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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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bogens; die Berührung war eisig, oder
Alexandra war vielleicht fiebrig. Sie fuhr zusammen vor Schreck. Er
lachte leise. «Da drinnen hat es gerade eine schöne Bescherung
gegeben. Die alte Dame, deren Perlen eben überal herumkul erten,
ist vor Aufregung über ihre eigenen Schuhe gestolpert, und al e haben
Angst, sie könnte sich die Hüfte gebrochen haben.»
«Wie traurig», sagte Alexandra, ehrlich, aber geistesabwesend; ihre
Gedanken waren woanders, ihr Herz hämmerte noch immer, so einen
Schreck hatte er ihr eingejagt.
Darryl Van Horne trat dicht zu ihr und stieß ihr Worte ins Ohr.
«Nicht vergessen, Süße. Größeres Format! Ich leiere das mit der
Galerie an. Wir bleiben in Verbindung. Nächtchen, Nächtchen.»

«Du warst tatsächlich da?» fragte Alexandra ins Telefon, von dumpfer
Freude durchrieselt.
«Warum nicht», sagte Jane energisch. «Er hatte wirklich die Noten
von Brahms’ e-Moll-Sonate und spielte grandios. Wie Liberace, bloß
ohne das Gegrinse. Man kann es kaum glauben; seine Hände sehen
nicht so aus, als ob sie für irgend etwas zu gebrauchen wären.»
«Ihr wart al ein? Ich sehe dauernd diese Parfum-Reklame vor mir.»
Auf der ein junger Geiger abgebildet war, der seine kurzgewandete
Begleiterin verführte.
«Sei nicht vulgär, Alexandra. Er wirkt ziemlich asexuell auf mich.
Und außerdem wimmelten überal Handwerker herum, inklusive dein
    Freund Joe Marino, al zeit fesch, mit einer Feder am karierten
Hütchen. Und dazu noch das ewige Baggergerumpel, die Steine
müssen weg, wegen des Tennisplatzes. Anscheinend waren
umfangreiche Sprengungen nötig.»
«Wie wil er damit durchkommen, es ist ein Feuchtgebiet.»
«Keine Ahnung, Liebchen, die Genehmigung hat er jedenfal s
deutlich sichtbar an einen Baum nageln lassen.»
«Die armen Silberreiher.»
«Ach, Lexa, die haben das ganze übrige Rhode Island zum Nisten.
Was nützt die ganze Natur, wenn sie sich nicht anpassen kann.»
«Sie paßt sich an – aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ab da
wird sie verletzt.»
Goldenes Oktobergekräusel hing in ihrem Küchenfenster; die
großen ausgefransten Blätter an der Weinlaube färbten sich von den
Rändern zur Mitte hin braun. Weiter links, beim Moor, warf eine
kleine Birkengruppe, von sanftem Wind bewegt, eine Handvol Laub
ab, leuchtende Speerspitzen, die auf den Rasen niederflimmerten.
«Wie lange bist du geblieben?»
    «Ach», sagte Jane gedehnt, lügenhaft, «eine Stunde ungefähr.
Viel eicht anderthalb. Er hat wirklich Ahnung von Musik, und wenn
man mit ihm al ein ist, ist er auch gar nicht so flegelhaft, wie er sich
auf dem Konzertempfang gegeben hat. Er sagt, wenn er in einer
Kirche ist, und sei es nur eine unitarische, kriegt er das Gruseln. Ich
glaube, hinter al dem Imponiergehabe steckt wirklich ein ziemlich
scheuer Mensch.»
«Liebling. Du gibst nie auf, nicht wahr?»
Alexandra spürte, wie Jane Smarts Mund vor Entrüstung einen Zol
von der Sprechmuschel wegwich. Bakelit, das erste der synthetischen
    Polymere, hatte dieser Mann gesagt. Jane zischte: «Ich finde nicht,
daß es darum geht, ob man aufgibt oder nicht, es geht darum, daß
man seine Sache macht. Du machst deine Sache, indem du einsam
vor dich hin dröhnend, in Männerhosen, deinen Garten beackerst
und deine Püppchen bäckst, aber wenn man Musik macht, ist man
angewiesen auf Menschen. Auf andere Menschen.»
«Es sind keine Püppchen, und ich dröhne nicht einsam vor mich
hin.»
Jane war noch nicht fertig: «Du und Sukie, ihr macht euch immer
lustig über mich, weil ich soviel mit Ray Neff zusammen bin, aber
bevor dieser neue Mann hier aufgetaucht ist, war Ray der einzige in
der Stadt, mit dem ich musizieren konnte.»
Auch Alexandra war noch nicht fertig: «Es sind Skulpturen, und
bloß weil sie nicht so groß sind wie die von Calder oder Moore, redest
du genauso gemein von ihnen wie dieser Dingsda, der mir einreden
wil , ich sol sie größer machen, damit irgendso eine teure Galerie in
New York fünfzig Prozent draufschlagen kann, falls sie sich überhaupt verkaufen lassen, was ich bezweifle. Al es ist heute so schick und laut.»
«Also das hat er dir gesagt. Für dich hat er also auch einen Vorschlag
gehabt.»
«Vorschlag würde ich das nicht nennen, nur typische New Yorker
Wichtigtuerei, überal seine Nase reinstecken, wo sie nichts zu suchen
hat. Die müssen einfach mitmischen, bei al em und jedem.»
«Er ist fasziniert von uns», sagte Jane Smart erklärend, «wieso wir

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