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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Proben hatten. Ich weiß», sagte sie, «ich sol te nicht so eine
Genugtuung dabei empfinden, wenn eine andere Frau eins
übergebraten kriegt, aber so fühle ich eben! Du denkst, ich bin im
Unrecht. Du denkst, ich bin schlecht.»
«O nein», sagte Alexandra verlogen. Aber andererseits, wer wil
schon sagen, was schlecht ist? Die arme Franny Lovecraft hätte sich an
jenem Abend beinahe die Hüfte gebrochen und wäre dann für den
Rest ihrer Tage auf einen Gehapparat angewiesen gewesen. Alexandra
war mit einem hölzernen Rührlöffel in der Hand ans Telefon
gegangen, und während sie jetzt untätig dastand und darauf wartete,
daß Jane ihre ganze Bosheit losließ, bog sie den langen Stiel mit ihren
Hirnwel en, bis er sich wie ein Hundeschwanz hochkrümmte und mit
der Spitze in der Löffelmulde lag. Dann gebot sie dem
schlangenhaften Ring, sich langsam ihren Arm hinauf zu entrollen.
Das schmirgelnde Streicheln des Holzes ging ihr durch Mark und
Bein. «Und was ist mit Sukie?» fragte Alexandra. «Die hat er doch
    auch im Stich gelassen.»
«Die ist entzückt. Sie hat ihn ermuntert, sagt sie, mit dieser Dawn
zusammen sich selbst zu verwirklichen. Ich schätze, ihre kleine
Spritztour mit Ed ist aus.»
«Heißt das, daß sie jetzt hinter Darryl her ist?» Der Löffel hatte sich
ihr um den Hals geringelt und berührte mit dem gemuldeten Ende
ihre Lippen. Er schmeckte nach Salatöl. Ihre Zunge flatterte gegen das
Holz und fühlte sich fedrig an, gespalten. Coal schnupperte Alexandra
besorgt um die Beine, er witterte Magie, diesen winzigen verbrannten
Geruch: wie eine Gasflamme im Augenblick, da sie entzündet wird.
«Ich würde sagen», sagte Jane, «sie hat andere Pläne. Sie hat für
Darryl nicht so viel übrig wie du. Oder wie ich, was das betrifft. Sukie
mag es, wenn Männer am Boden sind. Ich gebe dir einen Tip, behalt
Clyde Gabriel im Auge.»
«Oh, diese fürchterliche Frau!» rief Alexandra. «Die müßte mal
erlöst werden von ihrem Elend.» Sie achtete kaum auf das, was sie
sagte, denn um Coal zu necken, hatte sie den sich windenden Löffel
auf den Fußboden gelegt, und das Fell auf dem Widerrist des Hundes
war gesträubt; der Löffel hob den Kopf, Coal fletschte die Zähne, und
seine Augen entbrannten zum Angriff.
«Tun wir’s!» sagte Jane Smart lebhaft.
Beunruhigt von dieser durchdringenden Bosheit, die Jane auf
einmal an den Tag legte, und auch ein bißchen eingeschüchtert, ließ
Alexandra den Löffel sich entspannen; er senkte den Kopf und
klapperte der Länge nach auf das Linoleum. «Ach, ich finde nicht,
daß das unsere Sache ist», wehrte sie milde ab.
    «Ich habe ihn immer verachtet und bin nicht im mindesten
überrascht», verkündete Felicia Gabriel auf ihre schnell fertige
selbstzufriedene Art, als wende sie sich an eine kleine Schar von
    Freunden, die sie einhellig für wundervol hielten, dabei redete sie nur
zu ihrem Mann, zu Clyde. Er war gerade dabei, in seinem
spätabendlichen betrunkenen Nebel einen Scientific American- Artikel
über die neueren Anomalien in der Astronomie zu erfassen. Sie stand
mit quengelig abwartender Gespanntheit in der Tür des rings mit
Regalen ausgestatteten Zimmers, das er als Arbeitszimmer zu
benutzen versuchte, seit Jenny und Chris aus dem Haus waren und es
nicht mehr mit elektronischem Lärm vol sudelten, mit Joan Baez und
den Beach Boys.
Felicia hatte nie die Dünkelhaftigkeit eines hübschen, sprudelnden
High-School-Girls abgelegt. Sie und Clyde hatten zusammen die
öffentlichen Schulen von Warwick absolviert: was für ein Ausbund an
Temperament und Energie sie damals gewesen war, nichts gab es,
wobei sie nicht mitgemacht hätte, vom Schülerbeirat bis zum
Vol eybal der Mädchen, und die besten Noten in al en Fächern hatte
sie außerdem gehabt, ganz zu schweigen davon, daß sie das al ererste
Mädchen gewesen war, das je das Debattier-Team angeführt hatte.
Ihre vibrierende Stimme, die sich hoch über al e anderen erhob bei
der unglaublich hohen Stelle von The Star-Spangled Banner: sie ging
ihm durch und durch wie ein Messer. Felicia hatte Dutzende von
Freunden gehabt, war heiß umschwärmt gewesen. Er hielt das in
seinem Gedächtnis wach. Nachts, wenn sie neben ihm einschlief, mit
der deprimierenden Promptheit der Rechtschaffenen und
Überaktiven, und ihn al ein ließ in seinem stundenlangen Kampf
gegen die Dämonen der Schlaflosigkeit, die der im Whisky
ertrunkene Abend in seinem System aufgescheucht hatte,

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