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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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hier leben und die Blüte unserer Jahre in der Provinz verschleudern.»
«Sag ihm, Narragansett Bay sei schon immer ein Zufluchtshafen für
kauzige Leute gewesen, und was hat er hier verloren?»
«Keinen Schimmer», sagte Jane und verschliff das r in ihrer flachen
Massachusetts-Sprechweise. «Er macht ein bißchen den Eindruck, als
sei ihm da, wo er vorher war, der Boden unter den Füßen zu heiß
    geworden. Und er ist wirklich begeistert von dem vielen Platz in dem
großen Haus. Er hat drei Flügel, ehrlich, einer davon ist al erdings ein
Klavier, es steht in seiner Bibliothek, und er hat so schöne alte
Bücher, mit Ledereinbänden und lateinischen Titeln.»
«Hat er dir etwas zu trinken angeboten?»
«Nur Tee. Sein Diener, mit dem er Spanisch spricht, hat ihn. auf
einem riesigen Tablett hereingebracht, zusammen mit diversen
Alkoholika, al e in diesen typischen alten Flaschen, du weißt schon,
die so aussehen, als kämen sie aus einem Keller vol er Spinnweben.»
«Ich dachte, du hast nur Tee getrunken.»
«Also wirklich, Lexa, viel eicht habe ich auch einen Schluck
Brombeerlikör getrunken oder etwas, das Fidel ganz irre gut findet
und das Mescal heißt, aber wenn ich gewußt hätte, daß ich so
eingehend Bericht erstatten muß, hätte ich mir die Namen
aufgeschrieben. Du bist schlimmer als die CIA.»
«Entschuldigung, Jane. Ich bin sehr eifersüchtig, fürchte ich. Und
dazu meine Periode. Das dauert nun schon fünf Tage, seit dem
Konzert. Und der linke Eierstock tut weh. Glaubst du, es könnten die
Wechseljahre sein?»
«Mit achtunddreißig? Schätzchen, wirklich!»
«Dann muß es Krebs sein.»
«Es kann nicht Krebs sein.»
«Wieso nicht?»
«Weil du du bist. Du hast zu viel magische Kräfte, um Krebs zu
bekommen.»
«An manchen Tagen bezweifle ich, daß ich überhaupt welche habe.
Jedenfal s gibt es noch mehr Leute mit magischen Kräften.» Sie dachte
an Gina, Joes Frau. Gina mußte sie hassen. Hexe heißt auf italienisch strega. In ganz Sizilien, hatte Joe ihr erzählt, verfolgten sie einander
    mit dem bösen Blick. «An manchen Tagen habe ich das Gefühl, als sei
al es in mir verknotet.»
«Geh zu Doc Pat, wenn du ernsthaft besorgt bist», sagte Jane, nicht
ganz ohne Mitgefühl. Dr. Henry Paterson, ein dicklicher rosa Mann
in ihrem Alter, mit wehen, aufgerissenen, wässerigen Augen und
wundervol sanfter, fester Hand, wenn er einen untersuchte. Seine
Frau hatte ihn vor Jahren verlassen. Er hatte nie begriffen warum, und
nie wieder geheiratet.
«Ich habe ein mulmiges Gefühl bei ihm», sagte Alexandra. «Drapiert
einen mit einem Tuch und hantiert darunter herum.»
«Der arme Mann. Was sol er denn machen.»
«Aufhören mit dieser Heimlichtuerei. Ich habe einen Körper, er
weiß das, ich weiß das. Warum also dies Theater mit dem Tuch?»
«Die werden doch al e verklagt», sagte Jane, «wenn nicht eine
Sprechstundenhilfe mit im Raum ist.» Ihre Stimme hatte ein Echo,
wie eine Störung im Fernsehen, wenn ein Lastwagen vorbeifährt. Das
war es nicht, worüber sie reden wol te, deswegen hatte sie nicht
angerufen. Etwas anderes beschäftigte sie.
«Was hast du sonst noch bei Van Horne erfahren?» fragte
Alexandra.
«Also versprich, daß du’s niemandem weitersagst.»
«Auch nicht Sukie?»
«Gerade nicht Sukie. Es geht um sie. Darryl ist wirklich
bemerkenswert, er kriegt sofort al es mit. Er ist länger auf dem
Empfang geblieben als wir, ich bin noch mit den anderen vom
Quartett auf ein Bier ins Bronzefaß gegangen –»
«War Greta dabei?»
«O Gott, ja. Sie hat uns al es über Hitler erzählt und daß ihre Eltern
ihn nicht ertragen konnten, weil sein Deutsch so ungehobelt war.
    Anscheinend hat er, wenn er im Radio zu hören war, das Verb nicht
immer an die richtige Stel e gesetzt.»
«Wie furchtbar für sie!»
«– und ich nehme an, du hast dich in der Dunkelheit verkrümelt,
nach diesem scheußlichen Trick mit den Perlen der armen Franny
Lovecraft –»
«Was für Perlen?»
«Tu nicht so, Lexa. Du warst ungezogen. Ich kenne deine Art. Und
dann die Schuhe, sie liegt seither zu Bett, aber ich glaube, sie hat sich
nichts gebrochen; es bestand Sorge wegen ihrer Hüfte. Wußtest du,
daß bei Frauen, wenn sie alt werden, die Knochen ungefähr um die
Hälfte einschrumpfen? Deshalb geht al es so leicht zu Bruch. Sie hatte
Glück: nur Prel ungen.»
«Ich weiß nicht, als ich sie so ansah, dachte ich, ob ich wohl auch so
nett langweilig und aufdringlich sein werde, wenn

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