hinzuziehen«, verkündete Andrej und blieb auf einem einigermaßen sauberen Fleckchen in der Mitte des Raumes stehen.
    »Übernehmen Sie den Fall?« Koslow sah den Major hoffnungsvoll an.
    »Ja«, nickte Kornilow. »Sieht ganz nach einem Bandenkrieg aus. Offenbar sind die Gangster nach Rionis Tod immer noch damit beschäftigt, ihre Claims neu abzustecken. «
    Das runde Gesicht des Kapitäns Koslow strahlte tief empfundene Erleichterung aus. Die Aussicht, einen Massenmord aufklären zu müssen, hatte ihm schwer im Magen gelegen und er war nur zu gerne bereit, diese Ehre einem anderen zu überlassen.
    Der Major zündete sich eine Zigarette an und ließ den Blick über das Inferno schweifen. Im Gastraum des Nachtclubs sah es aus wie in einem Schlachthof. Oder wie in einem Lehrsaal für Anatomie, in dem eine Bombe eingeschlagen hatte. Am ehesten wie in einer Mischung aus beidem. Der Boden, die Wände und die zertrümmerten Möbel waren mit Blut besudelt und überall lag verstreut, was Koslow diskret als Fragmente bezeichnet hatte: Arme, Beine, Köpfe und Eingeweide. Vollständige Leichen waren eher die Ausnahme. Zwischen den menschlichen Überresten lagen die Scherben von Geschirr und Flaschen, Bestecke und Zigarettenkippen in den Blutlachen.
    Über der grausigen Szenerie mischten sich die Gerüche von Blut, Alkohol, kaltem Rauch und Erbrochenem zu einem schwer erträglichen Cocktail. Außer Kornilow und Koslow waren nur Spurensicherer im Raum und ein grimmiger Sergeant, der für

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