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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Schieferboden, den funkelnden Kupferschlangen, dem sparrigen Grün
des festlich beleuchteten Dschungels hinter Glas und der Decke mit
dem kalten Rechteck aus Himmel und Sternen. Mit der
wundervol en, entschlossenen Ungezwungenheit, die ihr eigen war,
legte sie erst einmal ihre satteltaschengroße Ledermappe auf einen
Stuhl, den Alexandra bisher gar nicht wahrgenommen hatte – es gab
Möbel in dem Raum: Stühle, Matratzen, alles in Schwarz, damit sich
nichts abhob –, und zog sich aus, schlüpfte als erstes aus den
sportlichflachen, breitkappigen Schuhen und entledigte sich der
Jägerjoppe, ließ dann den aufgebundenen Wildlederrock über ihre
Hüften rutschen und knöpfte die Seidenbluse auf, die von zartestem
Beige war, wie eine teure, gedruckte Einladungskarte, streifte den
rosabräunlichen Halbrock, teerosenhaft im Ton, mitsamt den weißen
Höschen herunter, hakte schließlich den Büstenhalter auf, beugte sich
mit ausgestreckten Armen vor und fing die beiden leeren Körbchen
leicht in den Händen auf; ihre entblößten Brüste wippten nach außen
bei dieser Bewegung. Sukies Brüste brauchten keine Stütze, sie waren
klein und fest, gerundete Kegel, die Spitzen waren in ein tieferes Rosa
getaucht, das war alles, aggressiv vorspringende, knopfartige Warzen
hatten sie nicht. Ihr Körper war wie eine Flamme, eine Flamme von
sanftem weißem Feuer, dachte Alexandra, und beobachtete, wie Sukie
sich gelassen bückte und ihre Unterwäsche vom Boden auflas und sie
auf den Stuhl legte, der wie ein Gestalt gewordener Schatten war, und
wie sie dann entschlossen in ihrer großen Tasche mit dem weichen
    Überschlag wühlte und nach Nadeln suchte, um sich das Haar
hochzustecken, das von jenem blassen aber doch so klingenden Ton
war, den man gemeinhin Rot nennt, der aber, genaugenommen, eine
Nuance zwischen Aprikose und dem rötlich überhauchten Kernholz
der Eiben ist. Sukies Haar hatte überal diese Farbe, und als sie die
Arme hob, wurden die beiden Tuffs sichtbar, zweiflügelig, wie zwei
Nachtfalter, die von den Seiten her in ihre Achselhöhlen geflattert
waren. Das war ein Fortschritt gegenüber Alexandra und Jane, die
rasierten sich noch die Achselhöhlen, hatten noch nicht gebrochen
mit diesem patriarchalischen Gebot, das ihnen auferlegt worden war,
als sie jung waren und lernten, Frauen zu sein. In biblischer Zeit, in
der Wüste, mußten Frauen sich mit Feuerstein die Achselhöhlen glatt
schaben; Frauenhaar forderte die Männer heraus, und Sukie, die
jüngste der drei Hexen, fühlte sich am wenigsten dazu verpflichtet,
das natürliche Wachstum zu stutzen und zu beschneiden. Ihr
schmaler Körper, vol er Sommersprossen an Armen und
Schienbeinen, war dennoch konsistent genug: seine Kontur flöß, als
sie auf die anderen zuging und in den matten Schein der rings um das
Bassin eingelassenen Lämpchen trat, heraus aus dem schwarzen
Hintergrund des Raumes, der die artifizielle dunkle Monotonie eines
Tonstudios hatte; der Umriß der Erscheinung ihrer nackten
Schönheit flimmerte, wie wenn in einem Film eine Serie schnell
aufeinanderfolgender Einzelbilder abläuft und beim Zuschauer der
Eindruck flackernder Bewegung geweckt wird, beunruhigend und
geisterhaft, lautlos. Dann stand Sukie nah bei ihnen, und ihre
Dreidimensionalität war wiederhergestellt; ihre schöne, lange, nackte
Flanke war rührend verunziert von einer kleinen rosa Warze und
einem frischen blauen Fleck (Ed Parsley in einem Anfal extremen
Schuldgefühls?), und nicht nur auf Armen und Beinen hatte sie
Sommersprossen, sondern auch auf der Stirn und ein Band quer über
die Nase und ein deutliches Sternbild mitten auf dem Kinn, dem
    kleinen dreieckigen Kinn, das jetzt entschlossen gerunzelt war, als sie
sich auf den Bassinrand setzte und sich, tief Luft holend, mit
durchgedrücktem Kreuz und angespanntem Hintern in das
dampfende, läuternde Wasser gleiten ließ. «Heiliger Gott», sagte
Sukie.
«Man gewöhnt sich dran», versicherte Alexandra ihr. «Es ist
himmlisch, wenn man sich erst mal überwunden hat.»
«Kinder, ihr findet das doch nicht etwa heiß», sagte Darryl Van
Horne ängstlich prahlend, «für mich al ein stel e ich den
Thermostaten noch um etliche Grad höher. Wirkt Wunder, wenn
man einen Kater hat. Das ganze Giftzeug wird im Nu aus einem
rausgebrutzelt.»
«Was haben sie gerade gemacht?» fragte Jane Smart. Ihr Gesicht und
ihr Hals kamen Alexandra verschrumpelt vor, zu lange hatten ihre

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