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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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berührten sich, trafen tastend aufeinander in blinder, blasser
Kissenschlacht, schlüpfrig von Schweißtropfen, die auf ihnen lagen
wie die breiten Perlenhalsbänder des alten Ägypten. Und als Janis
    Joplin, nach dem trügerisch leicht gesungenen Anfang, in den Strudel
von ‹Me and Bobby McGee› stürzte, begleitete Van Horne, dessen
dunkel geröteter Penis schrecklich aufgerichtet war durch einen
Dienst, den Jane ihm auf Knien erwiesen hatte, mit seinen
unheimlichen Händen, die aussahen, als steckten sie in weißen
Gummihandschuhen mit dunklen Perücken, die Fingerkuppen breit
wie die Zehen eines Baumfroschs oder eines Lemuren, im Dunkel
über ihrem vor- und zurückruckenden Kopf pantomimisch das
turbulente Solo des inspirierten Pianisten der Full Tilt Boogie-Band.
Auf den schwarzen Veloursmatratzen, die Van Horne bereitgelegt
hatte, spielten die drei Frauen mit ihm, und sein Körper war die
Sprache, in der sie sich untereinander verständigten; er bewies
übernatürliche Beherrschung, und als er dann kam, war sein Samen,
wie später al e übereinstimmten, wunderbar kalt. Nach Mitternacht,
in der ersten Stunde des Novembers, zog Alexandra sich an, und ihr
war, als fül e sie ihre Kleider – sie trug lange Hosen beim Tennis, um
ihre schweren Beine ein wenig zu kaschieren – mit einem
gewichtlosen Gas, so sehr hatte ihr Fleisch sich durch das lange
Untertauchen und die assimilierten Gifte geläutert. Als sie nach
Hause fuhr in ihrem Subaru, dessen Polster nach Hund rochen, sah
sie oben in der getönten Windschutzscheibe den Vol mond mit
seinem gefleckten, kummervol en Gesicht, und eine Sekunde lang,
wider al e Vernunft, dachte sie, Astronauten seien auf ihm gelandet
und hätten in einem Akt imperialer Zerstörungswut seine weite, öde
Oberfläche grün gespritzt.

    II
    Malefica

    «Ich will nicht anders sein als ich bin.
Ich finde so viel Befriedigung in meiner Lage,
ich werde immerfort liebkost.»
Eine junge französische Hexe um 1660

    «Hat er das wirklich gemacht?» fragte Alexandra am Telefon. Vor
ihren Küchenfenstern obsiegten die puritanischen Farben des
November, die Laube war ein struppiger Wust abschilfernder
Weinranken, das Vogelhäuschen hing an seinem Platz: gefül t, nun,
da die Beeren in Wald und Moor gedörrt waren von den ersten
Frösten.
«Sukie hat es mir gesagt», sagte Jane, und ihr s brannte. «Sie sagt, sie
hätte es seit langem kommen sehen, aber sie hätte es die ganze Zeit für
    sich behalten, um ihn nicht zu verraten. Als ob sie irgend jemanden
verraten könnte, wenn sie dich und mich einweiht. Wenn du mich fragst.»
«Wie lange hat Ed das Mädchen denn schon gekannt?»
Alexandras Teetassen, die in einer Reihe an Messinghaken unter
einem Küchenbord hingen, schaukelten sacht, als hätte eine
unsichtbare Hand über sie hingestrichen wie über Harfensaiten.
«Ein paar Monate. Sukie hat es daran gemerkt, daß er anders mit ihr
war. Er wol te hauptsächlich nur noch reden, sie als Resonanzboden
benutzen. Sie ist heilfroh. Überleg mal, was für
Geschlechtskrankheiten sie sich hätte einfangen können. Tripper ist
doch das mindeste, was diese Blumenkinder haben.»
Reverend Ed Parsley war mit einem Teenager aus dem Dorf
durchgebrannt, das war der langen Rede kurzer Sinn. «Habe ich das
Mädchen schon mal gesehen?» fragte Alexandra.
«Ach, bestimmt», sagte Jane. «Sie gehörte zu der Meute, die abends
ab acht immer vor der Superette rumlungert, hat auf einen Pusher
gewartet, nehme ich an. Blasses, verschmiertes Gesicht, irgendwie
mehr breit als lang, schmuddeliges, flachsblondes Haar, das in der
Gegend rumzottelt, und Klamotten, als käme sie immer gerade aus
einem Holzfäl er-Camp für Mädchen.»
«Keine Liebesperlen?»
Jane faßte die Frage ernst auf. «Also bestimmt hatte sie welche – für
den Fal , daß sie sich mal rausputzen wol te für einen
Debütantinnenbal . Kannst du dich denn gar nicht erinnern? Sie
gehörte zu denen, die letzten März den Eingang zur
Wählerversammlung blockierten und das Kriegsmahnmal über und
über mit Schafsblut aus dem Schlachthaus beschmiert haben.»
«Ich kann mich nicht erinnern, Schatz, viel eicht weil ich nicht wil .
Diese Kinder vor der Superette machen mir angst, ich drängle mich
    jedesmal eilig zwischen ihnen durch, ohne nach links oder rechts zu
sehen.»
«Vor denen brauchst du keine Angst zu haben, die sehen dich
überhaupt nicht. Für die bist du bloß ein Teil der Landschaft. Wie

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