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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ein Baum.»
«Der arme Ed. Er sah so verstört aus in letzter Zeit. Als ich ihn beim
Konzert traf, schien er sich sogar an mir festklammern zu wol en. Ich
dachte, das wäre Sukie gegenüber il oyal, und habe ihn abgeschüttelt.»
«Das Mädchen stammt nicht mal aus Eastwick, sie hat hier ständig
rumgegammelt, aber gewohnt hat sie in Coddington Junction, so ein
richtig schön kaputtes Zuhause in einem Wohnwagen mitsamt dem
Bratkartoffelverhältnis ihrer Mutter; die war nämlich dauernd auf
Achse, mit einem Wanderzirkus, Akrobatik nennt man das wohl.»
Jane hörte sich so prüde an, man hätte denken können, sie sei eine
vertrocknete alte Jungfer, wenn man nicht erlebt hätte wie sie mit
Darryl Van Horne umgegangen war.
«Sie heißt Dawn Polanski», fuhr Jane fort. «Ich weiß nicht, ob ihre
Eltern sie Dawn genannt haben, oder ob sie sich den Namen selber
zugelegt hat, solche Leute geben sich ja gern neue Namen: Lotusblüte,
Himmlische Offenbarung, so in der Art.»
Ihre abgehärteten kleinen Hände waren unglaublich rührig gewesen,
und als der kalte Samen herausspritzte, hatte sie am meisten davon
abbekommen. Die Sexualpraktiken anderer Frauen sind etwas, über
das man meist im unklaren bleibt, und das ist wohl auch gut so, es
kann nämlich zu faszinierend sein. Alexandra versuchte, die Bilder,
die in ihrer Erinnerung auftauchten, wegzublinzeln, und fragte: «Aber
was wol en sie jetzt tun?»
«Ich versteige mich zu der Behauptung, daß sie keinen Schimmer
haben, außer, daß sie erst mal in irgendein Motel gehen und bumsen,
bis es ihnen zum Hals raushängt. Wirklich, es ist ein Trauerspiel.» Es
    war Jane, die sie zuerst gestreichelt hatte, nicht Sukie. Als sie an Sukie
dachte, wie sie auf dem Schiefer gestanden hatte, die sanfte weiße
Flamme, die ihr Körper gewesen war, tat sich ein kleiner Hohlraum in
Alexandras Bauch auf, nahe beim linken Eierstock. Ihre armen
Eingeweide – sie war sicher, eines Tages würde es zur Operation
kommen, man würde sie aufschneiden, aber viel zu spät: ein einziges
Gewimmel von schwarzen Krebszellen. Nur daß die Zellen
wahrscheinlich nicht schwarz waren, sondern leuchtend rot und
glänzend, wie blutiger Blumenkohl. «Anschließend, schätze ich», sagte
Jane, «steuern sie irgendeine große Stadt an und versuchen, sich der
Protestbewegung anzuschließen. Ich glaube, Ed denkt, das ist wie
Zum-Militär-Gehen: man geht in ein Rekrutierungsbüro, wird vom
Arzt untersucht, und wenn man für tauglich befunden wird, nimmt
der Verein einen auf.»
«Es klingt so nach Selbsttäuschung, findest du nicht? Er ist zu alt.
Solange er sich hier in der Gegend bewegte, wirkte er ja ziemlich jung
und blendend oder zumindest doch interessant, und er hatte seine
Kirche, die gab ihm doch so etwas wie ein Forum…»
«Er verabscheute es, eine Respektsperson zu sein», unterbrach Jane
sie spitz, «er hielt das für zu billig.»
«Ach ja, was für eine Welt», seufzte Alexandra und sah einem grauen
Eichhörnchen zu, das, springendanhaltend, springendanhaltend,
seinen wachsamen Weg über die verfal ende Mauer hinten im Garten
nahm. Ein Schub ihrer Duttelchen härtete gerade im tickenden
Brennofen im Raum hinter der Küche; sie hatte versucht, sie größer
zu formen, aber da machten sich doch die Unzulänglichkeiten ihrer
autodidaktisch erworbenen Technik und ihre mangelhaften
Anatomiekenntnisse bemerkbar. «Was ist mit Brenda? Wie reagiert sie
darauf?»
«Wie zu erwarten. Hysterisch. Vor der Öffentlichkeit hat sie Eds
    Seitensprünge zwar verziehen, aber daß er sie verlassen würde, damit
hat sie nicht gerechnet. Für die Kirche wird das auch noch ein
Problem. Al es, was sie und ihre Kinder haben, ist das Pfarrhaus, und
das gehört ihnen natürlich nicht. Irgendwann wird man sie vor die
Tür setzen müssen.» Das gleichgültige, gehässige Knistern in Janes
Stimme bestürzte Alexandra. «Sie wird sich nach einer Arbeit
umsehen müssen. Sie kriegt schon noch zu spüren, was es heißt, auf
sich selber angewiesen zu sein.»
«Vielleicht sollten wir …» ihr unter die Arme greifen, wollte
Alexandra sagen.
«Niemals», erwiderte die telepathisch begabte Jane. «Sie war zu
eingebildet, einfach zum Kotzen, wenn du mich fragst, die gnädige
Frau Pastor, wie Greer Garson hat sie da hinter ihrer Kaffeemaschine
präsidiert und den alten Damen Süßholz vorgeraspelt. Du hättest
erleben sol en, wie sie zur Kirche raus- und reinrauschte, wenn wir
unsere

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